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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Türklinke abgewischt hatte und an ihm vorbei zum Kinderzimmer ging. Er versuchte die Tür zu öffnen. »Abgeschlossen. Kannst du das knacken?«, fragte er.
    »Vergiss es«, sagte Abe.
    »Soll ich sie eintreten?« »Mach einfach ein Foto von der geschlossenen Tür. Hardy kann sich ja eine geheimnisvolle Bildunterschrift aus den Fingern saugen. Moment.« Er sicherte seine Waffe und eilte zum Ende der Galerie, wo er die Decke hochhielt, um das Fenster zu verdecken, während Jack die Fotos machte. Dann drehte er sich wieder um.
    Jack war verschwunden.
    Die Vorhänge um Dan Jensons Wachsfigur bewegten sich leicht.
    Furcht stieg in Abe auf. »Jack?«, fragte er.
    Keine Antwort.
    Er lauschte nach verräterischen Geräuschen, konnte jedoch nur seinen eigenen Herzschlag hören.
    Schnell näherte er sich dem Vorhang. »Jack, was ist los?«, fragte er und versuchte, die wachsende Panik in seiner Stimme zu verbergen.
    Der untere Teil des Vorhangs wurde zurückgeschoben. Jack entsicherte den Revolver wieder. Eine düstere, massige Gestalt richtete sich auf. »Was gibt’s?«, fragte Jack.
    »Willst du mich zu Tode erschrecken oder was?«
    Jack lachte. »Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist.« Er zog den Vorhang beiseite, und Abe trat hindurch.
    »Wir sollten besser zusammenbleiben, Sportsfreund. Wie soll ich deinen Arsch retten, wenn ich ihn nicht mal sehen kann?«
    Jack ließ den Vorhang fallen, und Abe schaltete die Taschenlampe ein. Der rote Stoff reichte von der Decke bis zum Boden und schloss sie von allen Seiten ein. Abe fühlte sich in dieser warmen, stickigen Zelle äußerst verwundbar.
    Jack hob den Fotoapparat.
    »Warte.«
    »Was?«
    Abe ließ den Lichtstrahl auf die Wachsfigur von Dan Jenson fallen. Der Körper lag neben denen der Zieglers auf dem Boden. Die Kehle war zerfetzt, und die Augen glänzten im Licht. »Den fotografieren wir nicht.«
    Jack nickte. »Ja. Das wäre wohl unpassend.«
    Abe ging in die Hocke, packte den rechten Fuß der Figur und zerrte sie durch die Lücke im Vorhang. Dann schaltete er die Lampe aus, richtete sich auf und spähte in den finsteren Korridor. Tief atmete er die kühle, frische Luft ein.
    Er bemerkte einen Lichtblitz in seinem Rücken und hörte das Summen der Kamera. Jack umrundete auf der Suche nach einem geeigneten Blickwinkel das Ausstellungsstück.
    Vor seinem geistigen Auge sah Abe noch einmal, wie Tyler nach Luft schnappte und kreidebleich wurde. Ihre Augen rollten nach oben, und die Knie gaben unter ihr nach. Er spürte ihr Gewicht, als er sie auffing. Dann erinnerte er sich an den leeren Ausdruck in ihrem Gesicht und daran, dass sie aus dem Haus gerannt war, um sich zu übergeben.
    Er hob den Fuß und trat mit aller Kraft auf den Kopf der Puppe. Er spürte, wie das Wachsgesicht unter seiner Sohle zerbrach.
    Jack eilte auf ihn zu. »Herrgott, was machst du denn …«
    »Das Richtige«, sagte er und trat noch einmal auf den Kopf. »Sollen diese gottverdammten Schaulustigen doch jemand anderes begaffen.«
    Als er fertig war, beleuchtete er sein Werk. Von dem Kopf war nicht mehr als ein plattgedrückter Wachshaufen, einige Haare und zwei zerbrochene Glasaugen zurückgeblieben.
    Er schaltete die Taschenlampe wieder aus.
    »Machen wir weiter«, sagte er. »Die Mädels warten auf uns.«

Kapitel vierundzwanzig
    Janice hatte den Kampf gegen den Durst verloren.
    Die Hälfte der Cola hatte sie heruntergestürzt und den Rest der kalten, süßen Flüssigkeit schlürfte sie nun in kleinen Schlucken. Die volle Dose wäre eine gute Waffe gewesen, und sie bekam Schuldgefühle, während sie trank. Trotzdem gab es gute Gründe dafür, die Dose zu leeren. Zum einen war sie halb wahnsinnig vor Durst, und die Cola würde ihr genug Energie für ihren Ausbruchsversuch geben. Außerdem hatte sie sowieso nur zwei Hände. Die eine brauchte sie, um mit der Glühbirne zuzustechen, die andere, um Sandys Hose demjenigen entgegenzuschleudern, der die Tür öffnete.
    Wenn es überhaupt ein Mensch war.
    Mit der vollen Dose hätte sie mit einem gut gezielten Hieb einen ihrer Bewacher bewusstlos schlagen können. Doch mit der Hose konnte sie ihren Gegner überraschen, indem sie ihm die Sicht nahm, und sich auf diese Weise einen Vorteil verschaffen.
    Als sie den letzten Tropfen in ihren Mund goss, fragte sie sich, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch jetzt war es zu spät.
    Sie zerdrückte die Dose mit einem lauten, krachenden Geräusch. Etwas ritzte in ihre Handfläche.

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