Der Keller
über ihre Schulter.
Die Vorhänge hinter ihr waren geschlossen. Obwohl ihr Wohnwagen auf einer abgelegenen Lichtung stand, die nur selten von Fremden betreten wurde, öffnete Sandy sie fast nie.
Man konnte ja nie wissen.
Die Abenddämmerung schimmerte durch den dünnen gelben Vorhangstoff. Sie bemerkte jedoch keine Bewegung, keine Spur des Eindringlings.
Zumindest kann er uns dann auch nicht sehen.
Sie fragte sich, woher sie wusste, dass es ein Mann war.
Vielleicht aufgrund der schweren, selbstsicheren Schritte.
Er war bereits an ihrem Fenster vorbeigegangen. Die knirschenden Schritte wurden langsam leiser.
Vielleicht haut er ja wieder ab.
Doch wahrscheinlicher war, dass er auf der Suche nach der Eingangstür den Wohnwagen umrundete.
Geh weg! Wer du auch bist, geh einfach weg!
Für einige Augenblicke war alles ruhig.
Eric nahm wieder die Brustwarze in den Mund und saugte weiter.
Dann stieg der Eindringling auf die kleine Treppe. Das Holz knarrte und ächzte unter seinem Gewicht.
Sandy starrte auf die Tür direkt gegenüber.
Habe ich abgeschlossen?
Ich schließe immer ab.
Diesmal auch?
Sie war ziemlich aufgeregt gewesen, als sie reingekommen war. Und schon gar nicht in der Lage, vernünftig zu denken.
Ich habe bestimmt abgeschlossen.
Kein Laut drang von der anderen Seite der Tür.
Sandys Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie hörte Erics leises Saugen und Schlürfen an ihrer Brust.
Der Eindringling klopfte.
Sandy zuckte zusammen, und Eric biss sie leicht.
»Wer ist da?«
»Marlon Slade«, ertönte eine tiefe, volle Stimme, die sie an Darth Vader erinnerte. »Wir haben uns heute Morgen kennen gelernt.«
»Ich weiß.«
»Mrs Blume, ich muss mich kurz mit Ihnen unterhalten.«
»Worüber?«
»Darf ich bitte reinkommen?«
»Lieber nicht. Mein Dad kommt jeden Augenblick nach Hause. Und er will nicht, dass ich jemanden reinlasse, wenn er nicht da ist.«
»Miss Blume, hier draußen fressen mich die Moskitos bei lebendigem Leib. Bitte lassen Sie mich rein.«
»Das geht nicht. Ich kann Sie auch sehr gut von hier aus hören.«
Er rüttelte am Türgriff. Das Geräusch ließ ihr die Haare zu Berge stehen. »Hey!«, rief sie und sprang auf. »Lassen Sie das!«
Er konnte die Tür nicht öffnen.
Sie hatte also abgeschlossen.
»Ich würde es vorziehen, diese Sache nicht durch die Tür mit Ihnen besprechen zu müssen.«
»Es gibt nichts zu besprechen.«
»Wie Sie meinen. Dann warte ich eben auf Ihren Vater. Ich bin mir sicher, dass er an meinem Angebot sehr interessiert sein wird, auch wenn Sie es nicht sind.«
Sie stand mitten im Raum, hielt Eric in den Armen und schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht in Ihrem Film mitspielen will.«
»Natürlich wollen Sie. Und jetzt seien Sie ein gutes Mädchen und machen die Tür auf.«
»Nein, vielen Dank.«
Er schlug so hart gegen die Tür, dass sie erzitterte.
Sandy erzitterte ebenfalls.
Eric sah sich erstaunt um.
»Aufhören!«, rief Sandy.
Stille.
Marlon Slade stand noch immer auf der obersten Stufe vor ihrer Tür.
»Wir können morgen drüber reden«, schlug Sandy vor. »Ich werde in die Stadt fahren, und …«
»Nein«, sagte er, als wüsste er, dass sie ihn anlog. »Wir müssen jetzt darüber reden. Ich bin den ganzen Weg von der Straße zu diesem gottverlassenen … Wohnwagen marschiert. Und ich weigere mich, wieder zurückzugehen, ohne mit Ihnen von Angesicht zu Angesicht über unser Problem gesprochen zu haben.«
»Wir haben kein Problem.«
»Junge Frau, Sie weigern sich, bei meinem Film mitzumachen. Das kann ich nicht akzeptieren. Und das wiederum ist ein Problem für mich. Lassen Sie uns doch wie zivilisierte Menschen miteinander reden. Bitte! Die Moskitos bringen mich noch um.«
»Dann hauen Sie doch ab. So einfach ist das.« »Passen Sie auf. Ich gebe Ihnen einhundert Dollar, wenn Sie mich reinlassen. Bar auf die Hand. Egal, ob Sie nun bei Horror dabei sind oder nicht. Wie klingt das?«
»Ich brauche Ihr Geld nicht. Ich komme schon klar.«
»Es überrascht mich, dass Miss Kutch Ihnen überhaupt etwas bezahlt.«
»Ich bekomme sehr viel Trinkgeld.«
»Das glaube ich gerne. Sie sind schließlich eine hübsche junge Frau.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich mache meinen Job sehr gut.«
»Fünfhundert. Sie bekommen fünfhundert Dollar in bar, wenn Sie mich reinlassen.«
Das war eine Menge Geld. Zu viel, um es ohne triftigen Grund auszuschlagen. Sie musste ihn ja nur reinlassen und sich sein Angebot anhören
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