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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Sie wollte, dass die Ausstellungsstücke den Polizeifotos so ähnlich wie möglich sind.« Sie kniete sich vor der Puppe hin und legte einen Fetzen des zerrissenen Nachthemds zwischen Ethels Beine. »Das hätte natürlich bedeutet, alles zu zeigen, also hat sie die Wachsfiguren auch so realistisch wie möglich anfertigen lassen - und zwar überall. Dann hat sie es sich jedoch anders überlegt und sich entschlossen, die heiklen Stellen zu verdecken.« Vorsichtig legte sie einen weiteren Leinenstreifen auf Ethels Intimbereich. »Das Nachthemd haben sie ja ordentlich zugerichtet«, sagte sie.
    »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
    »Es war vorher nur halb so zerfetzt.«
    Sie machte sich daran, die Brüste zu verhüllen. »Ethel selbst scheint unversehrt zu sein. Sieht zumindest danach aus. Wahrscheinlich müssen wir nur das Nachthemd austauschen.«
    »Ist das nicht das Original?«
    »Nein, zum Glück nur eine Kopie. Janet hat das Original schon vor langer Zeit in ihr Museum bringen lassen. Anfangs hielt ich das für einen Fehler, was ich ihr auch gesagt habe. Ich fand, die Puppen sollten die authentischen Kleider anbehalten. Wie sich jetzt rausstellt, hatte sie wohl Recht.«
    Tuck stand auf, trat einige Schritte zurück und begutachtete ihr Werk. »Was meinst du?«, fragte sie.
    »Schlüpfrig und unanständig.«
    »Es soll ja auch schlüpfrig und unanständig sein. Das Nötigste muss aber verdeckt bleiben. Siehst du noch was?«
    »Das Nötigste?«
    »Brustwarzen und Vagina.«
    »Ach so.« Dana ging vor der Absperrung hin und her und beugte sich sogar ein paarmal nach vorn. »Ich glaube, das Nötigste ist nicht mehr zu sehen.«
    »Okay. Gut.« Tuck stieg wieder über die Absperrung und ging auf die Tür zu.
    Dana folgte ihr. »Wie ist das denn passiert? Du schließt doch nachts ab, oder nicht?«
    »Vielleicht ist jemand eingebrochen. Ich werde mal die Fenster überprüfen. Möglicherweise hat sich auch jemand von der Führung abgeseilt und sich versteckt. Willst du draußen warten, während ich mich umsehe?«
    »Weshalb?«
    »Weil außer uns noch jemand hier sein könnte.«
    Obwohl Dana diese Möglichkeit selbst schon in Betracht gezogen hatte, ließen sie Tucks Worte unwillkürlich zusammenzucken. »Ich soll rausgehen, damit du allein mit ihm fertig werden musst?«
    Tuck zuckte mit den Achseln und lächelte.
    »Vergiss es«, sagte Dana.
    Aus Tucks Lächeln wurde ein Grinsen. »Du bist eine echte Freundin. Unerschütterlich, mutig und groß.«
    Dana lachte.
    »Also los.«
    Gemeinsam durchsuchten sie das Erdgeschoss, wobei Tuck fast pausenlos redete. »Es kommt immer wieder mal vor, dass irgendjemand auf die tolle Idee kommt, hier die Nacht zu verbringen. Ich kann den Leuten eigentlich keinen Vorwurf machen, es ist nämlich wirklich aufregend. Trotzdem ist es gegen die Regeln und normalerweise können wir sie rechtzeitig aufspüren. Du weißt ja, jeder Gast bekommt am Anfang einen Kassettenrekorder samt Kopfhörer ausgehändigt. Zum Schluss müssen sie die Sachen wieder am Ausgang abgeben. Am Ende des Tages zählen wir die Rekorder durch, und wenn einer fehlt, können wir davon ausgehen, dass sich jemand hier versteckt hat. Normalerweise finden wir diese Spaßvögel auch ziemlich schnell.«
    In der Küche rüttelte Tuck am Griff einer verschlossenen Tür.
    »Hier ist jedenfalls niemand durchgekommen«, sagte sie, nahm ihre Schlüssel heraus und öffnete die Tür.
    Dana, die neben ihr stand, starrte auf eine Treppe, die in den dunklen Keller führte.
    »Jemand da unten?«, rief Tuck.
    »Sehr witzig.«
    »Finde ich schon.« Sie ließ die Tür offen stehen und setzte die Suche fort.
    »Im Prinzip ist es nicht schwer, sich hier zu verstecken, wenn man sich einigermaßen geschickt anstellt. Man muss nur jemand anderen damit beauftragen, den Rekorder zurückzubringen, oder sich wieder ins Haus zurückschleichen. Mit etwas Köpfchen ist das ziemlich leicht.«
    »Sind es normalerweise Teenager, die so etwas machen?« »Zum Großteil ja. Zumindest die meisten, die ich erwischt habe. Manchmal ist es auch ein erwachsener Mann, der eine Wette verloren hat. Aber ich hab auch schon mal eine Gruppe von drei oder vier Leuten entdeckt und nicht wenige Pärchen. Hier gibt’s viele Verstecke.«
    »Die du alle kennst, möchte ich wetten.«
    »Die meisten jedenfalls«, sagte Tuck.
    Sie gingen die Treppe hinauf.
    »Egal, wie wachsam wir sind, ein paar Leute schaffen es immer, uns zu entkommen. Dann sieht man erst am nächsten Tag die Spuren der

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