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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sehen, hörte aber, wie sie weinte und flehte, hörte, wie ihre Kleider zerrissen wurden und Bills Schläge auf ihre nackte Haut klatschten.
    Und was, wenn er endlich fertig ist? Dann werden sie aussteigen und mich finden.
    Sie wünschte sich sehnlichst ein weiteres Auto herbei. Bills Wagen blockierte die Straße, und vielleicht würde er dann zur Vernunft kommen und weiterfahren.
    Doch es war nur eine kaum befahrene Seitenstraße - besonders nachts konnte es Stunden dauern, bis hier wieder jemand entlangfuhr.
    Sie musste von hier verschwinden.
    Sandy setzte sich auf den Fahrersitz, obwohl dadurch ihr Kopf bis zu den Schultern deutlich sichtbar war. Wenn Bill aufhörte, die Frau zu schlagen und sich umsah …
    Sie streckte den Arm aus und suchte unter dem Sitz nach dem Messer.
    Der soll sich nur mit mir anlegen.
    Sie legte das Messer auf ihren Schoß und drehte den Zündschlüssel. Stotternd erwachte der Motor zum Leben.
    Bill wirbelte herum und streckte seinen Kopf zum Beifahrerfenster heraus. »Hey!«, rief er.
    Sandy trat auf das Gaspedal und ließ die Kupplung kommen. Der MG machte einen Satz, dann starb der Motor ab.
    Oh nein!
    Leise rollte der Wagen vorwärts.
    Sie versuchte erneut, den Motor anzulassen. Er keuchte, ächzte, sprang jedoch nicht an.
    Die Beifahrertür des anderen Autos schwang auf.
    Ihre Eingeweide verkrampften sich.
    Dann endlich gelang es ihr, den Motor wieder anzulassen.
    Ja!
    Ruhe bewahren. Ruhe bewahren!
    Langsam ließ sie die Kupplung kommen, und das winzige Auto fuhr so schnell los, dass sie in den Sitz gedrückt wurde und das kühle Leder auf ihrer bloßen Haut spürte.
    »Warte!«, rief Bill.
    Sie bemerkte, dass er ihr hinterherrannte.
    Aufholte.
    Er war ein großer, schwerer Mann mit lockigem, im Mondlicht bleichem Haar. Er trug ein ärmelloses graues T-Shirt.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, rief Sandy und steuerte den Wagen vom Seitenstreifen zurück auf die Straße.
    »Warte. Wo willst du hin? Ich tu dir nichts!«
    Der Motor heulte protestierend auf. Schneller konnte sie im ersten Gang beim besten Willen nicht fahren.
    Sie warf erneut einen Blick über ihre Schulter.
    Und keuchte auf.
    Bill hatte sie beinahe erreicht.
    Sie trat die Kupplung und riss den Schalthebel zurück, betete, dass sie den zweiten Gang erwischt hatte, und ließ die Kupplung wieder kommen. Das Getriebe gab ein ohrenbetäubendes Knirschen von sich, und sie trat erneut auf das Pedal.
    Sie hatte keinen Gang eingelegt, zumindest aber auch den Motor nicht abgewürgt.
    Der Wagen befand sich im Leerlauf.
    »Keine Panik«, murmelte sie und versuchte, sich zu beruhigen. »Versuchs einfach noch mal, und …«
    Bill packte ihr Haar.
    Sie konnte sich nicht umwenden, hörte aber sein lautes Keuchen und seine Schuhsohlen auf dem Asphalt. »Anhalten!«, rief er und zog so fest an ihrem Haar, dass ihr Kopf nach hinten und zur Seite gerissen wurde.
    »Loslassen!«, rief sie.
    »Anhalten, verdammte Scheiße!«
    Plötzlich war es ihr egal, was der Mann mit ihren Haaren anstellte oder wie weh es tun würde - sie wollte einfach nur von ihm weg. Sie trat aufs Gaspedal, und der Motor brüllte auf. Der Wagen befand sich immer noch im Leerlauf.
    Mist!
    »Anhalten, oder ich reiß dir den Kopf ab!«
    Sie riss das Lenkrad herum.
    Das Auto scherte zur Linken aus.
    »Vorsicht!«, rief Bill. »Ahl«
    Sandy spürte eine leichte Erschütterung, und die Hand löste sich abrupt aus ihrem Haar. Sie sah sich um.
    Im Licht der Scheinwerfer des anderen Wagens sah sie, wie Bill taumelte und hinfiel.
    Sie beschloss, den zweiten Gang zu überspringen und gleich in den dritten zu wechseln. Erneut ließ sie die Kupplung kommen, betätigte den Schalthebel, und der MG schoss vor, als hätte ihm jemand einen gewaltigen Schubs verpasst.
    »Geschafft!«, rief sie.
    Im Rückspiegel sah sie, wie sich Bill mühsam aufrappelte. Er schien ihr hinterherzustarren.
    Die Scheinwerfer waren irgendwie heller geworden.
    Das Auto hinter ihm hatte sich in Bewegung gesetzt.
    Die Frau hatte sich anscheinend wieder einigermaßen gefangen und schien ihm entgegenzufahren, um ihn wieder einsteigen zu lassen.
    Und dann werden sie mich verfolgen!
    Bill hob einen Arm.
    Dann versuchte er verzweifelt, auf die Beine zu kommen.
    »Niiiiiicht!«, rief er.
    Im letzten Augenblick wollte er sich zur Seite werfen, doch das Auto riss ihm die Beine unter dem Körper weg. Er wurde auf die Motorhaube geschleudert und fiel mit dem Kopf voraus durch die Windschutzscheibe.
    Er steckte jetzt bis zur

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