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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nächtlichen Besucher: Zigarettenkippen, Schmierereien an den Wänden, Schokoriegelpapier, Kondome, Tampons …«
    »Igitt.«
    Im ersten Stock setzte Tuck die Suche fort, ohne mit ihrem Vortrag innezuhalten.
    »… Unterwäsche, meistens BHs oder Höschen. Eine Brille, ein einzelner Schuh, Schlüssel und Kleingeld, das jemandem aus der Tasche gefallen sein muss, waren auch schon mal dabei. Dazu verschiedene Körperflüssigkeits- und Exkrementproben.«
    »Du machst Witze, oder?«
    »Manche Leute führen sich hier wie die Schweine auf.«
    »Das glaub ich gern. Mein Gott, das klingt, als würde hier ständig jemand übernachten.«
    »Nein, das passiert eigentlich nicht so oft. Aber wenn … weißt du, was sie manchmal tun? Sie warten, bis es dunkel ist, dann lassen sie ihre Kumpels durch den Haupteingang rein. Und schon laufen hier fünf, sechs Leute rum.«
    Nachdem sie einige Räume durchsucht hatte, blieb Tuck vor der Tür zur Speichertreppe stehen und rüttelte am Griff. »Da ist auch niemand drin«, sagte sie und sperrte die Tür auf. Vor der Treppe war eine weitere Absperrung aufgebaut.
    Dana sah die enge Treppe hinauf. Vom Dachboden schien die Finsternis wie Tinte herabzusickern. Schnell wandte sie den Blick ab.
    Tuck ging wieder auf die Galerie zurück. »Weißt du, was komisch ist? Die Eindringlinge stellen so gut wie nie Unfug mit den Wachs-puppen an. Es gab bis jetzt vielleicht zwei oder drei Fälle von Van-dalismus. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht wollen sie das Schicksal nicht herausfordern - oder die Bestie.«
    »Ist so was wie das mit Ethels Nachthemd schon mal passiert?«
    »Eigentlich nicht. Einmal bin ich morgens reingekommen, da hat sie eine Männerunterhose getragen.«
    »Boxershorts oder einen Slip?«
    »Einen weißen Slip. War ziemlich lustig - fand ich zumindest. Ein harmloser Streich. Aber das hier ist was ganz anderes. Als ob sich ein Kerl an ihr aufgeilen wollte und sie vielleicht sogar betatscht hat, verstehst du? Ein Perverser, wenn du mich fragst. Wenn der schon so heiß auf eine Wachspuppe ist, will ich mir gar nicht erst vorstellen, was er mit echten Mädchen wie uns machen würde.«
    »Dazu muss er uns aber erst mal kriegen«, sagte Dana.
    »Du hältst ihn fest und ich hole Hilfe.«
    »Na toll. Glaubst du, dass er immer noch hier ist?«
    »Wäre möglich. Bist jetzt habe ich morgens noch nie jemanden erwischt. Die meisten hauen vor der Dämmerung ab oder mischen sich unauffällig unter den ersten Schwung Touristen.«
    Schließlich war die Suche beendet, und Tuck und Dana gingen wieder die Treppe hinunter.
    »Wer auch immer das getan hat«, sagte Tuck, »er scheint nur an Ethel interessiert gewesen zu sein. Hätte schlimmer kommen können.«
    »Vielleicht war es einer von den Angestellten«, sagte Dana. »Könnte doch sein, dass sie dir einen Streich spielen wollten.«
    »Ein ziemlich dummer Streich, wenn du mich fragst. Für so was kann man fristlos gekündigt werden. Und sich noch dazu eine Anzeige einhandeln. Ich würde ihn wegen Sachbeschädigung verklagen.«
    »Ihn?« »Glaubst du nicht, dass es ein Mann war?«
    Dana schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Könnte auch eine Frau gewesen sein, die wollte, dass es nach dem Werk eines Mannes aussieht. Man kann ja nie wissen.«
    »Nein, da hast du Recht«, sagte Tuck.
    Sie gingen zur Eingangstür. »Trotzdem war es höchstwahrscheinlich ein Mann. Keine Spuren eines Einbruchs, also nehme ich an, dass er sich von der Führung abgeseilt hat. Ethel muss es ihm ja schwer angetan haben.« Sie öffnete die Tür, und Dana folgte ihr auf die Veranda hinaus. »Erst hat er dafür gesorgt, dass jemand den Rekorder für ihn abgibt, dann hat er sich irgendwo versteckt und gewartet, bis wir abgeschlossen und Feierabend gemacht haben. Und danach hatte er alle Zeit der Welt, um an ihr rumzuspielen.«
    Obwohl draußen die Sonne schien, bemerkte Dana weder Helligkeit noch Wärme, als sie ins Freie trat. In Gedanken war sie noch immer im Horrorhaus und starrte durch die Dunkelheit auf eine Gestalt, die über der Puppe von Ethel Hughes kauerte. Sie sah, wie er im dämmrigen Mondlicht das Nachthemd mit beiden Händen zerriss und keuchend und stöhnend ihre Brüste packte. Er küsste sie, leckte darüber und ließ seinen Mund bis zu der Spalte zwischen ihren Beinen wandern.
    Tuck hatte wohl gerade an etwas Ähnliches gedacht. »Wenn er sich einen runtergeholt hat«, sagte sie, »hat er zumindest keine Schweinerei dabei angerichtet.«
    Dana errötete. »Wie

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