Der Keller
Janice fort. »Um den 29. Juni herum kehrte Ethel zusammen mit den Kindern ins Haus zurück. Sie blieb, höchstwahrscheinlich um Ethels Hochzeit mit dem Arzt des Ortes beizuwohnen. Erteilen wir noch einmal Maggie das Wort:
›Ethel Hughes, Lillys Schwester, befand sich am zweiten August 1903 in diesem Raum. Sie war zu Lillys Hochzeit angereist, die in der nächsten Woche stattgefunden hätte, wenn nicht diese furchtbare Tragödie geschehen wäre. Eine Tragödie in Form eines grässlichen Ungeheuers, von dem niemand weiß, wie es ins Haus gelangte oder wo es herkam. Die Bestie sprang über die Couch und überraschte Ethel Hughes, die gerade in der Saturday Evening Post las. Wie Sie sehen können, wurde sie regelrecht zerfleischte«
Dann fuhr Janice fort: »Die besagte Ausgabe der Post wurde auf dem Boden neben der Leiche gefunden. An genau der gleichen Stelle liegt jetzt eine andere Ausgabe des Magazins. Das Original lag viele Jahre hier im Salon, bevor es ins Horrorhausmuseum gebracht wurde. Das Nachthemd, das Ethel trug, ist ebenfalls dort ausgestellt. Vor sich sehen Sie eine bis zum letzten Blutstropfen und Riss identische Kopie des Originals.
Die Wachspuppe von Ethel Hughes wurde 1936 von Monsieur Claude Dubois angefertigt. Als Maggie den Auftrag für diese Figur und die Nachbildungen der beiden Jungen im Obergeschoss, die Sie später sehen werden, erteilte, legte sie Fotografien der Tatorte und die im Leichenschauhaus angefertigten Aufnahmen der Körper vor. Die Lage der Opfer und ihre Wunden wurden mit größter Detailgenauigkeit wiedergegeben.
Generationen von Besuchern aus aller Herren Länder haben vor Ihnen hier gestanden und diese Nachbildung von Ethels geschändetem Körper betrachtet. Außerdem war diese Puppe in mehreren Filmen der Horror- Serie zu sehen, die sich alle - wenn manchmal auch sehr frei - an meinen Büchern über das Horrorhaus orientieren.
Bevor wir zur nächsten Station kommen, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Informationen, die Sie hier bekommen, fast vollständig auf den Führungen basieren, die Maggie Kutch von 1932 bis 1979 leitete. Maggie erzählte jedoch nicht immer die Wahrheit - ganz im Gegenteil. Sie wusste viel mehr, als sie preisgeben wollte. Als ich das Horrorhaus übernahm, entschied ich mich jedoch, bei Maggies Version der Geschichte zu bleiben. Dies hat mehrere Gründe. Erstens ist dies - obwohl ihr Inhalt durchaus nicht der Wahrheit entspricht - die authentische Führung durch das Horrorhaus. Ich wollte Ihnen, unseren Besuchern, einen Eindruck davon verschaffen, wie es war, sich vor vielen Jahren von derjenigen Frau durch die Räume führen zu lassen, die die ganze Ausstellung erst ins Leben gerufen hat. Zweitens ist die wahre Geschichte des Horrorhauses nicht jugendfrei. Wenn Sie Interesse am tatsächlichen Hergang der Ereignisse haben, dann empfehle ich Ihnen meine Bücher oder die Mitternachtsführung.
Nun erteile ich Maggie wieder das Wort. Danach ist es Zeit, das
Band anzuhalten und Station drei am oberen Ende der Treppe aufzusuchen.
›Sobald die Bestie mit Ethel fertig war, schlug sie den Salon kurz und klein. Sie warf eine Büste von Julius Cäsar um. Sehen Sie die Nase dort auf dem Kaminsims? Sie ist abgebrochene« Owen entdeckte die Nase. Sie sah ziemlich schmutzig aus, als wäre sie durch tausend dreckige Hände gegangen. Er war überrascht, dass sie noch niemand gestohlen hatte. »Das ist das Werk der Bestie. Sie warf die Büste auf den Boden und ein halbes Dutzend Porzellanfigürchen in den Kamin. Außerdem zerstörte sie diesen Stuhl. Dieses Rosen-holzpodest wurde durch das Erkerfenster geschleudert. Der Lärm weckte natürlich den Rest des Hausstandes. Lillys Zimmer ist gleich hier oben. Die Bestie muss gehört haben, wie sie aufstand und eilte auf die Treppe zu.«
Owen hörte ein Klicken. Monica hatte ihr Tonbandgerät abgeschaltet. Er selbst lauschte noch einige Sekunden dem leisen Rauschen, dann schaltete er seines ebenfalls ab.
Während sie zugehört hatten, waren sie immer näher herangetreten.
Owen war jetzt der Wachsfigur so nahe, wie es die Absperrung zuließ.
Er versuchte, sich die echte Person vorzustellen, als wäre er Pygmalion, der einer Statue Leben einhauchen wollte.
Aber es gelang ihm nicht.
Er war abgelenkt von den anderen Leuten, von Monica und von der Tatsache, dass Ethels Nachthemd nur das Nötigste bedeckte.
Owen wünschte, dass ein Windstoß die Fetzen zur Seite wehen würde.
Jetzt stellte er sich vor, wie er
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