Der Keller
er über den Waldboden rollte.
Sie stellte sich vor, wie Slades Leiche im Schlafzimmer umherpurzelte und überall Blut verteilte.
Vielleicht hätte sie ihn doch festbinden oder wenigstens in die Duschkabine legen sollen.
»Darf ich mal den Toten sehen?«, hatte Lib gefragt, nachdem sie sich gewaschen und in ihre Blazing-Babes- Hemden geschlüpft waren.
»Was?«
»Den Toten. Den Kerl, den du umgebracht hast.«
»Den willst du sehen?«
»Klar. Wo ist er?«
»Warum fahren wir nicht einfach los?«
Lib kniff die geschwollenen Augen zusammen. »Woher weiß ich, dass du wirklich einen Toten da drin hast?«
Jetzt begriff Sandy. Lib musste die Leiche sehen, damit sie wusste, dass sie nicht gelogen hatte, was Slade betraf.
Wir müssen beide jemanden um die Ecke gebracht haben. Sonst sind wir keine Partner.
»Okay«, sagte Sandy. »Wenn du drauf bestehst. Komm mit.« Sie
legte Eric in sein Reisekörbchen und ging den Flur hinunter. Lib folgte ihr mit der Flasche in der Hand.
Sandy schob die Schlafzimmertür auf, schaltete das Licht ein und trat einen Schritt zurück. »Bitte«, sagte sie. »Aber sei vorsichtig, hier ist überall Blut.«
Lib betrat den Raum. Als sie die Leiche sah, legte sie den Kopf schief. Dann beugte sie sich vor und schüttelte langsam den Kopf. »Du hast den Kerl ja richtig massakriert.«
»Was?«
»Was hat er dir getan, um Himmels willen?«
»Er hat Eric durchs Zimmer geworfen. Und vergewaltigen wollte er mich auch.«
»Der ist hinüber, soviel steht fest.«
»Ja.«
Lib warf Sandy einen Blick über die Schulter zu und lächelte. »Du bist ein richtig schlimmer Finger, Charly.«
»Er hat’s nicht anders verdient.«
»Was sollen wir mit ihm anstellen?«
»Ich dachte mir, wir lassen ihn erst mal liegen, bis wir weit weg von hier sind. Dann müssen wir ihn irgendwie verschwinden lassen. Er darf auf keinen Fall gefunden werden. Seine Leute wissen, dass er mich heute Abend besuchen wollte. Wenn wir uns einfach aus dem Staub machen …«
»Einverstanden«, sagte Lib. »Hauen wir ab.« Sie richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und begutachtete den Leichnam. »Wenn wir losfahren, wird er durch das ganze Zimmer rollen. Sollen wir ihn nicht festbinden oder so?«
»Nö, da machen wir uns nur wieder schmutzig. Fahren wir einfach los.«
Zumindest kann er nicht aus dem Schlafzimmer rollen, dachte Sandy, als sie langsam den Hügel hinunterfuhr.
Oder habe ich die Tür offen stehen lassen?
Bestimmt nicht.
Vor ihrem geistigen Auge purzelte Slade in den Flur. Dann schlug sein blutiger, verstümmelter Körper Purzelbäume durch den ganzen Wohnwagen.
Jetzt ist es zu spät, dachte sie.
Versuch einfach, dich nicht mit dem Wohnwagen zu überschlagen. Das wäre dann richtig übel.
Der Wagen wurde schneller.
»Vorsicht«, sagte Lib.
Sandy trat einige Sekunden lang auf die Bremse und beobachtete die Tachonadel. Als sie den Fuß des Hügels erreicht hatten, fuhren sie kaum mehr Schrittgeschwindigkeit.
Die Straße schien frei zu sein. Sie bog vorsichtig links ab und gab Gas. Die kühle Luft, die ihr durch das Loch in der Windschutzscheibe direkt ins Gesicht blies, duftete nach Pinien und Meer.
»Geschafft«, sagte Lib und tätschelte ihr Bein.
Sandy holte tief Luft. Jetzt waren sie auf einer richtigen Straße, wo ihnen früher oder später andere Verkehrsteilnehmer entgegenkommen würden.
Vielleicht sogar die Polizei.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.
»Ich weiß nicht, wie weit wir kommen«, sagte sie. »So wie das Auto zugerichtet ist, wird uns der erste Cop, der uns sieht, sofort anhalten.«
»Dann sagen wir, wir hätten ein Reh angefahren.«
Das schien gar keine schlechte Idee zu sein, besonders, weil diese Art Unfall in der Gegend keine Seltenheit war. Und damit würden sie auch die Blutspuren erklären können.
»Ich hab bloß keinen Führerschein«, sagte Sandy.
»Hä?«
»Egal, was wir ihm erzählen, der Polizist wird meinen Führerschein sehen wollen. Aber ich hab keinen.«
»Ich hab einen.« »Aber du bist sternhagelvoll. Der sieht doch sofort, dass dich jemand in die Mangel genommen hat. Wenn wir angehalten werden, sind wir im Arsch.«
Das Scheinwerferlicht fiel auf ein Schild am Straßenrand:
WILLKOMMEN IN MALCASA POINT
EINWOHNERZAHL: 2600
DIE HORRORHAUSSTADT!
BITTE FAHREN SIE VORSICHTIG
UNSEREN KINDERN ZULIEBE
Sandy achtete peinlich genau auf die Geschwindigkeitsbegrenzung. Dann tauchte zu ihrer Linken Agnes’ Haus hinter einer
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