Der Keller
wählte.
»Hallo?«
»Morgen, Karen.«
»Oh-oh.«
»Was ist denn das für eine Begrüßung?«
»Sag mir nicht, dass dein Auto schon wieder kaputt ist.«
»Du bist eine Hellseherin.«
»Soll ich dich zur Arbeit fahren?«
»Nein. Ich musste heute leider frei nehmen.«
»Du Arme.«
»Unfreiwillig.«
»Haben sie deine freien Tage verschoben? Dabei hatten wir montags doch immer so viel Spaß zusammen. Wann hast du jetzt Schicht? Freitag und Samstag oder Dienstag und Mittwoch?«
»Jetzt haben dich deine hellseherischen Fähigkeiten aber verlassen.«
»Ach?«
»Ich rufe aus dem bezaubernden Küstenstädtchen Malcasa Point an. Heimat des berühmten Horrorhauses.«
»Bist du betrunken?«
»Leider stocknüchtern. Wir sind ungefähr hundert Meilen nördlich von San Francisco, fünfzig Meilen mehr oder weniger.«
»Himmel, das weißt du nicht?«
»Nicht genau. Klar, auf der Karte könnte ich’s dir zeigen …«
»Was machst du überhaupt an diesem gottverlassenen Ort?« Noch bevor Donna antworten konnte, platzte sie heraus: »Oh Gott, sie haben ihn rausgelassen.«
»Ja.«
»Um Himmels willen.«
»Ich dachte, es wäre besser, wenn wir uns aus dem Staub machen.«
»Gut. Was soll ich tun?«
»Sag Mom und Dad, dass es uns gut geht.«
»Was ist mit deiner Wohnung?«
»Kannst du unsere Sachen irgendwo einlagern?«
»Klar. Denke schon.«
»Gut. Sag mir, was es gekostet hat, dann schicke ich dir einen Scheck.«
»Wie soll ich dich überhaupt erreichen?« »Ich melde mich.« »Kommst du wieder zurück?« »Keine Ahnung.«
»Weshalb haben sie ihn freigelassen? Wie konnten sie das nur
tun?«
»Wahrscheinlich wegen guter Führung.« »Himmel!«
»Es wird schon alles gut gehen, Karen.« »Und wann sehe ich euch wieder?« Sie war den Tränen nahe. »Wir müssen warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist.« »Klar. Bis Roy an einem Herzinfarkt stirbt oder gegen einen Brückenpfeiler fährt oder …« Ein Schluchzen erstickte ihre Stimme. »Himmel, so etwas … wie kann so etwas nur passieren?«
»Hey, jetzt wein doch nicht. Es wird schon alles gut gehen. Sag Mom und Dad einfach nur, dass bei uns alles in Ordnung ist. Wir bleiben in Verbindung.«
»Okay. Ich werde mich … um deine Wohnung kümmern.« »Und pass auf dich auf.«
»Klar. Du auch. Richte Sandy einen schönen Gruß von mir aus.« »Werd ich machen. Bis dann, Karen.« »Bis dann.«
Donna legte auf, atmete tief durch und versuchte, ihre aufgewühlten Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Dann überquerte sie die Veranda. Als sie die Stufen hinunterging, hörte sie das Quietschen einer Tür.
»Hallo?«
Donna drehte sich um und bemerkte ein Mädchen im Teenageralter, das in der Rezeptionstür stand. Offensichtlich die Tochter der Besitzerin.
»Ja?«
»Sind Sie die Lady mit dem kaputten Auto?«
Donna nickte.
»Bix von der Werkstatt hat angerufen. Er ist mit Kutch auf dem Weg, um es zu holen. Er hat gesagt, Sie sollen zu ihm kommen, sobald er wieder da ist.«
»Aber er hat die Autoschlüssel doch gar nicht.«
»Die braucht Bix auch nicht.«
»Hat er sonst noch was gesagt?«
Das Mädchen hob eine bis auf den Träger ihres Tanktops nackte Schulter. Offensichtlich trug sie keinen BH. Ihre dunklen, vollen Brustwarzen schmiegten sich gegen den dünnen Stoff. Donna fragte sich, wie sie ihre Eltern nur so herumlaufen lassen konnten.
»Okay. Danke für die Nachricht.«
»Kein Ding.«
Das Mädchen wirbelte herum. Ihre abgeschnittene Jeans war an den Seiten aufgeschlitzt, so dass man die gebräunten Beine fast bis zur Hüfte hinauf sehen konnte.
Dieses Mädchen ist drauf und dran, vergewaltigt zu werden, dachte Donna. Wenn sich Sandy eines Tages so anziehen sollte …
Donna ging zu ihrem Bungalow zurück und wartete auf Sandy, die im Badezimmer war.
»Willst du hier oder im Restaurant frühstücken?«, fragte Donna. »Wir können unser Glück auch in der Stadt versuchen.«
»Fahren wir in die Stadt«, sagte Sandy erwartungsvoll. »Ich hoffe,
die haben einen Dunkin’ Donuts. Ich könnte sterben für einen Donut.«
»Und ich für eine Tasse Kaffee.«
»Java Mama.«
Als sie den Bungalow verließen, kniff Sandy die Augen zusammen und suchte in ihrer Jeanshandtasche nach der Sonnenbrille. Die runden Gläser verdeckten fast ihr ganzes Gesicht. Donna, die nur selten eine Sonnenbrille trug, fand, dass ihre Tochter damit wie ein Käfer aussah - ein süßer Käfer, zugegeben -, aber trotzdem ein Käfer.
Sie passte höllisch auf, diese
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