Der Keller
die Fahrertür, warf die Decke auf den Rücksitz und wandte sich zu Tyler um. »Sind gleich wieder da«, sagte er.
Sie nickte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Nora ging zu ihr hinüber, und Seite an Seite standen sie vor der Veranda.
»Wenn ihr in einer Stunde nicht wieder da seid, rufen wir die Armee«, sagte Nora.
»Dummchen«, rief Jack. »Wir sind die Armee.«
Sie reckte ihm beide Daumen entgegen, während Tyler Abe zuwinkte. Er winkte aus dem Fenster zurück, bevor er die Scheinwerfer anschaltete und durch den Innenhof fuhr.
»Das wird ein Riesenspaß«, sagte Jack.
»Ich wünschte nur, dass die Mädels keinen Wind von der Sache bekommen hätten.«
»Tja, leider musste Kollege Gorman ja alles herausposaunen.«
»Ein echtes Arschloch.«
»Und ein Feigling dazu. Scheiße, wenn ich ein Buch über diesen Schuppen schreiben müsste, würde ich doch wenigstens eine Nacht dort verbringen und mich mal umsehen. Wegen der Atmosphäre, verstehst du?«
»Er wird uns bestimmt darüber interviewen wollen«, sagte Abe und bog nach links ab.
»Das kostet ihn aber extra. Er wirft ja sowieso mit seinem Geld nur so um sich.« Jack kurbelte das Fenster herunter und streckte den Ellbogen hinaus. »Hoffentlich ist sein Scheck auch gedeckt.«
»Er wird es nicht wagen, dich zu bescheißen.« »Das werden wir sehen, wenn ich morgen zur Bank gehe.«
»Mach dir darüber keine Sorgen.«
»Hey, die Hälfte gehört dir, schon vergessen?«
»Ich fahr nur zum Spaß mit.«
»Quatsch. Wir machen halbe-halbe.«
»Gib mir einfach einen aus, dann sind wir quitt.«
»Du bist echt einfach zufrieden zu stellen.«
Als er die Hauptstraße erreichte, drosselte Abe das Tempo. Das Café, in dem sie zu Mittag gegessen hatten, war noch immer geöffnet, ebenso der Schnapsladen gegenüber. Ansonsten wirkte die Stadt verlassen. Die Straßen waren bis auf einige parkende Autos und Lieferwagen völlig leer.
»Was hältst du übrigens davon, wenn uns die Mädels morgen begleiten?«
»Zu deinem Hotel?«
»Genau.«
»Cool!«
»Bist du einverstanden?«
»Machst du Witze?«
»Tyler wird mit Nora heute Abend darüber reden.«
»Nora kommt bestimmt mit. Sie ist scharf auf meinen Luxuskörper. Kein Wunder. Ihrer ist aber auch nicht schlecht.«
»Das ist mir aufgefallen.«
Jack lachte. »Ach ja? Wie denn das? Seit wir hier sind, hast du deine Augen nicht einmal von Tyler genommen. Euch hat’s wirklich ganz schön erwischt, Mann. Mir ist aufgefallen, wie ihr euch anseht. Wann wollt ihr heiraten?«
»So weit sind wir nun auch wieder nicht.«
»Nicht? Das überrascht mich.«
»Ich will noch ein paar Tage mit ihr verbringen, bevor …«
»Recht hast du. Lass sie schmoren. Aber warte nicht zu lange, sonst macht sie dir einen Antrag.«
»Nichts dagegen. Was ist mit dir und Nora?«
»Die Braut ist eine richtig scharfe Nummer, aber noch denke ich nicht daran, mich zu binden. Scheiße, ich war immerhin zwölf Jahre mit der Truppe verheiratet. Ich muss mir erst noch die Hörner abstoßen, verstehst du? Andererseits bin ich ganz zufrieden, wenn ich noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen kann. Mir ging’s noch nie so gut wie jetzt, das kann ich dir sagen.«
Abe fuhr langsamer und beobachtete das Horrorhaus, das zu seiner Linken auftauchte. Die Fensterläden der Ticketbude waren geschlossen und der Rasen hinter dem Zaun lag im Dunkeln. Keines der vielen Fenster war erleuchtet. »Sieht verlassen aus«, sagte er.
»Ob Bobo da drin ist?«
»Na, hoffentlich.«
Die Straße führte weiter in die bewaldeten Hügel hinauf. Abe suchte nach einem geeigneten Parkplatz, fand eine Einbuchtung, die breit genug für den Mustang war, und schaltete Scheinwerfer und Motor aus.
»Glaubst du, dass es so ein Ding wirklich gibt?«, fragte Jack.
»So ein Ding wie Bobo?«
»Ja.«
»Eher unwahrscheinlich. Aber wissen kann man es nie.« Abe beugte sich vor, öffnete das Handschuhfach, nahm seine ,44er Ru-ger Blackhawk heraus und stopfte sie zusammen mit einer Schachtel Patronen in die Tasche seiner Nylonwindjacke. Unter dem Fahrersitz fand er seine Taschenlampe.
Sie stiegen aus.
Er holte die Decke vom Rücksitz und klemmte sie sich unter den Arm. Dann steckte er den Revolver in den Hosenbund und nahm die Taschenlampe in die Hand, ohne sie einzuschalten.
Sie überquerten die Straße, sprangen über den Straßengraben und wanderten durch das Gestrüpp eine Anhöhe hinauf, bis Abe die Straße hinter den Bäumen nicht mehr erkennen konnte. Dann
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