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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hier arbeiten, wenn ihr das Horrorhaus solche Angst machte?
    Ich muss mich eben zusammenreißen und mich daran gewöhnen, dachte sie.
    Und das geht nicht, wenn ich hier draußen in der Sonne rumstehe. Vielleicht sollte ich bis Feierabend wieder reingehen?
    Das schien eine gute Idee zu sein.
    Sie griff nach dem Walkie-Talkie an ihrem Gürtel, dann hielt sie inne.
    Besser nicht. Tuck musste heute schon einmal den Plan wegen mir ändern. Ich will ihr nicht noch mehr Arbeit machen.
    Nächstes Mal bringe ich eben ein Buch mit, dachte sie.
    Die Zeit verging quälend langsam.
    Um fünf schloss Clyde seine Bude und kam wieder um die Ecke. »Wie sieht’s aus, hast du deine Meinung geändert?« »Nein, tut mir leid.«
    »Dein Fehler. Ich mach mich jetzt vom Acker. Das ist der Vorteil, wenn man in der Ticketbude arbeitet: Man hat eine Stunde früher Feierabend. Viel Spaß.«
    »Tschüs«, sagte sie und nickte.
    Clyde winkte ihr zu, ging an ihr vorbei, sprang elegant über das Drehkreuz und machte sich auf den Weg in die Stadt.
    Sofort überkam Dana große Erleichterung.
    Schon unglaublich, wie einem eine einzelne Person die ganze Stimmung versauen konnte.
    Er ist weg. Freu dich.
    Und das tat sie. Es war ein herrlicher Nachmittag. Die Hitze der Sonne wurde durch eine kühle, feuchte Pazifikbrise gemildert. Möwen kreischten, und sie meinte, das Meer, den Strand und den süßlichen Duft von Sonnenöl riechen zu können.
    Dann stellte sie sich vor, gemeinsam mit Warren barfuss über den Strand zu spazieren.
    Wenn er aber schwul ist…
    Können wir trotzdem am Strand spazieren gehen, dachte sie.
    Aber das wäre nicht dasselbe.
    Sie fühlte sich irgendwie betrogen. Jetzt freute sie sich nicht mehr so auf den Feierabend. Dann würde sie eventuell Warren und ganz sicher Tuck treffen.
    Und Tuck würde die Wahrheit über ihn wissen, die Dana gar nicht mehr so unbedingt herausfinden wollte.
    Ich muss sie ja nicht fragen.
    Als es auf sechs Uhr zuging, hatte sie mit einem Mal ganz andere Probleme.
    Die Regale mit den Kassettenrekordern waren fast voll. Aber nur fast.
    Drei Apparate fehlten.
    Um Punkt 18 Uhr waren sie immer noch nicht zurückgegeben worden.

Kapitel sechzehn
    Sandy - August 1980

    »Ich hole eine Schaufel«, sagte Harry. »Ihr wartet einfach hier auf mich.«
    »Haben Sie keine Angst, dass wir abhauen?«, fragte Sandy.
    »Von mir aus. Ihr seid ja nicht meine Gefangenen. Aber wenn ihr bleibt, helfe ich euch, den Kerl zu vergraben. Und ihr dürft die Nacht in meiner Hütte verbringen. Ihr seht ganz danach aus, als könntet ihr eine Mütze voll Schlaf gebrauchen.«
    »Da haben Sie verdammt Recht«, sagte Lib.
    »Ihr könnt ihn in der Zwischenzeit ausziehen. Wir werden seine Klamotten und seine anderen Habseligkeiten in der Hütte verbrennen.«
    »Haben Sie so etwas schon mal gemacht?«, fragte Sandy.
    »Nein, aber das wäre nur vernünftig. Wenn man die Leiche doch irgendwann mal finden sollte, kann man sie dann nicht identifizieren.«
    »Ja, verstehe«, sagte Sandy.
    »Soll ich die Taschenlampe hierlassen?«, fragte Harry.
    »Brauchen Sie sie nicht?«
    »Ich komme schon ohne klar.« Er reichte Sandy die Taschenlampe. »Bin in etwa zehn Minuten wieder da.«
    »Okay.«
    »Bringen Sie was zu trinken mit, ja?«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Er verschwand im Wald, und nach wenigen Augenblicken konnte Sandy auch seine knisternden Schritte nicht mehr hören.
    »Was hältst du von ihm?«, fragte sie.
    »Von wem?«, fragte Lib.
    »Na von ihm. Harry.« »Lecker.«
    »Im Ernst.«
    »Das ist mein Ernst.«
    »Er hat Slade gesehen. Und uns.«
    »Ich glaube, er will uns helfen.«
    »Wirklich?«
    »Er hat doch gesagt, dass er eine Schaufel holt.«
    »Vielleicht ruft er auch die Polizei.«
    »Nö«, sagte Lib. »Wenn er das vorhätte, hätte er uns doch mitgenommen.«
    Da hatte sie wohl Recht, vermutete Sandy. Der Typ hatte sich nicht so verhalten, als würde er sie ans Messer liefern wollen. Anscheinend hatte er ihre Geschichte geglaubt und sogar Mitleid mit ihnen gehabt. Andererseits hatte er sich einen Tick zu schnell auf ihre Seite geschlagen.
    Vielleicht führte er etwas im Schilde.
    »Ich glaube, er hilft uns, das Arschloch zu vergraben.«
    »Weshalb sollte er?«, fragte Sandy.
    »Er ist ein Kerl. Wir sind zwei Mädels. Was glaubst du denn? Der ist scharf auf uns.«
    »Wenn er mich auch nur anrührt«, sagte Sandy, »dann bring ich ihn um.«
    »Aber erst, wenn er das Loch gegraben hat.«
    »Ich werd’s

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