Der Keller
fragte sie. Sie klang eher verärgert als ängstlich.
Sofort hatte Roy sein Messer gezogen und hielt es Joni an den Bauch. »Komm her, sonst schlitze ich dieses kleine Mädchen hier auf.«
»Das würden Sie nicht wagen.«
»Wenn du wegrennst oder schreist, nehme ich sie aus wie eine Weihnachtsgans.«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Sie sind ja krank.«
»Komm her.«
Das Mädchen näherte sich ihm mit kurzen, zögerlichen Schritten. Sie beobachtete ihn genau, versuchte, seine Absichten einzuschätzen.
Die Nachmittagsbrise zerzauste ihr Haar, und ihre kleinen Brüste wippten verführerisch unter ihrem weißen T-Shirt. Roy betrachtete ihre schlanken, gebräunten Beine.
»Was machst du hier?«, fragte er.
»Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
»Antworte.«
»Ich bin die Besitzerin.«
»Du?«
»Meine Eltern.«
»Dann hast du auch die Schlüssel«, sagte er grinsend.
Kapitel achtzehn
1
Über das Geräusch des Fernsehers hinweg hörte Donna, wie ein Auto vor dem Bungalow hielt. Sandy warf ihr einen besorgten Blick zu. Donna legte die Zeitung beiseite, stieg vom Bett und ging zum Fenster. Ein dunkelgrüner Chrysler parkte direkt vor der Tür. »Es sind Jud und Larry«, sagte sie und öffnete die Tür für sie.
»Ist er schon aufgetaucht?«, fragte Jud.
Donna schüttelte den Kopf. »Nein. Wart ihr erfolgreich?«
»Ist nicht schlecht gelaufen.«
»Es ist allerdings nicht schlecht gelaufen!«, sagte Larry. »Wir sind ungeschoren davongekommen, wie die Diebe in der Nacht. Und werfen Sie bitte einen Blick auf das hier!« Er wedelte mit einem ledergebundenen Buch vor ihrer Nase herum. »Dies hier ist Lilly Thorns Tagebuch. Ihre persönlichen Aufzeichnungen! Meine Güte, was für ein Fund!« Er setzte sich neben Sandy auf das Bett. »Und wie war dein Nachmittag, mein kleiner Marienkäfer?«
Donna wandte sich zu Jud um. »Habt ihr das Monsterkostüm gefunden.«
»Nein.«
»Und Mary Zieglers Leiche?«
»Die auch nicht. Aber wir konnten nicht alle Räume durchsuchen.«
»Wurdet ihr gestört?«
»Nein, aber in einem Zimmer war jemand, und in den Keller wollten wir auch nicht, weil dort Licht brannte.«
»Dann war also jemand zuhause?«
»Nicht nur einer, möchte ich meinen.«
»Aber dort wohnen doch nur Maggie, Axel und Wiek«, sagte Donna.
»Und Maggie und Wiek haben die Führung abgehalten.«
»Wer war es dann?«
»Axel, vermute ich. Und mindestens noch zwei andere Personen.«
»Aber wer?«
»Keine Ahnung.«
»Das macht mir Angst.«
»Kann ich verstehen. Ich bin auch nicht gerade begeistert.«
Sie setzte sich auf Juds Bett. »Wie sah das Haus aus?«, fragte sie.
Fasziniert hörte sie Juds Bericht. Er erzählte ihr von den blauen Glühbirnen, dem unmöblierten Wohnzimmer mit den Polstern und dem Badezimmer mit den seltsamen Griffen. Am meisten interessierte sie das Schlafzimmer.
»Für so eine hätte ich Maggie Kutch nicht gehalten. Und Hapson erst, dieses alte Wiesel! Kaum vorstellbar, dass sie überhaupt Sex haben, und noch dazu in einem verspiegelten Zimmer. Die Fesselspielchen und dieses Sadomaso-Zeug scheinen mir hingegen durchaus plausibel. Habt ihr den Ausdruck in seinem Gesicht gesehen, als er mit dem Gürtel auf Mary Ziegler losgegangen ist?«
Jud nickte.
»Es war mir von Anfang an klar, dass das Perverse sind. Wie sonst könnte man seinen Lebensunterhalt mit Führungen durch das Horrorhaus bestreiten?«
2
Bis auf einen halbstündigen Spaziergang auf einen Hügel mit Blick auf den Ozean verbrachten sie den ganzen Nachmittag in Bungalow Nr. 12. Larry las das Tagebuch innerhalb einer Stunde komplett durch. Manchmal schüttelte er dabei ungläubig den Kopf oder murmelte etwas vor sich hin. Sandy sah fern. Donna saß mit Jud am Fenster.
Um halb fünf wollte Donna nach ihrem Wagen sehen. Zu viert gingen sie zur Werkstatt, und entdeckten den blauen Maverick neben zwei anderen Autos auf dem Parkplatz. »Ich wette, er hat ihn noch nicht einmal angerührt«, sagte Donna.
Jud ging mit ihr ins Büro, wo der dürre Mechaniker gerade telefonierte. Sie warteten draußen, bis er das Gespräch beendet hatte.
»Alles fertig«, verkündete er.
»Der Wagen ist repariert?«, fragte Donna. Sie konnte ihren Ohren kaum trauen.
»Klar doch. Der Kühler is’ um Mittag rum reingekommen.« Er führte sie zu ihrem Wagen und öffnete die Motorhaube. »Da ist er. Bin schon mal Probe gefahren. Schnurrt wie ein Kätzchen.«
Sie gingen ins Büro zurück, wo ihr der Mechaniker die Rechnung
Weitere Kostenlose Bücher