Der Keller
Rücken und den anderen unter die Knie gleiten. Dann hob er sie hoch.
Es gefiel ihm, Joni zu tragen. Sie war ziemlich leicht, und der Arm um seine Schultern fühlte sich fast an wie eine freundliche Geste. Obwohl er natürlich wusste, dass sie es nur geschehen ließ, um ihre
Füße zu schonen. Ihre Gesichter berührten sich fast. Mit einer winzigen Bewegung rieb er seine Wange an ihrem weichen Haar. Während er weiterging, streichelte er die samtene Innenseite ihrer Oberschenkel. Sie machte keinen Versuch, ihn mit ihrer freien Hand davon abzuhalten.
Bald sah er die Bungalows vor sich. Sie waren aus grüngestrichenem Mammutbaumholz und besaßen steil abfallende Dächer. Auf ihrer Rückseite befanden sich Fenster, aber keine Türen.
Er umrundete die Bungalows in angemessenem Abstand, bis er den Parkplatz sehen konnte. Von den Fenstern des Bungalows auf der linken Seite, der ihm am nächsten war, konnte man alle anderen Türen einsehen.
Grinsend ging er zur Rückseite des Bungalows. Von der Straße aus konnte man ihn unmöglich entdecken. Er setzte Joni ab.
»Was haben Sie vor?«, flüsterte sie.
Es gefiel ihm, dass sie flüsterte.
»Wir brauchen einen Platz, wo wir übernachten können.«
Das Fenster befand sich etwa auf Augenhöhe und war verschlossen.
»Ich werde dich jetzt hochheben«, flüsterte er. »Und du sagst mir, ob jemand drin ist.« Er ließ den Rucksack fallen und klopfte sich einladend auf die Schulter.
Joni gehorchte, wobei sie sich an seinem Kopf festhielt. Er packte ihre Knie und richtete sich langsam auf, bis sie durch das Fenster sehen konnte.
»Näher«, sagte sie. Sie beugte sich vor, wobei sie ihre Schenkel an seinen Kopf presste, legte die Hände um die Augen und blickte hinein. »Höher«, flüsterte sie.
»Ist jemand drin?«
»Niemand.«
»Bist du sicher?«
»Hm?«
»Ist jemand drin?« »Nein.«
»Sicher?«
»Ja.«
Er ließ sie wieder hinunter. »Du lügst mich doch nicht an, oder?«
»Ich lüge nie«, sagte sie mit ernster Miene.
»Na gut. Will ich dir auch geraten haben.«
»Ich hab Hunger.«
»Wir essen, sobald wir drin sind.«
»Und was?«
»Ich habe haufenweise Essen im Rucksack. Erst müssen wir aber da rein.«
»Wie?«
Er antwortete nicht, sondern führte sie stattdessen auf die rechte Seite des Bungalows. Dort befanden sich zwei weitere Fenster, die man jedoch vom gegenüberliegenden Bungalow aus problemlos beobachten konnte. Er kehrte wieder auf die Rückseite zurück.
Er hatte keine andere Wahl als dort einzubrechen.
Und das bedeutete Lärm.
Gab es Alternativen? Er konnte an einem änderen Bungalow klopfen und dann gewaltsam eindringen. Aber dabei konnte er gesehen werden. Wenn er es vermasselte, würden die Bewohner anfangen zu schreien. Und das war viel schlimmer als etwas splitterndes Glas.
Er überlegte sich, ob er unter das Häuschen kriechen sollte. Es war genug Platz dort, aber er dachte an den Schmutz, die Spinnen, Schnecken und Ratten. Er hatte keine Ahnung, wie lange er dort warten musste. Und wo sollte er Joni in der Zwischenzeit lassen? Ein Scheißplan.
Mit dem Messer löste er die beiden unteren Schrauben des Fliegengitters, nahm es ab und lehnte es gegen die Wand.
Dann zog er die Taschenlampe aus dem Rucksack. »Okay«, sagte er. »Steig wieder auf meine Schultern.«
Joni gehorchte.
Roy reichte ihr die Taschenlampe und richtete sich auf. »Siehst du, wo das untere Fenster aufhört?«
»Da?« Sie deutete auf das hölzerne Fensterkreuz.
»Genau. Schlag die Scheibe über dem Fensterkreuz ein, dann kannst du den Riegel lösen. Nimm das untere Ende der Taschenlampe. Und schlag fest zu.«
»Da?«
»Etwas mehr nach links.«
»Da?«
»Genau. Und jetzt schlag fest zu, damit es beim ersten Mal bricht.«
Sie stützte sich an seiner Stirn ab und holte aus. Roy hörte, wie die Taschenlampe gegen die Scheibe prallte. Das Glas brach nicht. »Fester!«, flüsterte er. »So fest du kannst!« Er wartete. »Los doch, verdammt!«
Die Taschenlampe krachte gegen seinen Kopf. Noch mal. Und noch mal. Schmerz durchfuhr seinen Schädel. Er hob die Hand, und die Taschenlampe traf seine Finger.
Dann beugte er sich vor und rammte Joni gegen die Wand. Sie schrie auf und ließ die Lampe fallen. Roy packte ihre Bluse und zog. Das Mädchen wurde über seinen Kopf geschleudert und landete mit dem Rücken auf dem Boden.
»Hey!«
Roy sah sich um. Ein jugendliches Mädchen mit Handtüchern im Arm stand an der Ecke des Bungalows.
»Was machen Sie denn da?«,
Weitere Kostenlose Bücher