Der Keller
Blick über seine Schulter, schob seine beiden Drinks ein Stück von sich und stand auf.
»Guten Abend, Tyler. Abe.«, sagte er.
Tyler nickte ihm zu, machte sich jedoch nicht die Mühe, dabei zu lächeln. Abe schüttelte seine Hand.
Sie rutschte über die Sitzbank, wobei sie das kühle Kunstleder durch ihren Rock hindurch spürte. An der Stelle, wo Hardy gerade gesessen hatte, war das Leder noch warm. Tyler rutschte schnell weiter, während Abe sich neben sie setzte, und Hardy sich einen Stuhl vom Nachbartisch holte.
»Wir haben gerade über dich gesprochen«, sagte Nora.
Na toll, dachte Tyler. Großartig.
»Stimmt«, pflichtete Hardy bei. »Es muss ein gewaltiger Schock für Sie gewesen sein, dass Sie ihren früheren Liebhaber auf diese Weise wiedersehen mussten.«
Tyler sah Nora mit zusammengekniffenen Augen an, dann wandte sie sich Hardy zu, der sie erwartungsvoll anstarrte. »Ich hab mich schon besser gefühlt«, sagte sie.
»Lassen Sie mich noch einmal mein tiefstes Mitgefühl zum Ausdruck bringen.«
»Vielen Dank.« Mit Erleichterung bemerkte sie, wie die Kellnerin auf ihren Tisch zukam.
»Was willst du trinken?«, fragte Abe.
»Eine Margarita.«
Er bestellte Margaritas für sie beide.
»Erlauben Sie mir«, sagte Hardy, »noch eine Runde für alle zu spendieren.«
Etwas verfrüht, dachte Tyler. Schließlich hatte Nora ihren ersten Mai Tai nur zur Hälfte getrunken und ihren Gratisdrink noch nicht einmal angerührt. Jack machte sich gerade über seinen zweiten Bierkrug her, während Hardy ein langstieliges Glas hob und seinen ersten Martini leerte. Er rührte die Olive nicht an und wandte sich direkt dem zweiten Glas zu. Seine Augen richteten sich wieder auf Tyler.
»Wie Sie schon vermutet haben, arbeite ich tatsächlich an einem Buch über das Horrorhaus. Ich weiß, dass es sehr schmerzhaft ist, über alles zu sprechen, aber wenn Sie mir erlauben würden, Sie über ihr Verhältnis zu Mr Jenson und Ihre Reaktion auf seine Wachspuppe zu befragen …«
»Vergessen Sie’s«, entgegnete Tyler.
»Vielleicht könnten wir uns später zu einem Interview treffen und…«
Seine Hartnäckigkeit trieb sie zur Weißglut. »Sind Sie schwerhörig, Mr Hardy?«
Nora starrte Tyler mit weit aufgerissenen Augen an, als könnte sie nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Jack sah in seinen Bierkrug und schien ein Lachen zu unterdrücken. Abe beobachtete eingehend seine gefalteten Hände.
»Natürlich wäre es mir eine Ehre«, sagte Hardy, »Ihre Mühen angemessen zu vergüten.«
»Die Dame hat bereits abgelehnt«, sagte Abe, ohne aufzublicken.
»Würden fünfhundert Dollar die Meinung der Dame ändern?«
»Fünfhundert Dollar«, sagte Tyler, »würden gar nichts ändern.« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und wandte sich ihm zu. »Meiner Meinung nach ist jedes Buch, das Sie über das Horrorhaus schreiben, genauso sensationslüstern und menschenverachtend wie Maggie Kutchs gottverdammte Puppen. Damit will ich nichts zu tun haben. Ich weiß nicht, ob Sie sich bewusst sind, dass ich ein Recht auf Privatsphäre habe. Sollte mein Name in Ihrem Buch auftauchen, werde ich Sie in Grund und Boden klagen.«
Dieser Ausbruch brachte Hardy zum Grinsen. »Wie Sie wollen, Tyler. Sie sind eine harte Verhandlungspartnerin. Ich erhöhe auf achthundert.«
»Nein, vielen Dank.«
»Tausend.«
»Davon könntest du drei Monate lang deine Miete bezahlen«, sagte Nora bekümmert.
»So dringend brauche ich das Geld nicht.«
»Wie wär’s, wenn Sie mir die Kohle geben würden?«, fragte Jack.
»Darauf wollte ich später noch kommen.«
»Okay, alles klar.«
Hardy schüttelte den Kopf, als wäre Tyler ein sturköpfiges Kind, das statt seinem Zorn nur Mitleid verdient hatte. »Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Meinung nicht noch ändern wollen?«
»Ganz sicher.«
Die Kellnerin brachte die Drinks. Hardy zog einen Geldschein aus seiner Brieftasche.
»Ich werde für uns bezahlen«, sagte Abe.
»Aber ich bestehe darauf…«
»Ich werde unsere Getränke bezahlen«, wiederholte Abe mit ruhiger Stimme.
Sie bezahlten beide. Die Kellnerin räumte die leeren Gläser ab und verschwand.
Tyler nahm ihre Margarita mit zitternden Händen entgegen. Abe sah sie mit ernster Miene an, dann zwinkerte er ihr zu und stieß klirrend mit ihr an. Einige grobe Salzkörner fielen vom Rand des Glases auf ihre Finger.
»Nun«, sagte Hardy, »Ihnen habe ich ebenfalls ein Angebot zu unterbreiten.«
»Schießen Sie los«, sagte Jack.
Tyler sah
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