Der Keller
Abe in die Augen und nippte an ihrem schaumigen Drink.
»Wie Sie ja wissen, ist mein Assistent Brian Blake spurlos verschwunden.«
Abe runzelte die Stirn. »Zusammen mit drei weiteren Personen«, sagte er.
»Stimmt genau. Die Polizei scheint keinerlei Hinweise auf ihren Verbleib zu haben. Ich habe gerade erst mit einem der Beamten gesprochen. Die Wälder in der Nähe des verlassenen Autos wurden durchkämmt - bis jetzt ohne Erfolg. Sie vermuten ein Verbrechen, doch meiner Meinung nach ist Brian mit dem Mädchen durchgebrannt. Und ihre Eltern haben die beiden verfolgt.«
»Ihre Theorie ist nicht besonders stichhaltig«, sagte Abe. »Sie haben doch genug Krimis geschrieben, um sofort zu erkennen, dass diese Story gewaltige Löcher hat.«
Hardy zuckte übertrieben mit den Schultern. »Sehr richtig. Wenn dies ein Krimi wäre, hätte ich tatsächlich gewisse Schwierigkeiten, diese offensichtlichen Unstimmigkeiten zu erklären. Die Löcher zu stopfen, wie Sie es so schön ausgedrückt haben. Andererseits habe ich mit Brian Blake mehrere Jahre lang eng zusammengearbeitet. Ihn als Schürzenjäger zu bezeichnen, ist noch stark untertrieben. Ich weiß nicht, was mit Janices Eltern geschehen ist, doch das Mädchen selbst ist in diesem Moment wahrscheinlich in einem Highwaymotel - mit Brian inmitten ihrer Schenkel.«
»Inmitten?«, murmelte Jack.
»Hoffen wir s«, sagte Abe.
»Ich nehme an, dass sie früher oder später wieder zurückkommen. Brian war einmal drei Wochen lang nicht aufzutreiben, nachdem er eine junge Dame im MGM-Hotel in Las Vegas kennen gelernt hat. Diese Vermutung habe ich natürlich auch der Polizei gegenüber geäußert. Zurzeit werden alle Hotels entlang der Küste überprüft. Leider kann ich es mir nicht leisten, auf ihn zu warten. Ich habe Verpflichtungen, die mich zwingen, schon morgen abzureisen.«
Er nickte Jack zu. »Und hier kommen Sie ins Spiel. Oder auch Sie, Abe - wenn Sie wollen. Ich halte Sie beide für mehr als fähig, einen kleinen Auftrag zu übernehmen. Brians Aufgabe war es, das Innere des Horrorhauses zu fotografieren. Er hatte vor, es heute Nacht zu tun, aber…«
»Sie wollen, dass wir das übernehmen«, fiel ihm Jack ins Wort.
»Ich biete Ihnen tausend Dollar dafür.«
»In bar?«, fragte Jack.
»Zweihundert in bar, den Rest per Scheck.«
»Da Sie uns so viel Geld anbieten«, warf Abe ein, »haben Sie vermutlich nicht die Erlaubnis der Eigentümerin.«
»Diese Kutch erlaubt keine Fotos der Ausstellungsstücke.«
»Also reden wir von einem Einbruch«, sagte Jack.
»Ich nehme nicht an, dass so etwas für Männer mit Ihrem Hintergrund ein Problem darstellen sollte.«
»Ein Spaziergang.«
Abe sah Hardy an. »Eigentlich hätte das Blake erledigen sollen. Sagen Sie, hat er etwa gestern Nacht versucht, einzubrechen und diese Fotos zu schießen?«
»Aber nein. Er hat nicht mal seine Kamera mitgenommen. Ich versichere Ihnen, dass sein Verschwinden nichts mit meinem Projekt zu tun hat.«
»Wenn Ihnen so viel an diesen Bildern liegt«, sagte Tyler. »Warum brechen Sie dann nicht selbst ein?«
»Diese Möglichkeit habe ich mir natürlich überlegt. Doch um die Wahrheit zu sagen - ich würde liebend gern darauf verzichten. Ich muss zugeben, dass diese Unternehmung ein gewisses Risiko birgt, und ich bin nicht mehr der Jüngste. Für mich ist so etwas kaum als ein ›Spaziergang‹ zu bezeichnen. Deshalb bin ich auch bereit, diese exorbitante Summe zur Verfügung zu stellen.«
Mit anderen Worten: Du hast die Hosen gestrichen voll, dachte Tyler.
Gorman nippte an seinem Martini. Dann lächelte er selbstzufrieden, zog seine Geldbörse hervor und entnahm ihr zwei Zwei-hundert-Dollar-Noten. »Gibt es Freiwillige?«, fragte er.
Jack und Abe sahen sich gegenseitig an.
»Ich werd’s tun«, platzte Nora plötzlich heraus.
Hardy kicherte.
»Das ist mein Ernst! Ein bisschen Kohle nebenher kann ich immer …«
»Ich mach’s«, sagte Jack ruhig. »Kein Problem.« Er streckte die Hand aus, und Hardy gab ihm die beiden Geldscheine.
»Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte Abe.
»Hey, tausend Mäuse sind kein Pappenstiel.« Er grinste Hardy an. »Sie haben eine Kameraausrüstung?«
»Liegt alles in meinem Zimmer. Wenn Sie die Sachen abholen, werde ich Ihnen den Scheck ausstellen.«
»Was wollen Sie genau? Nur Fotos der Wachsfiguren?« »Im Prinzip ja. Am besten wären mehrere Bilder von jedem Ausstellungsstück. Eines, auf dem man die gesamte Szenerie überblicken kann,
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