Der Keller
zuvorkommend von ihm.«
»Vielleicht hat er ein Kondom benutzt.«
»Aber er hätte doch gar nicht in sie eindringen können.«
»Nö. Weit wäre er jedenfalls nicht gekommen.« Plötzlich blieb Tuck stehen und drehte sich zum Haus um.
»Was ist?«, fragte Dana.
»Ich hab vergessen, ihren Mund zu überprüfen.«
»Gute Idee. Ich warte so lange hier.«
Tuck sah kopfschüttelnd auf die Uhr. »Keine Zeit mehr. Wir kommen sowieso schon zu spät zur Morgenbesprechung. Komm mit.«
Sie gingen auf einem schmalen Pfad um das Haus herum. Als sie die Rückseite erreichten, bemerkte Dana drei Angestellte, die bereits vor der Snackbar warteten. Es waren Clyde und zwei junge Frauen namens Rhonda und Sharon. Sie alle trugen die beige Uniform mit dem rot-weißen Horrorhaus-Logo auf dem Hemdrücken. Clyde hatte eine lange Hose an, die anderen Shorts. Er hielt einen weißen Pappbecher in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. Rhonda, eine stämmige Brünette, trank ebenfalls Kaffee, während Sharon eine Zigarette rauchte. Sie war dünn und sonnengebräunt und hatte einen langen, blonden Zopf.
Sie wandten sich zu Tuck und Dana um. Die Frauen lächelten freundlich und nickten, Clyde jedoch schaute genervt drein.
»Morgen«, sagte Tuck. »Entschuldigt die Verspätung. Wie geht’s euch?«
Niemand schien sich beschweren zu wollen.
»Ihr erinnert euch doch an meine Freundin Dana Lake?«
Rhonda und Sharon nickten, lächelten und murmelten Grußworte.
»Sie passt heute im ersten Stock auf. Wer übernimmt das Erdgeschoss?«
»Ich«, sagte Sharon, die mit zusammengekniffenen Augen durch den Qualm ihrer Zigarette spähte.
»Sehr gut.« Tuck lächelte Dana an. »Sharon ist die Dienstälteste hier.«
»Ich mach das jetzt seit sechs Jahren«, sagte Sharon mit tiefer, kräftiger Stimme. Sie sah aus, als wäre sie etwa Mitte zwanzig. Mit ihrem scharfgeschnittenen Gesicht und dem übertriebenen Makeup erinnerte sie Dana eher an eine Kellnerin in einem zwielichtigen Schuppen, auch wenn Dana noch nicht besonders viele zwielichtige Schuppen von innen gesehen hatte - außer in Filmen natürlich. »Wenn du Fragen hast«, sagte Sharon, »dann frag einfach. Ich weiß
so ziemlich über alles Bescheid, was hier läuft. Ansonsten heißt’s improvisieren.«
Dana nickte lächelnd.
»Gut«, sagte Tuck. »Wer übernimmt die Bude?«
»Das mache ich«, sagte Clyde.
»Ich gebe die Rekorder aus«, sagte Rhonda. Sie hatte rosige Wangen und große, freundliche Augen.
»Sharon, das hast du gestern gemacht, oder?«
»Stimmt«, sagte sie und zog an ihrer Zigarette.
»Hast du nachgezählt?«
»Klar doch. Stimmte alles. Wieso, was ist los? Hat jemand übernachtet?«
»Sieht ganz danach aus. Ethels Nachthemd ist zerrissen. Ich hab das Nötigste wieder verdeckt und mit Dana kurz das Haus abgesucht, aber sonst nichts Verdächtiges bemerkt. Keine Spuren eines Einbruchs. Wahrscheinlich hat sich einer unerlaubt von der Truppe entfernt.«
»Von den Rekordern hat keiner gefehlt. Nicht einer«, sagte Sharon.
»Okay. Haltet die Augen offen. Nur, weil wir ihn nicht gefunden haben, heißt das nicht, dass er auch wirklich verschwunden ist.«
»Ist klar«, sagte Sharon.
»Seid wachsam«, sagte Tuck und ließ den Blick über die versammelte Belegschaft wandern. »Der Kerl ist ein Perverser.«
»Hat er Ethel gevögelt?«, fragte Sharon.
Clyde lachte grunzend. Rhonda errötete.
»Glaube nicht«, sagte Tuck.
»So was würde doch keiner tun«, sagte Rhonda verschüchtert.
»Du hast ja keine Ahnung«, meinte Sharon grinsend und schüttelte den Kopf.
»Also, erhöhte Aufmerksamkeit. Seid vorsichtig«, sagte Tuck. »Jeder, der sich seltsam verhält, ist verdächtig.«
»Das wäre dann etwa die Hälfte der Kundschaft«, sagte Sharon, blinzelte Dana zu und zog wieder an ihrer Zigarette. »Sieh dir doch den armen Clyde an, zum Beispiel. Wenn der nicht seltsam ist.«
Clyde grinste ihr zu und zündete sich eine weitere Zigarette an. »Nur kein Neid«, sagte er.
»Okay. Alle Mann auf die Plätze. Es wird Zeit, dass wir anfangen. Noch Fragen? Nicht? Na, dann los.«
Kapitel sieben
Sandy - August 1980
Sandy startete den Motor von Marlon Slades MG, trat auf die Kupplung und schob den Schalthebel so lange hin und her, bis sie glaubte, den ersten Gang gefunden zu haben. Dann ließ sie die Kupplung kommen. Der Wagen machte einen Satz, wobei der Motor erstarb.
»Gar kein Problem«, sagte sie.
Sie hatte fast noch nie hinter dem Steuer eines Wagens gesessen
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