Der Keller
Fernsehen gesehen und weiß, dass ihr Buch seit sechs Wochen auf der Bestsellerliste ist.«
»Sie hat allein für die Taschenbuchrechte - halt dich fest - über eine Million bekommen. Die Dreharbeiten zu dem Film sollen in zwei Wochen anfangen. Sie werden vor Ort drehen.«
»Ja, aber wie geht’s ihr?«
Das Lächeln verschwand aus Noras Gesicht. »Ich bin letzte Nacht von ihren Schreien aufgewacht. Sie hatte einen schlimmen Albtraum. Wir haben bis zum Morgen geredet. Früher hatte sie diese Albträume jede Nacht, jetzt nicht mehr so häufig. Sie sagt, dass es ihr sehr geholfen hat, das Buch zu schreiben - sie konnte viel Ballast abwerfen. Außerdem ist sie jetzt mit einem Typen namens Steve Saunders zusammen. Hardys Agent hat ihn ihr geschickt, um ihr mit dem Manuskript zu helfen. Er hat auch das Drehbuch verfasst. Die beiden sind richtig ineinander verschossen, doch jetzt ist er wieder in L. A. bis die Dreharbeiten anfangen. Ich habe sie überredet, ihn gleich heute Morgen anzurufen. Das hat sie aufgeheitert. Also, ich denke, ihr geht’s soweit gut.« Jetzt lächelte Nora wieder. »Hey, wir sind nach dem Essen sogar rüber ins Last Chance. Der gute alte Käpt’n Frank war in Hochform. Er ist jetzt so etwas wie eine lokale Berühmtheit.«
»Das genießt er, da wette ich drauf.«
»Der Mann sonnt sich in seinem Ruhm. Du hättest ihn hören sollen: ›Aye, ich hab die Bestie erledigt, in der Tat.‹ Er bekommt einen Drink nach dem anderen spendiert. Ich soll dich schön von ihm grüßen und dir sagen, dass du seinen Gürtel ruhig behalten kannst.«
»Ich wollte ihn zurückschicken, wirklich.«
»Das Porto kannst du dir jetzt sparen.« Sie stand auf. »Also, ich würde ja gerne den ganzen Nachmittag mit dir quatschen, aber ich habe leider einen ganz dringenden Termin. Du weißt ja, wie das ist.«
»Ich weiß.«
Nora ging an ihr vorbei und öffnete die Tür.
»Moment«, sagte Tyler. »Hast du an der Führung teilgenommen?«
»Machst du Witze? Also zum einen war die Schlange vor dem Horrorhaus mindestens eine halbe Meile lang. Außerdem kostet die Eintrittskarte jetzt zwölf fünfzig. Sie müssen ein Vermögen verdienen.«
»Wer?«
Nora zuckte mit den Schultern. »Das Haus gehört jetzt Maggie Kutchs Tochter. Wer die Führungen macht, weiß ich nicht. Ich hab nur einen kurzen Blick auf sie geworfen. Ein Mädchen, kann nicht älter als vierzehn oder fünfzehn sein.«
»Sie hätten den Laden dichtmachen sollen.«
»Scheiße, sie hätten ihn bis auf die Grundmauern niederbrennen sollen. Zumindest wird Dan nicht mehr ausgestellt. Ich habe jemanden gefragt, der gerade rauskam. Offenbar haben sie keinen Wert darauf gelegt, seine Figur zu ersetzen.«
»Das freut mich.«
»Hey, jetzt hätte ich beinahe das Buch vergessen.« Sie ging zu ihrem geöffneten Koffer hinüber und zog ein Buch unter einem Nachthemd hervor. Der Schutzumschlag kam Tyler bekannt vor: Der Schrecken von Malcasa Point von Janice Crogan. Auf dem Titel war eine grobe, unbeholfene Zeichnung der Bestie abgebildet, deren Anatomie von der Hüfte abwärts unter dicken Bleistiftstrichen verborgen war. »Hast du schon eins?«
Tyler nickte.
»Aber das hier ist signiert. Warte, ich muss gucken, ob es nicht Jacks ist.« Sie schlug das Buch auf. »Ja, das ist deins.«
Tyler setzte sich auf das Bett, legte Scotty auf ihren Schoß und nahm das Buch entgegen.
»Bis später«, sagte Nora.
»Um sechs in der Cocktailbar«, erinnerte sie Tyler.
»Geht klar. Wir kommen auf jeden Fall.«
Dann ging Nora hinaus.
Tyler schlug das Buch auf. Unter dem Namen der Autorin stand etwas mit blauer Tinte geschrieben:
Für meine guten Freunde Tyler und Abe, die mir das Leben gerettet haben. Vielen Dank und alles Gute. Der Schrecken hat ein Ende. Viel Glück für die Zukunft. Janice Crogan, 3. August 1980.
Mitternachtstour
Kapitel eins
Sandy - August 1980
»Autsch«, sagte Sandy. »Pass mit deinen Zähnchen auf, du Bengel. So. So ist’s besser. Wer ist mein kleines Äffchen? Bist du mein kleines Äffchen?«
Plötzlich hörte sie durch das geöffnete Fenster Schritte neben ihrem Wohnwagen. Die Zweige und Piniennadeln des Waldbodens knackten leise.
Vor Angst hielt sie den Atem an.
Eric hörte auf, an ihrer Brust zu saugen, als hätte er ihre Furcht gespürt. Er ließ ihre Brustwarze aus seinem Mund gleiten, legte den Kopf in den Nacken und sah ihr ins Gesicht.
»Keine Angst«, flüsterte sie.
Eric wimmerte leise und beunruhigt.
»Pssst.« Sie warf einen Blick
Weitere Kostenlose Bücher