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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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bekommen.«
    »Das geht leider nicht«, sagte sie und versuchte, ihn bedauernd anzusehen. »Nicht heute Abend.«
    »Ich lade dich ein.«
    »Vielen Dank, das ist wirklich reizend von dir, aber ich habe schon was vor.«
    »Na und?«
    »Was meinst du?«
    »Sag ab.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das wäre gemein.«
    Er schüttelte mitleidig den Kopf.
    »Na gut«, sagte er. »Ist ja dein Leben.«
    »Ich hab’s versprochen. Tut mir leid. Vielleicht ein andermal.«
    »Vielleicht aber auch nicht«, sagte er. »Vielleicht ist das deine einzige Chance.«
    Na hoffentlich.
    Dana zuckte mit den Schultern. »Also, das liegt ja wohl an dir.«
    »Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.«
    »Ich hab dich nicht verbrannt.«
    »Du machst einen großen Fehler«, sagte er mit einem Lächeln, das nicht sehr freundlich wirkte.
    »Tja, damit muss ich wohl leben.«
    »Du musst nicht damit leben. Schieß diesen anderen Kerl einfach in den Wind, solange du noch kannst.«
    »Kann ich nicht.« »Wer ist es?«
    »Das geht dich nichts an.« »Es ist Warren, stimmt’s?« »Es ist nicht Warren.« Ich wünschte, es wäre Warren. »Ist er doch.« »Ist er nicht.«
    »Geh nicht mit ihm aus«, sagte Clyde und zündete sich eine weitere Camel an. »Er ist ein Versager.« »Danke für den Tipp.« »Und schwul dazu.«
    »Solltest du nicht schon längst wieder in der Bude sein?« »Wem soll ich denn Karten verkaufen? Siehst du jemanden?« »Im Moment nicht.«
    »Wirst du auch nicht. Um diese Zeit kommt keiner mehr.« »Na ja, hier musst du auch nicht unbedingt stehen bleiben.« Er grinste. »Lass dich lieber nicht mit Warren ein.« »Tu ich ja auch nicht.«
    »Dann essen wir doch gemeinsam zu Abend?« »Nein!«
    Er blies ihr Rauch ins Gesicht. »Warum nicht?«
    »Weil - ich - schon - verabredet - bin.«
    »Immer noch?«
    Sie seufzte. »Ja.«
    »Mit Warren?«
    »Nein.«
    »Mit wem dann?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Ein Geheimnis.«
    »Genau. So ist es. Ein Geheimnis.«
    »Wo geht ihr hin.«
    »Keine Ahnung. Es soll eine Überraschung werden. Und selbst
    wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Das alles geht dich überhaupt nichts an, Clyde. Du musst lernen, ein ›Nein‹ zu akzeptieren. Wieso findest du dich nicht einfach damit ab?«
    Er klemmte die Zigarette zwischen die Lippen und hob beschwichtigend die Hände. »Schon gut«, sagte er, »vergessen wir es.«
    »Danke.«
    »Auf deine Verantwortung.«
    »Kein Problem.«
    »Du gehst lieber mit so einem jämmerlichen Versager aus statt mit mir?«
    »Vielleicht bereue ich’s ja.«
    »Du wirst es ganz bestimmt bereuen, so oder so.« Seine Augen funkelten böse.
    Dana spürte, wie ihr plötzlich kalt wurde und sie anfing zu zittern.
    War das eine Drohung? Dieser Penner hat mich gerade bedroht.
    Er wandte sich um und verschwand hinter der Ticketbude. Einen Augenblick später fiel eine Tür krachend ins Schloss.
    Dana holte tief Luft und setzte sich auf den Hocker.
    Clyde hatte behauptet, Warren wäre schwul.
    Ob er die Wahrheit sagte?
    Das hätte mir gerade noch gefehlt.
    Andererseits hatte Clyde wahrscheinlich gelogen. Das wäre ihm durchaus zuzutrauen.
    Was für ein mieses Ekel. Ich würde nicht mit ihm ausgehen, selbst wenn …
    Zum Teufel mit ihm. Was war mit Warren?
    Er hatte nicht den Eindruck gemacht schwul zu sein. Aber das musste ja nichts heißen.
    Nicht alle Homosexuellen tänzelten affektiert herum, warfen die Hände in die Luft, rollten mit den Augen und redeten wie überdrehte Weiber. Manche ja, aber bestimmt nicht alle.
    Tuck wird es schon wissen, dachte sie.
    Wenn er schwul ist, können wir eben Freunde sein …
    Verdammt! Immer, wenn man einen trifft, der…
    Die Tür des Horrorhauses öffnete sich, fünf oder sechs Leute kamen heraus auf die Veranda und nahmen ihre Kopfhörer ab.
    Wird auch Zeit, dachte Dana. Endlich Kundschaft.
    Sie sprang vom Hocker auf und wartete, bis sie bei ihr waren und sie ihre Abspielgeräte entgegennehmen konnte. Nachdem sie ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte und die Leute gegangen waren, spulte sie die Bänder zurück und stellte die Geräte ins Regal.
    Jetzt fehlten nur noch etwa ein Dutzend Apparate.
    Sie sah auf die Uhr: 16.35.
    In weniger als einer halben Stunde würden keine Tickets mehr verkauft werden, obwohl das Haus selbst bis 18 Uhr geöffnet blieb.
    Jetzt wird’s langweilig.
    Aber lieber langweilte sie sich, als Clyde noch einmal an der Backe zu haben.
    In einem hatte er jedoch Recht: Wie konnte sie den ganzen Sommer lang

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