Der Keller
verstehen. Jemand ging die Treppe hinauf, jemand anderes folgte ihm.
Dann waren wieder alle verschwunden.
Sandy wartete. Sie fragte sich, was passiert war. Wer war gestorben, wer hatte überlebt? Sie war kurz davor zu verzweifeln.
Wick war wahrscheinlich tot. Aber der war sowieso ein Wider-ling. Auch Maggie und Agnes wären kein großer Verlust. Aber Seth und Jason und der kleine Rune - wenn sie sie ermordet hatten … sie schniefte leise in der Dunkelheit, als Tränen ihre Wangen hinunterliefen.
Später kamen noch mehr Leute ins Haus. Sandy legte sich auf den Rücken, lauschte und wartete. Die Leute wollten einfach nicht wieder verschwinden. Sie war sehr müde, doch ihre Gedanken rasten und hielten sie wach.
Was, wenn sie sie gefunden hätten? Hatten sie aber nicht.
Was war mit Seth und Jason und Rune passiert?
Was würde mit ihr geschehen? Sie war doch erst vierzehn. Wick war wahrscheinlich tot. Maggie hatte diesen Cop erschossen und letztes Jahr Jud erstochen. Mom würde das bezeugen, also würde Maggie nie wiederkommen, selbst wenn sie sie lebendig geschnappt hatten.
Agnes könnte zurückkommen. Ihr konnten sie nichts in die Schuhe schieben. Wenn sie sie nicht in die Klapsmühle steckten. Agnes war zwar etwas schwer von Begriff, aber nicht verrückt. Vielleicht würden sie sie laufen lassen. Dann würde sie das Haus erben - und das Horrorhaus dazu.
Ja.
Wenn Agnes wieder kam, war alles halb so schlimm. Dann konnte Sandy die Sache selbst in die Hand nehmen und die Führungen fortsetzen.
Außerdem kannte sich Agnes mit Babys aus. Schließlich hatte sie geholfen, als Mom ihr Kind zur Welt brachte.
Sie würde auch ihr helfen.
Sandy ließ die Hände über ihren Bauch gleiten. Langsam legte sich das Durcheinander in ihrem Kopf.
Draußen ertönten immer noch Stimmen. Dauernd ging jemand die Treppe rauf und runter.
Sie fragte sich, welchen Namen sie ihrem Kind geben sollte. Seth? Jason? Sie wusste ja nicht genau, wer der Vater war. Außerdem waren das so altmodische Namen. Doofe Namen. Wie wäre es mit Rieh oder Clint…
Dann schlief sie ein.
Epilog
Tyler löste ihren Finger aus dem festen Griff des Babys und klopfte an die Tür der Hütte.
»Wer ist da?«
»Ich bins«, sagte sie.
»Einen Moment, Schätzchen. Ich bin nicht angezogen.«
Einen Augenblick später öffnete Nora die Tür. Sie trug einen nagelneuen Bikini, der nur sehr wenig verdeckte.
»Du verlierst ja keine Zeit«, sagte Tyler.
»Ich hab Jack unten am Kai gesehen. Er hat mich noch nicht bemerkt. Ich werde ihn überraschen. Gib mir mal den Kleinen.«
Lachend hielt ihr Tyler das Baby hin. Das Kind streckte Arme und Beine aus, als hätte es Angst, fallen gelassen zu werden, und packte einen Träger von Noras Bikini. Sie schlang die Arme um den Kleinen und drückte ihn an sich. »Dich behalt ich, Scotty«, sagte sie.
»Schaff dir selbst eins an. Jack wird dir sicher gern dabei helfen.«
»Zweifellos.« Sie setzte sich auf das riesige Bett. »Also, wie ist das Leben in der Provinz?«
»Könnte nicht besser sein. Und in der Stadt?«
»Geht mir langsam auf den Wecker. Ich hab das ganze Jahr nur an diesen Ort gedacht. Er ist mir irgendwie ans Herz gewachsen. Genau wie Jack.«
»Das sieht man. Du hast noch nicht mal ausgepackt.«
»Ich habe auch nicht vor zu bleiben.«
»Aber…«
»Ich werde Jack so lange auf die Nerven gehen, bis er mich bei sich wohnen lässt. Clever, was? Dann kannst du das Zimmer an zahlende Kundschaft vermieten. Ich hab das BELEGT-Schild nicht übersehen.«
»Aber Jack hat doch nur diese kleine Hütte unten am …«
»Ich weiß, ich weiß. Wir sprechen uns ab und zu, musst du wissen.« Sie ließ sich aufs Bett fallen und hob Scotty in die Luft. Er keuchte erschreckt und fing an zu weinen. Schnell ließ sie ihn wieder herunter. »Ach Scheiße. Jetzt hab ich’s geschafft.« Sie setzte sich auf und gab ihn Tyler zurück.
Das Kind schlang einen Arm um ihren Hals und hielt sich fest. »Hat dich die große böse Nora erschreckt?«
»Hör auf, den Kleinen gegen mich aufzuhetzen. Ohne mich wäre er gar nicht hier. Hätte ich diesem Wichser damals nicht den Finger gezeigt, dann …«
»Du hast Recht. Bedank dich schön, Scotty.«
Scotty schluchzte.
»Übrigens«, sagte Nora. »Rat mal, wo ich letzte Nacht war - im Welcome Inn! Genau wie hier war dort alles belegt, aber Janice hat mich im Schlafzimmer ihrer Eltern untergebracht.«
»Wie geht es ihr?«
»Das weißt du nicht?«
»Ich hab sie ein paarmal im
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