Der Keller
mich warten.«
»Manchmal gehst du mir richtig auf die Nerven, weißt du das?«
»Jetzt verpasse ich wieder was. Dann muss ich’s mir noch mal anhören.«
Sie presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen.
Wieso ging sie nicht einfach? Er wollte sich ohne Ablenkung auf die Führung konzentrieren - vor allem ohne Monicas destruktive Kommentare. Sie verdarb ihm den ganzen Spaß.
Jetzt kam er zu der Stelle, die er verpasst hatte.
Wie Monica bereits vermutet hatte, war das Originalnachthemd, das Lilly in der besagten Nacht getragen hatte, im Horrormuseum zu bewundern.
»Gehen Sie jetzt die Galerie entlang, bis Sie Station vier erreichen.«
Er hielt die Aufzeichnung an.
»Fertig?«, fragte Monica.
»Ja.«
»Hast du auch kein einziges ach so wertvolles Wort verpasst?«
»Ich glaube, das war’s.«
Dieses Mal ging er voran und kümmerte sich nicht darum, ob ihm Monica folgte oder nicht.
Wenn ihr das nicht passte, umso besser. Er hatte sich schon seit Jahren auf das Horrorhaus gefreut. Und jetzt war er endlich da, und Monica machte alles kaputt.
Großer Fehler.
Wenn sie denkt, ich werde sie heiraten, hat sie sich geschnitten!
Am Sankt Nimmerleinstag!
Er wartete an der Tür, bis eine Familie mit drei Kindern in das Schlafzimmer gekommen war. Alle trugen Kopfhörer, sogar die jüngste Tochter, die etwa acht Jahre alt zu sein schien.
Er hielt es für bedenklich, ein Kind in diesem Alter an so einen Ort mitzunehmen.
Es gibt schon seltsame Zeitgenossen, dachte er.
Andererseits - was war schon so schlimm daran? Im Fernsehen konnte das Kind jeden Tag viel brutalere Sachen sehen.
Owen betrat die Galerie und wäre fast mit einem Mann zusammengestoßen, der einen Säugling in den Armen hielt.
Zumindest trug das Baby keine Kopfhörer. Owen lächelte.
Einen winzigen Augenblick lang dachte er daran, wie es wäre, selbst ein Kind zu haben - aber es wäre bestimmt ein Mädchen und sähe aus wie Monica.
Niemals, dachte er.
Vielleicht ist sie schon längst schwanger. Was weiß ich denn schon? Wenn das Kondom geplatzt ist?
Er wünschte, er könnte die Augen schließen, sich etwas wünschen, und Monica würde einfach verschwinden …
»Da oben gibt es sowieso nicht viel zu sehen. Außerdem ist der Dachboden etwas baufällig, deswegen ist er für Besucher gesperrt.«
Owen warf einen Blick auf die Sprecherin.
Eine Angestellte.
Sie bemerkte ihn und lächelte.
Er lächelte zurück.
Dann wandte sie sich von ihm ab und redete wieder mit ein paar Teenagern, die vor der Tür zum Dachboden stehen geblieben waren. Auf der Wand neben der Tür war groß die Zahl sieben gemalt.
Owen ging an der Angestellten vorbei, dann blickte er sie über die Schulter hinweg an.
»Verrenk dir nicht den Hals«, sagte Monica.
»Hä?«
»Meine Güte.«
»Was?« Er sah Monica an und hob die Augenbrauen. »Worum geht’s?«
»Das weißt du verdammt genau.«
»Was?«
»Da, die dumme Blondine in der Uniform meine ich.«
Habe ich sie so offensichtlich angestarrt?
»Woher weißt du, dass sie dumm ist?«, fragte Owen und versuchte, belustigt zu klingen.
»Da reicht ein Blick.«
»Keine Ahnung. Ich hab sie ja nicht angesehen.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Ich wollte einen Blick die Kellertreppe hinaufwerfen.«
»Aha. Verstehe. So toll sieht sie gar nicht aus. Erinnert mich irgendwie an ein Pferd.«
Stimmt genau. Ein rassiges Vollblut.
»Keine Ahnung«, wiederholte er. »Ich hab sie ja kaum gesehen.«
Er wünschte wirklich, er könnte sie genauer in Augenschein nehmen.
Sie arbeitet hier, dachte er. Also wird sie später auch noch da stehen. Wir kommen ja wieder hierher zurück - Station sieben.
Wahrscheinlich würde sie ihn nur enttäuschen. Niemand konnte so hübsch und gleichzeitig auch noch nett sein. Und wenn DOCH, würde er sowieso nie bei ihr landen.
Für sie existieren Typen wie ich überhaupt nicht…
»Wo willst du hin, Dummchen?«, fragte Monica. »Du bist gerade an Station vier vorbeigelaufen.«
Er blieb stehen und sah die große vier an der Wand der Galerie. »Ach«, sagte er und lächelte Monica gequält an. »Danke.«
»Du bist ein richtiger Hans-guck-in-die-Luft«, sagte sie mit einem süffisanten Lächeln.
»Wenn du meinst.« Er drückte auf den Startknopf.
Maggies Stimme ertönte. »Sobald die Bestie erkannt hatte, dass sie nicht in Lillys Zimmer gelangen konnte, rannte sie diesen Korridor hinunter. Sie war auf der Suche nach jemandem, den sie in Stücke reißen konnte. Wie ein Bluthund nahm
Weitere Kostenlose Bücher