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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Frau kauerte mitten auf der Straße und deutete auf sie, auf Sandy - auf alle. Sie konnte nicht älter als dreißig sein und trug einen kurzen Männerhaarschnitt. Ihr ärmelloses gel-bes Kleid war zerknittert und dreckig, die blassen Beine voller Schmutz. Sie war barfuss.
    »Du, du und du auch!«, kreischte sie. »Leichenfledderer! Grabräuber! Ihr seid Vampire! Ihr sauft das Blut der Toten!«
    Die Tür der Ticketbude öffnete sich, und ein Mann rannte heraus. Sein hageres Gesicht leuchtete rot. »Hau ab, verdammt noch mal!«
    »Ihr Maden!«, rief sie. »Maden, ihr alle! Ihr bezahlt auch noch, um euch diesen Dreck anzusehen. Aasgeier! Feiglinge!«
    Der Mann zog seinen breiten Ledergürtel aus den Laschen und faltete ihn in der Mitte. »Das ist meine letzte Warnung!«
    »Leichenficker!«
    »Das reicht«, murmelte er.
    Die Frau taumelte zurück, als der Mann mit erhobenem Gürtel auf sie zurannte, bereit, auf sie einzuschlagen. Sie stolperte und landete hart auf dem Asphalt. »Los doch, du Made! Das gefällt den Leichenfledderern! Sieh nur, wie sie gaffen! Die wollen Blut sehen! Deshalb sind sie gekommen!« Sie kniete sich hin und riss ihr Kleid auf. Für eine so kleine Frau waren ihre Brüste ziemlich groß. Wie reife Früchte baumelten sie über ihrem Bauch. »Sie wollen eine Show! Sie wollen Blut sehen! Prügle mich blutig! Sie lieben das!«
    Er hob den Gürtel über den Kopf.
    »Halt.« Es war nur ein Wort, schnell und scharf ausgesprochen.
    Der Ticketverkäufer drehte sich um.
    Donna sah, wie der Mann aus dem Café aus der Schlange trat.
    »Halt dich da raus, Kumpel.«
    Unbeirrt ging er weiter.
    »Das können wir schon alleine regeln.«
    Ohne den Mann mit dem Gürtel weiter zu beachten ging er zu der Frau. Er half ihr auf die Beine, zog das Kleid hoch, legte es über ihre Schultern und schloss es vorsichtig. Mit zitternden Händen hielt die Frau das zerrissene Kleid vor der Brust zusammen.
    Dann sprach er leise mit ihr, woraufhin sie sich gegen ihn warf,
    ihn ungestüm auf den Mund küsste und davonhüpfte. »Rennt! Rennt um euer Leben!«, rief sie. »Rennt um eurer Seelen willen!« Und damit verschwand sie die Straße hinunter.
    Ein paar Leute in der Schlange lachten. Irgendjemand verbreitete flüsternd, dass die Frau wohl Teil der Show wäre und erntete sofort heftigen Widerspruch. Der Mann aus dem Café reihte sich wieder schweigend neben seinem Freund in die Schlange ein.
    »Okay, Leute!«, rief der Ticketverkäufer, während er sich wieder den Gürtel anlegte, »‘tschuldigung für die Verzögerung. Wir alle fühlen mit dieser armen Frau. Vor drei Wochen hat die Bestie ihren Mann und ihr einziges Kind geholt. Hat sie in Stücke gerissen. Das alles war anscheinend zu viel für die Gute. Seit ein paar Tagen hängt sie hier herum - seit wir die Führungen wieder aufgenommen haben. Doch hier ist eine andere Frau, eine Frau, die durch das läuternde Feuer des Schmerzes gehen musste, um ein besserer Mensch zu werden. Ich rede von der Besitzerin dieses Anwesens und ihrer Gastgeberin auf dieser Tour.« Mit einer weit ausladenden Geste lenkte er aller Augen auf den Rasen vor dem Horrorhaus, über den eine dicke, gebückte Frau gehumpelt kam.
    »Willst du immer noch da rein?«, fragte Donna.
    Sandy zuckte mit den Schultern. Sie war kreidebleich. Die hysterische Frau hatte ihr offensichtlich einen Schrecken eingejagt.
    »Ja«, sagte sie. »Denke schon.«

Kapitel sechs
    1

    Sie gingen durch das Drehkreuz und versammelten sich auf dem Rasen vor der alten Frau, die sich auf einen Gehstock aus Ebenholz stützte. Ein Kleid mit Blumenmuster flatterte um ihre Beine. Obwohl es ein heißer Tag war, trug sie einen grünen Seidenschal um den Hals, an dem sie herumspielte, bevor sie anfing zu sprechen.
    »Willkommen im Horrorhaus.« Ihre heisere, tiefe Stimme klang fast ehrfurchtsvoll. »Ich bin Maggie Kutch, die Besitzerin dieses Hauses. Es ist seit 1931 für Besucher zugänglich, kurz nachdem mein Mann und meine drei Kinder einer fürchterlichen Schandtat zum Opfer fielen. Jetzt fragen Sie sich sicher, weshalb ich Menschen durch ein Haus führe, das der Schauplatz einer solch schrecklichen, persönlichen Tragödie war. Die Antwort ist einfach: G-E-L-D.«
    Die Gruppe brach in verhaltenes Gelächter aus. Die Frau lächelte höflich, wandte sich um und humpelte die Treppe zur Veranda hinauf. Sie legte eine mit Altersflecken bedeckte Hand auf den spindelförmigen Pfosten des Geländers und deutete mit dem Gehstock über ihren

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