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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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älter zu sein.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, schaute der Mann über die Schulter. Donna musste sich anstrengen, um nicht wegzusehen. Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke, dann sah sie seinen Begleiter und schließlich unbeteiligt die Theke an. Sie hob die Kaffeetasse, aus der kein Dampf mehr stieg. Stattdessen befand sich auf der dunklen Oberfläche ein öliger Film, der in allen Regenbogenfarben schimmerte und sie irgendwie an gammeliges Roastbeef erinnerte. Sie trank den Kaffee trotzdem. Als sie die Tasse wieder abstellte, riskierte sie einen weiteren Blick auf den Mann.
    Er beobachtete sie nicht mehr.
    Donna war erleichtert und gleichzeitig enttäuscht und behielt ihn weiter im Auge. Er hatte sich dem nervösen, weißhaarigen Mann zugewandt. Die Schulter eines anderen Gastes versperrte die Sicht auf seinen Mund. Auf seiner Nase befand sich ein kleiner Höcker. Offensichtlich hatte er sie sich mindestens einmal gebrochen. Eine Narbe führte vom Ende einer Augenbraue bis zum Wangenknochen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, starrte Donna wieder in ihren Kaffee.
    Dann hörte sie schnelle, vertraute Schritte. Der Mann wandte sich um und warf Sandy und Donna einen Blick zu, bevor er sich wieder seinem Freund widmete.
    »Alles klar?«, fragte Donna - vielleicht eine Spur zu laut.
    »Da gabs nichts, woran ich mir die Hände abtrocknen konnte«, sagte Sandy und setzte sich.
    »Und woran hast du sie abgetrocknet?«
    »An meiner Hose. Wo bleibt das Essen?«
    »Wenn wir Glück haben, kommt es vielleicht gar nicht mehr.«
    »Aber ich verhungere.«
    »Dann müssen wir es wohl doch probieren.«
    Bald darauf erschien die Kellnerin und brachte Eier mit Speck, Würstchen und Kartoffelpuffer. Überraschenderweise sah alles ziemlich gut aus. Als Donna in ein Würstchen stach, knurrte ihr Magen laut und deutlich.
    »Mama!«, kicherte Sandy.
    »Da zieht wohl ein Gewitter auf«, sagte Donna.
    »Mich kannst du nicht veräppeln. Das waren deine Gedärme.«
    »Gedärme ist kein besonders schöner Ausdruck, Schatz.«
    Das Mädchen grinste. Mit leicht gerümpfter Nase nahm sie einen Strunk Petersilie von den Kartoffelpuffern und schnippte ihn vom Tisch.
    Donna warf erneut einen Blick auf den Mann, der gerade seinen Kaffee trank. Während sie frühstückte und mit Sandy redete, ließ sie ihn nicht aus den Augen. Er hatte nichts zu essen bestellt. Offensichtlich waren er und sein Kumpel nur auf eine Tasse Kaffee gekommen. Bald darauf erhoben sie sich.
    Der Mann griff in seine Gesäßtasche und ging zur Kasse. Trotz der Proteste seines nervösen Freundes bezahlte er die Rechnung, dann zog er eine dünne Zigarre aus der Brusttasche und wickelte sie aus. Während er das Zellophan zu einer kleinen Kugel zusammenknüllte, ließ er seinen Blick auf der Suche nach einem Mülleimer durch den Raum schweifen. Als er keinen fand, steckte er die Plastikkugel in die Brusttasche und klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne. Dann sah er plötzlich Donna direkt ins Gesicht. Er fixierte sie, so dass sie sich fühlte wie ein Reh, das hilflos in die näher kommenden Scheinwerfer eines Autos starrt. Der Mann riss ein Streichholz an, führte die Flamme zur Zigarrenspitze, schüttelte das Streichholz wieder aus, drehte sich um und ging durch die Tür.
    Donna atmete tief aus.
    »Alles klar?«, fragte Sandy.
    »Ja.«
    »Was ist los?«
    »Nichts. Alles in Ordnung.«
    »So siehst du aber nicht gerade aus.«
    »Bist du fertig?«
    »Fertig«, sagte Sandy.
    »Können wir aufbrechen?«
    »Ich schon. Willst du nicht aufessen?«
    »Nein, ich glaube nicht. Machen wir uns lieber auf die Socken.« Sie nahm die Rechnung und griff mit zitternden Händen nach ihrem Geldbeutel. Dann legte sie drei Vierteldollarstücke unter ihren Tellerrand und stand schnell auf.
    »Was ist denn los?«
    »Ich will nur raus hier.«
    »Okay«, sagte ihre Tochter mit zweifelnder Miene und folgte Donna zur Kasse.
    Vor dem Restaurant sah sich Donna um. Eine Straße weiter stieg eine alte Dame mit Pudel unbeholfen von einem Randstein. Die beiden Männer waren nirgends zu sehen. Sie sah in die andere Richtung.
    »Was suchst du denn?«, fragte Sandy.
    »Ich weiß nicht, in welche Richtung wir gehen sollen.«
    »Da waren wir schon«, sagte Sandy und deutete mit ihrem Kinn nach links.
    »Okay.« Sie gingen nach rechts.
    »Glaubst du, dass wir heute Morgen noch von hier abhauen können?«, fragte Sandy.
    »Ich weiß nicht, wie lange es noch dauert. Ich glaube, das Auto ist ungefähr

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