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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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versuchen.«
    »Leuchte mal da rüber«, sagte Lib und ging vor Slades Leichnam in die Hocke.
    »Gut so. Jetzt kann ich ihn ausziehen.«
    Zuerst zog Lib Slade die Brieftasche aus der Hose und warf sie Sandy zu, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen.
    »Wir machen halbe-halbe, okay?«
    »Klingt fair«, sagte Sandy und steckte den Geldbeutel in die Gesäßtasche ihrer Shorts.
    Lib durchsuchte Slades übrige Taschen, ohne etwas zu finden.
    Dann zog sie ihm Stiefel, Socken und die restliche Kleidung aus. Socken, Unterwäsche und Krawatte stopfte sie in die Stiefel, Seidenhemd und Hose rollte sie zu einem Bündel zusammen.
    »Fertig«, sagte sie.
    »Vergiss die Armbanduhr nicht. Und die Ringe.«
    »Hui. Das Zeug war nicht billig.«
    »Wir sollten es trotzdem loswerden.«
    Lib stand auf. »Soll ich den Kram in den Wald werfen?«
    »Jetzt nicht. Später.«
    »Okay.« Lib steckte die Ringe und die Uhr in ihre Hemdtasche, die sich über ihrer linken Brust ausbeulte.
    Sandy ließ noch einmal den Schein der Taschenlampe über Slades Körper wandern.
    »Wie oft hast du eigentlich auf den Kerl eingestochen?«, fragte Lib.
    »Schon ein paarmal.«
    »Allerdings. Mann! Hoffentlich wirst du nie sauer auf mich!«
    »Sei einfach lieb zu Eric, und du musst dir keine Sorgen machen.« Sandy schaltete die Lampe aus.
    »Hey, der Kleine mag mich.«
    Kurz darauf kehrte Harry zurück. Obwohl eine Gaslampe leise quietschend von seinem Unterarm baumelte, lief er im Dunkeln. Über seiner rechten Schulter trug er eine Schaufel und eine Spitzhacke, die bei jedem Schritt gegeneinanderklirrten.
    »Da bin ich wieder, Ladys«, sagte er.
    Er stellte die Laterne ab und legte das Werkzeug daneben. »Ich hab euch was mitgebracht.« Aus den Vordertaschen seiner Hose zog er zwei Getränkedosen. »Ein Bier für dich«, sagte er und reichte es Lib, »und eine Pepsi für dich, Charly.« Auch ihr gab er eine gekühlte Dose.
    »Danke.«
    Lib öffnete die Dose und nahm einen tiefen Schluck. Dann seufzte sie. »Sie haben mir das Leben gerettet, Harry. Es geht doch nichts über ein kaltes Bier.« »War mir ein Vergnügen«, sagte er und kümmerte sich um die Laterne, die schon bald darauf wie ein ganzes Schlangennest zischte und die Lichtung in ihren hellen Schein tauchte.
    »Mann, ist die hell«, sagte Sandy.
    »Das soll sie auch sein.«
    »Was, wenn uns jemand sieht?«
    »Das bezweifle ich.« Er nahm die Laterne am Drahtgriff und ging zur Leiche hinüber. »Heilige Scheiße«, murmelte er.
    Sandy konnte ihn gut verstehen. Slade sah wirklich ekelhaft aus. Schon lebendig war er nicht gerade eine Schönheit gewesen: wabbelig, dick und birnenförmig. Jetzt war seine Haut bläulich grau, sein Blut schimmerte violett, und die Wunden wirkten wie aufgeworfene, glitschige Lippen.
    »Du musst ihn wirklich abgrundtief gehasst haben«, sagte Harry.
    »Ja«, sagte Sandy und nahm einen Schluck Pepsi. »Außerdem wollte er einfach nicht den Löffel abgeben.«
    »Na ja, vergraben wir ihn.«
    Harry nahm die Schaufel und überquerte die Lichtung. Ab und an blieb er stehen und stieß das Metallblatt in den Boden. Am anderen Ende der Lichtung setzte er schließlich die Laterne ab und trieb die Schaufel in die Erde. »Könnt ihr mir mal die Spitzhacke bringen?«
    Sandy hob sie auf und ging gemeinsam mit Lib zu Harry hinüber.
    »Moment noch.«
    Sie beobachteten, wie Harry mit der Schaufel ein Rechteck auf dem Boden markierte. Dann löste er die Grasnarbe ab und legte sie beiseite, bis ein etwa zwei mal einen Meter großer Erdfleck entstand, in dessen Grenzen er anfing zu graben. Er achtete darauf, die lose Erde nicht auf die Grasnarbe zu schippen.
    »Können wir irgendwie helfen?«, fragte Sandy.
    »Im Moment nicht. Vielen Dank.«
    Nach einer Weile kletterte er aus dem flachen Loch, zog sein Hemd aus und begann den Erdboden mit der Spitzhacke zu bearbeiten. Sandy beobachtete, wie sich seine Muskeln unter der ge-bräunten Haut spannten. Trotz der kühlen Nachtluft war er bald schweißgebadet.
    Als das Loch ungefähr knietief war, legte er eine Verschnaufpause ein. Sein schweißnasses Haar klebte ihm am Kopf, und seine Haut glänzte im Schein der Laterne.
    »Kann ich mal mein Hemd haben?«, fragte er.
    Bevor Sandy reagieren konnte, hatte Lib es schon aufgehoben. Doch anstatt es ihm zu reichen, trat sie einen Schritt zurück.
    »Wozu brauchst du’s denn?«
    »Gib’s einfach her, okay?«
    »Nur, wenn du’s nicht anziehst.«
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich will mir doch

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