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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Jeans war
    immer noch etwas feucht. Er kratzte sich die juckende Haut darunter und ging zum Tankwart hinüber.
    »Der Maverick da«, sagte er, »gehört nicht zufällig einer Frau, die mit ihrer Tochter unterwegs ist?«
    »Kann schon sein.«
    »Die Frau ist dreiunddreißig, blond, eine richtige Schönheit. Die Tochter ist zwölf.«
    Der Typ zuckte nur mit den Schultern.
    Roy zog eine Zehndollarnote aus dem Geldbeutel. Der Mann starrte sie eine Weile an, dann nahm er sie und stopfte sie in seine Brusttasche.
    »Wie heißt die Frau?«, fragte Roy.
    »Ich könnte nachsehen.«
    »Hayes? Donna Hayes?«
    Er nickte. »Genau. An eine Donna kann ich mich erinnern.«
    »Hatte sie ein Kind dabei?«
    »‘n kleines, blondes Mädchen.«
    »Wie lange steht der Wagen schon hier?«
    »Seit ein paar Tagen. Er kam Montagmorgen rein, also gestern. Geplatzter Kühler. Wir mussten einen in Santa Rosa bestellen, der is’ grade angekommen.«
    »Also sind sie noch hier in der Stadt?«
    »Na, wo sollten sie denn sonst sein?«
    »Wo in der Stadt?«
    »Hier gibt’s nur ein Hotel, das Welcome Inn. Etwa ‘ne halbe Meile weiter, rechts.«
    Roy gab dem Mann weitere fünf Dollar. »Hier. Damit Sie auch schön den Mund halten.«
    »Wieso suchen Sie eigentlich nach ihr?«
    »Ich bin ihr Mann.«
    »Ach so?« Er lachte. »Ist Ihnen wohl durchgebrannt.«
    »Genau. Und jetzt kriegt sie die Quittung dafür.«
    »Kann’s Ihnen nich’ verdenken. Ist ein richtiges Prachtstück.
    Mann, wenn mir so eine weglaufen würde, wär’ ich auch stinksauer.«
    Roy bezahlte das Benzin und fuhr weiter. Zuerst entdeckte er das Restaurant, ein rustikales, von Bäumen umgebenes Gebäude: GUT ESSEN IM WELCOME INN. Gleich dahinter war ein Café. Eine Einfahrt führte zu einem Innenhof, der von einem Dutzend Bungalows umgeben war. Die Rezeption befand sich gleich daneben. ZIMMER FREI stand in roten Neonlettern auf einem Schild vor der Tür.
    Roy fuhr weiter. Mit einem Mal war er ziemlich nervös.
    Er war so nahe dran, da durfte er es nicht vermasseln. Er musste nachdenken.
    Oben auf einem Hügel stellte er den Rolls-Royce ab und sah auf die Uhr. Gleich Viertel nach drei.
    Also gut, dachte er. Donnas Auto war in der Werkstatt. Okay. Wenn sie es heute noch abholt, fährt sie entweder gleich weiter oder bleibt noch eine Nacht. Wenn sie die Stadt verlässt, muss sie hier vorbeikommen.
    Er konnte einfach auf sie warten.
    Und wenn sie nun nach Süden fuhr? Ausgeschlossen. Aus dieser Richtung kam sie ja gerade.
    Trotzdem …
    Vielleicht blieb sie ja noch eine Nacht.
    Das herauszufinden war kein Problem. Er musste einfach an der Rezeption nachfragen. Wenn sie vorhatte zu bleiben, hatte sie sicher das Zimmer schon reserviert.
    Nein, so einfach war es nicht. Sie konnte irgendwie Wind davon bekommen, dass er sich nach ihr erkundigt hatte.
    Es sei denn, er ließ sich gleich ihre Zimmernummer geben, fuhr einfach vor und trat ihre Tür ein, noch bevor sie die Chance hatte, die Cops zu rufen oder sonstige Vorbereitungen zu treffen. Er könnte sich die beiden schnappen, bevor irgendjemand etwas bemerkte.
    Das funktionierte auch nicht. Die Leute würden ihn sehen. Und schon hätte er die Bullen am Hals …
    Aber weshalb musste er denn irgendwohin fahren? Er konnte einfach hineinspazieren und die Tür hinter sich schließen. Genug Privatsphäre, sogar Betten. Und er konnte so lange bleiben, wie er wollte.
    Was, wenn sie gerade nicht da waren? Dann könnten sie zurückkommen und an der Rezeption erfahren, dass er nach ihnen gefragt hatte.
    »Scheiße«, murmelte er, als er bemerkte, dass sein Plan nicht aufging-
    Er hatte nur eine Möglichkeit herauszufinden in welchem Bungalow sie sich befanden: Er musste das Hotel beobachten.
    Nachdem er einige Augenblicke überlegt hatte, wie er das am besten anstellen konnte, stieg er aus, nahm seinen Rucksack vom Rücksitz und öffnete den Kofferraum. Joni war bei Bewusstsein. Er zog sie an den Armen heraus.
    Sie gingen die Straße entlang, bis die Rezeption des Welcome Inn noch etwa fünfzig Meter von ihnen entfernt war. Er führte Joni in den Wald, und die Äste und Pinienzapfen zerkratzten ihre Füße. Sie fing an zu weinen.
    »Ruhe.«
    »Es tut weh.«
    »Soll ich dich tragen?«
    Sie nickte.
    Roy grinste zufrieden. Erst gestern hatte sie ein ähnliches Angebot abgelehnt. Vielleicht fing sie ja endlich an, ihm zu vertrauen. Sie legte einen Arm um seinen Hals. Offensichtlich machte sie so etwas nicht zum ersten Mal. Roy ließ einen Arm hinter ihren

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