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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wohnt in San Francisco, taucht jeden Morgen um halb elf mit einem Bus voller Touristen auf, spaziert herum, futtert Hotdogs, fährt um halb zwei zurück und kommt erst am nächsten Tag wieder. Sie ist die Einzige aus der Truppe, die du gestern noch nicht kennen gelernt hast.«
    Sie gingen die Verandatreppe hinauf.
    Dana spürte, wie sich ihre Eingeweide mit einem Mal zusam-menkrampften und ihre Knie weich wurden.
    Sie wandte sich ab, um den Erhängten nicht ansehen zu müssen.
    Keine Angst, sagte sie sich. Beruhige dich. Das ist nur eine Puppe. Die beißt schon nicht.
    Sie wischte sich die schweißnassen Hände an ihrer Uniformhose ab und holte tief Luft.
    »Alles klar?«, fragte Tuck lächelnd, als sie die sechs hölzernen Stufen erklommen hatten.
    »Ich bin ein bisschen nervös.«
    »Musst du nicht. Hier wurde schon seit Jahren niemand mehr umgebracht«, versicherte sie ihr. »Jedenfalls nicht, soweit wir wissen«, fügte sie grinsend hinzu.
    Als Tuck die Vordertür aufsperrte, bemerkte Dana den Türklopfer aus Messing. Er hatte die Form einer Affenpfote. Sie hatte ihn seltsamerweise gestern überhaupt nicht bemerkt.
    »Du kriegst das schon hin«, sagte Tuck.
    »Na hoffentlich. Das Haus ist wirklich unheimlich.«
    »Das soll es auch sein.«
    »Ich werd’ mich schon dran gewöhnen.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte Tuck und öffnete die Tür. »Wenn du lieber nicht hier drin arbeiten willst…«
    »Nein, nein. Je eher ich mich mit dem Haus vertraut mache, desto besser.«
    Tuck zog die Tür zu, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Deine Aufgabe ist ziemlich einfach. Du musst einfach nur durch den ersten Stock spazieren und die Besucher im Auge behalten, damit sich niemand danebenbenimmt oder die Ausstellungsstücke anfasst. Du bist also für die Sicherheit und die Fragen unserer Gäste zuständig.«
    »Und wenn es mal Ärger gibt?«
    »Den meisten Ärger haben wir normalerweise mit halbstarken Jugendlichen. Sag ihnen einfach höflich, aber bestimmt, dass sie sich benehmen sollen - genau wie du es auch als Bademeisterin machst. Außerdem bekommst du ein Walkie-Talkie. Wenn wirklich mal was Ernstes passiert, lassen wir alles stehen und liegen und eilen dir zu Hilfe.«
    »Was wäre denn was Ernstes?«
    »Eine Schießerei zum Beispiel.«
    »Was?«
    Tuck lachte. »War nur ein Scherz. Aber im Ernst - sobald mehrere Leute auf einem Haufen sind, kann schnell etwas schiefgehen. Vielleicht fängt jemand eine Schlägerei an. Das passiert zwar nicht oft, ist aber schon vorgekommen. Manche Gäste sind angewidert von den Ausstellungsstücken und werden richtig wütend. Das liegt daran, dass sie keine Ahnung hatten, was sie hier erwartet. Dann musst du sie entweder beruhigen oder nach draußen begleiten. Und dann gibt’s noch die, die ausflippen.«
    »Na toll.«
    »Wir nennen sie die ›Flipper‹.«
    »Nett.«
    »Sie erleiden Panikattacken. Immerhin ist es ein altes Haus und riecht ein bisschen modrig. Dann gibt es diese langen, engen Korridore und die blutigen Ausstellungsstücke. Die Leute hören sich grausame, unanständige Sachen über Kopfhörer an. Für manche ist das einfach zu viel, besonders, wenn viele Leute in einem Raum zusammengedrängt sind. Es gibt die Flipper, die Umkipper und die Kotzer.«
    »Das klingt ja immer besser.«
    »Und da wären natürlich noch die Herzanfälle.«
    »Du hast Herzanfälle hier?«
    »Ich nicht, aber andere schon. Kommt aber selten vor.«
    »Großer Gott.«
    »Du bist ja ziemlich schreckhaft für eine Rettungsschwimmerin.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich in einer Touristenfalle mal bei jemandem Erste Hilfe leisten muss.«
    »Stell dir das Horrorhaus einfach als großen, trockenen Swimmingpool vor. Die meisten Leute haben einfach nur ihren Spaß. Aber manchmal gibt es eben auch Notfälle. Die Kunst ist es, diejenigen, die am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen, rechtzeitig zu erkennen, was eigentlich ziemlich einfach ist. Halt Ausschau nach kreidebleichen, verschwitzten Gesichtern und glasigen Augen. Und nach Leuten mit wirklich roter Birne und schwerem Atem - das könnte ebenfalls Ärger bedeuten. Wenn dir so jemand auffällt, dann führ ihn nach draußen. Frische Luft wirkt normalerweise Wunder. Und vergiss dein Walkie-Talkie nicht - darüber kannst du mich ständig erreichen. Wenn es ein Problem gibt, mit dem wir nicht fertig werden, rufen wir den Notarzt oder die Polizei. Die sind normalerweise im Nu zur Stelle.«
    Dana

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