Der Keller
gingen sie den Hügel hinunter. Trockene Piniennadeln knackten unter ihren Schuhsohlen.
»Du weißt doch, ich bin nicht besonders abergläubisch«, sagte Jack.
»Nein, gar nicht. Du hast nur eine verdammte Hasenpfote durch halb Vietnam geschleppt.«
»Das ist was anderes. Ich meine, ich bin wirklich der Letzte, der an Geister und Ungeheuer und so einen Scheiß glaubt, stimmt’s?«
»Wenn du es sagst.«
»Aber hör mal, dieser Bobo soll doch von einer Insel vor Australien stammen. Und da gibt es haufenweise richtig seltsame Tiere: Kängurus, Wallabys, Wombats, Schnabeltiere. Vielleicht ist Käpt’n Franks altem Herrn wirklich irgendwas Irres über den Weg gelaufen, das er mit hierhergebracht hat.«
»Schon möglich.«
»Wir sollten die Augen offen halten.«
»Ich werd’s versuchen.«
»Hoffentlich können wir dieses Ding zur Strecke bringen.«
»Wir steigen da so schnell wie möglich ein, machen ein paar Bilder und fahren zu den Mädels zurück. Ich weiß ja nicht, wie es Nora geht, aber Tyler macht sich solche Sorgen, dass sie kurz vorm Ausflippen ist.«
»Wenn uns Gorman schon tausend Dollar für ein paar lumpige Schnappschüsse zahlt, wie viel würde er dann erst für den Kadaver dieses Dings springen lassen?« Jack lachte leise. »Wahrscheinlich lässt er das verdammte Ding ausstopfen und nimmt es mit zu Johnny Carson in die Tonight Show.«
» Wir sollten es behalten und in die Lobby meines Hotels stellen.«
»Gute Idee! Wir können es ja als Bigfoot ausgeben.«
»Ich glaube nicht, dass Tyler davon besonders begeistert wäre.«
»Siehst du, du stehst bereits unter dem Pantoffel, und dabei bist du noch gar nicht verheiratet.«
Abe stieß ihn mit dem Ellbogen an. Dann tauchte der Zaun um das Horrorhaus vor ihnen auf. Sie gingen rechts herum daran entlang.
»Also verkaufen wir das Ding für ein Heidengeld an Gorman. Dann springt noch ein schönes Motorboot für die Lodge raus.«
»Abgemacht«, sagte Abe. »Vorausgesetzt, es existiert wirklich.«
»Wenn wir Glück haben, dann schon.«
Sie gingen schweigend am Zaun entlang, wobei Abe das Haus und die Umgebung genau beobachtete. Die Fenster waren dunkel. Wäre wirklich jemand im Haus, um zu putzen oder Wache zu schieben, hätte man mit Sicherheit ein Licht gesehen.
»Wenn wir jemanden dort bemerken«, sagte er, »brechen wir sofort ab.«
»Geht klar«, stimmte Jack ihm zu.
»Letzten Sommer gab es offensichtlich weder eine Alarmanlage noch eine Wache …«
»Nur die Bestie.«
»Also wenn sie in der Zwischenzeit keine weiteren Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, sollten wir keine Probleme haben, da reinzukommen.« Der Pfad führte in eine kleine Schlucht. Sie durchquerten sie und stapften durch das niedrige Buschwerk bis zum hinteren Teil des Zauns. Das Haus verdeckte die Hauptstraße vollständig. Abe sah über seine Schulter. »Wenn die Polizei auftaucht, müssen wir sofort die Waffen wegwerfen. Sollten wir nicht rechtzeitig entkommen können, wird die Anklage nur auf einfachen Einbruch lauten - ein Klacks gegen einen bewaffneten Raubüberfall oder Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
»Wir können die Knarren ja später wieder einsammeln.«
Abe blieb vor dem Zaun stehen und warf die Decke über die Eisenspitzen. Leise landete sie auf dem Rasen auf der anderen Seite.
»Pass bloß auf diese Spitzen auf«, sagte Jack. »Sonst kannst du Sopran singen.«
Sie packten gleichzeitig die Querstrebe des Zauns, zogen sich hoch, stellten einen Fuß auf die Strebe zwischen den Spitzen und stießen sich ab. Auf der anderen Seite angekommen packte Abe die Decke und rannte an einem gespenstisch weißen Pavillon vorbei auf den Schatten zu, den das Haus auf die mondbeschienene Rasenfläche warf. Jack blieb ihm dicht auf den Fersen, während er die Verandatreppe hinaufeilte.
Als Abe sich der Hintertür näherte, knarrte der Holzboden unter seinen Füßen. Er spähte durch eines der Glasfenster der Tür. Bis auf das trübe Licht, das durch die Fenster in das Haus fiel, war alles stockfinster. Er trat zur Seite. »Jetzt kommt dein Einsatz«, flüsterte er. »Dann zeig mal, was du draufhast.«
Jack rammte einen Ellbogen gegen die untere rechte Glasscheibe der Tür. Mit einem Klirren regneten Splitter auf den Boden im Inneren des Hauses.
»Wie raffiniert«, sagte Abe.
»Hauptsache es funktioniert«, sagte Jack und schob einen Arm durch die Öffnung, um den Türgriff zu ertasten.
»Moment. Warten wir noch ein paar Minuten, ob nicht doch jemand
Weitere Kostenlose Bücher