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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eine Stunde von hier entfernt liegen geblieben. Aber das Mädchen im Hotel hat mir nicht gesagt, wann Axel losgefahren ist.«
    »Wenn wir noch bleiben müssen, können wir uns dann das Horrorhaus ansehen?«
    »Ich weiß nicht so recht, Schätzchen. Bist du sicher, dass du dir so etwas Grässliches angucken willst?« »Was ist eigentlich in dem Horrorhaus?«
    »Dort soll ein schreckliches Ungeheuer hausen, das Menschen umbringt und sie in Stücke reißt. Erst vor ein paar Wochen wurden dort drei Menschen getötet.«
    »OOOOOh, das ist das Horrorhaus?«
    »Genau das.«
    »Wow! Können wir’s uns ansehen?«
    »Ich weiß nicht so recht, ob ich Lust dazu habe.«
    »Och, bitte. Wir sind doch gleich da. Bittebitte.«
    »Na ja, wir können ja mal gucken, wann die Führungen losgehen.«

    3

    Sie standen an der nordöstlichen Ecke des schmiedeeisernen Zauns. Donna starrte auf das düstere, verwitterte Haus und hatte nicht die geringste Lust, sich noch näher heranzuwagen.
    »Schatz, ich glaube, ich will da lieber nicht rein.«
    »Aber du hast versprochen, dass wir uns nach den Führungen erkundigen.«
    »Ich will da aber überhaupt nicht reingehen.«
    »Wieso denn nicht?«
    Donna zuckte mit den Schultern. Sie konnte ihre düstere Vorahnung nicht in Worte fassen. »Weiß nicht«, sagte sie.
    Sie blickte von einem schrägen Erkerfenster über einen Giebel und einen mit einem Geländer versehenen Balkon zu dem Turm am südlichen Ende des Gebäudes. Die Fenster des Turms wirkten wie blinde Augen. Das Dach ähnelte einem spitzen Kegel - einem Hexenhut.
    »Hast du Angst, dass du dir in die Hose machst?«
    »Deine Ausdrucksweise macht mir Angst.«
    Sandy lachte und rückte die Sonnenbrille zurecht.
    »Also gut, wir sehen mal, wann die Führungen anfangen. Aber sonst mache ich keine Versprechungen.« Sie gingen auf die Bude zu, in der die Eintrittskarten verkauft wurden.
    »Ich kann auch alleine gehen, wenn du Angst hast.«
    »Sie werden da bestimmt nicht alleine reingehen, junge Frau.«
    »Warum nicht?«
    Weil du vielleicht nie wieder rauskommst, dachte Donna plötzlich. Sie holte tief Luft. Der Pinienduft beruhigte sie etwas.
    »Warum denn nicht?«
    Donna grinste so böse, wie sie konnte. »Ich will nicht, dass die Bestie dich frisst«, murmelte sie.
    »Du bist schrecklich!«
    »Nicht so schrecklich wie das Monster.«
    »Mama!« Lachend schwang Sandy ihre Jeanshandtasche nach ihr.
    Donna wehrte die Tasche mit dem Arm ab, sah auf und bemerkte den Mann aus dem Café. Lächelnd wich sie einem weiteren Angriff ihrer Tochter aus.
    Der Mann hielt eine blaue Eintrittskarte in der Hand.
    »Okay, Schatz, das reicht. Wir machen die Tour.«
    »Wirklich?«, fragte sie freudig.
    »Seite an Seite werden wir uns diesem grässlichen Biest stellen.«
    »Ich werde es mit meiner Handtasche zu Brei schlagen«, sagte Sandy.
    Als sie sich dem Tor näherten, sah Donna, wie der Mann sich beiläufig seinem Freund zuwandte und etwas sagte.
    »Guck mal.« Sandy deutete auf ein hölzernes Zifferblatt über der Ticketbude, dessen Zeiger auf zehn Uhr standen. Auf einem Schild darüber stand »Nächste Führung:«.
    »Wie spät ist es?«
    »Gleich zehn«, sagte Donna.
    »Können wir mit?«
    »Na gut. Stellen wir uns an.«
    Am Ende der Schlange stand ein dicklicher Junge, der erwartungsvoll die Hände über dem Bauch verschränkt hatte. Er warf Donna und Sandy einen kritischen Blick zu und grunzte leise, als würde ihn ihre bloße Anwesenheit beleidigen.
    »Was hat der denn für ein Problem?«, flüsterte Sandy.
    »Pssst.«
    Donna zählte vierzehn Menschen in der Schlange. Obwohl darunter acht Kinder waren, schienen nur zwei vom »Kinder unter zwölf zahlen die Hälfte«-Angebot profitieren zu können. Sofern nicht alle anderen auch Freikarten hatten, schätzte sie, dass diese Führung 52 Dollar einbringen würde.
    Gar nicht schlecht, dachte sie.
    Der Mann aus dem Café stand drei Reihen vor ihnen.
    Ein junges Pärchen mit zwei blonden Kindern näherte sich der Schlange.
    »Vierundsechzig«, sagte Donna.
    »Was?«
    »Dollar.«
    »Wie spät ist es?«
    »Noch zwei Minuten.«
    »Ich hasse warten!«
    »Schau dir die Leute an.«
    »Wieso?«
    »Sie sind interessant.«
    Sandy sah zu ihrer Mutter auf. Auch mit Sonnenbrille war die Skepsis in ihrer Miene nicht zu übersehen. Trotzdem trat sie aus der Schlange, um die Leute genauer betrachten zu können.
    »Teufel!«, kreischte jemand hinter ihrem Rücken. »Leichenfledderer!«
    Donna drehte sich um.
    Eine dünne, blasse

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