Der Keller
Sie hat Angst, dass sie es umbringen könnten. Tun sie aber nicht. Sie glauben, dass Mom Selbstmord begeht, wenn sie Jud was antun, und das wollen sie nicht. Sie wollen sie lebend.«
»Weshalb?«
»Aus dem gleichen Grund, weshalb sie dich haben wollen. Er will dich. Um Kinder zu machen.«
Janice spürte Kälte in ihrem Innersten. »Kinder?«, murmelte sie. »Was für Kinder? Wieks Kinder?«
»Sei doch nicht blöd. Wiek darf uns nicht mal anfassen. Er hat mal versucht, mich zu ficken, und Maggie hat ihn windelweich geprügelt. Niemand darf an uns ran. Nur Seth und Jason.«
»Wer sind die denn?« »Die Söhne von Maggie und Xanadu.«
»Xanadu?« Janice lief es kalt den Rücken herunter, als sie den Namen aus Lilly Thorns Tagebuch hörte.
»Er wurde letztes Jahr ermordet. Moms Freund hat ihn und Zarth und Achilles getötet. Dafür hat er bezahlt. Maggie hat ihm den Garaus gemacht.«
»Mein Gott«, flüsterte Janice. »Das waren alles solche … Bestien?«
»Zarth war Maggies Sohn und Achilles Agnes’. Xanadu war ihr Vater. Rucker hat alle drei umgebracht, aber Maggie konnte ihn umlegen, bevor er Seth und Jason erwischt hat.«
»Also gibt es … zwei dieser Ungeheuer hier? Vorhin hast du doch gesagt, dass es nur eins wäre.«
»Das hast du behauptet.«
»Du hast mich jedenfalls nicht verbessert.«
»Warum sollte ich?«
»Du kleiner Haufen Scheiße.«
»Hör mal, kannst du nicht von mir runtergehen? Wir können doch Freunde werden. Du wirst für eine lange Zeit hier sein, und es wäre besser für dich, wenn ich dich gut leiden kann. Dann kann ich dir ein paar Extrasachen zustecken.«
»Wie komme ich hier raus?«
»Gar nicht, hab ich dir doch schon gesagt.«
»Und warum nicht?«
»Sie werden dich kriegen.«
»Sind wir im ersten Stock?«
»Ja, aber …«
»In welcher Richtung ist die Treppe?«
»Sag ich nicht.«
Janice packte die Arme des Mädchens und drückte sie auf den Boden. »Du hast gesagt, dass sie bald nach dir sehen werden. Bis dahin bist du mausetot, wenn du mir nicht sagst, was ich wissen will. Also, wo ist die Treppe?«
»Ist doch egal. Sie erwischen dich sowieso.« »Raus damit, verdammt noch mal.«
»Die Tür ist immer abgeschlossen. Selbst wenn du …«
»Wo ist der Schlüssel?«
»Das verrat ich dir nie.«
Janice schlug ihr hart ins Gesicht. Das Mädchen kreischte vor Schmerz auf und zuckte unter ihr zusammen.
»Mach nur so weiter«, schluchzte Sandy. »Schlag mich, so viel du willst. Ich sag nichts.«
Janice überlegte. Die zerbrochene Glühbirne musste irgendwo in der Nähe sein. Aber sie bezweifelte, dass sie in der Lage wäre, das Mädchen zu verletzen. Sollte sie ihr die Verbände abreißen und ihre Wunden öffnen? Schon allein beim Gedanken daran schüttelte sie sich vor Abscheu.
»Der Schlüssel, mit dem du die Tür hier aufgemacht hast«, sagte sie. »Passt der auch in die Eingangstür?«
»Nein«, murmelte Sandy.
»Dann hat den also Maggie bei sich.«
Das Mädchen schniefte, antwortete jedoch nicht. Janice schloss daraus, dass sie richtig geraten hatte. In diesem Fall würde sie Maggie überwältigen müssen, um an den Schlüssel zu gelangen. Was wiederum bedeutete, es mit allen Bewohnern dieses Hauses aufnehmen zu müssen. Es schien aussichtslos. »Diese Bestien«, sagte sie, »sind sie hier im Haus?«
»Vielleicht.«
»Wenn sie nicht hier sind, wo sind sie dann?«
»Manchmal …«, schluchzte sie, »manchmal sind sie auch im Horrorhaus.«
»Wie kommen sie dorthin?«
Sandy schwieg.
»Wie gelangen sie von hier nach da? Sie können ja schlecht unter der Straße durchkriechen.«
»Doch, können sie«, entgegnete das Mädchen einen Tick zu schnell.
Mit einem Mal begriff Janice.
Es war verrückt, aber was war hier überhaupt noch normal? Es gab nur eine Möglichkeit. Die erste Bestie - Xanadu - hatte einen Tunnel von den Hügeln bis zu Lilly Thorns Keller gegraben. Es war gut möglich, dass es noch einen weiteren Tunnel gab, der die beiden Häuser verband. Der musste dann zwar mehrere hundert Meter lang sein, aber warum nicht? Ein Gang von einem Keller zum anderen war die einzige Möglichkeit für die Bestien, sich frei zwischen den beiden Häusern zu bewegen. Sie konnten ja wohl kaum über die Hauptstraße spazieren, ohne früher oder später von jemandem bemerkt zu werden. Es musste einfach einen Tunnel geben.
Und den würde sie finden.
Sandy durfte auf gar keinen Fall herausfinden, was sie gerade dachte.
»Tja, dann muss ich mir wohl den Schlüssel von
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