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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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überwucherten Garten zum anderen Ende des Hauses. Auch hier war keine Tür - nur der graue Metallschacht der Klimaanlage. Jenseits der Front Street war der südliche Teil des Horrorhauses samt Zaun und Rasen zu sehen. Dort war niemand. »Bleiben Sie hier an der Wand«, sagte Jud, wischte sich den Schweiß aus den Augen und ging los.
    An der Ecke zur Vorderseite blieb er stehen und signalisierte
    Larry, zurückzubleiben. Er warf einen Blick auf die Ticketbude. Auf der Seite, die zur Straße zeigte, war nur eine verschlossene Tür, aber keine Fenster zu erkennen. Solange Wiek Hapson in der Bude blieb, würde er Jud nicht bemerken.
    Hinter der Bude hatten sich die Teilnehmer der Führung um die Veranda des Horrorhauses versammelt und hörten wahrscheinlich gerade vom Schicksal des armen Gus Goucher. Jud wartete, bis die Gruppe im Haus verschwunden war.
    »Warten Sie auf mein Zeichen.«
    »Ist Axel zu Hause?«
    »Sein Pick-up steht jedenfalls vor der Tür.«
    »Ach du meine Güte.«
    »Keine Angst. Das könnte die ganze Sache leichter für uns machen.«
    »Wie denn das, um Himmels willen?«
    »Es besteht die Möglichkeit, dass er nicht abgesperrt hat.«
    »Na wunderbar. Großartig.«
    »Warten Sie hier.« Jud warf noch einen letzten Blick auf die Bude, dann ging er schnell durch den Vorgarten zur Eingangstür, die sperrangelweit offen stand.
    Jud presste das Gesicht ans Fliegengitter und spähte hinein. Viel war nicht zu sehen. Das Innere lag in völliger Dunkelheit. Leise zog er das Fliegengitter auf und ging ins Haus.
    So schnell wie möglich trat er aus dem Licht der Eingangstür, stand eine Minute lang völlig bewegungslos da und lauschte konzentriert. Als er davon überzeugt war, allein im Haus zu sein, suchte er die Wände nach einem Lichtschalter ab, entdeckte einen neben der Tür und drückte darauf. Eine Lampe tauchte die Eingangshalle in trübes, blaues Licht.
    Direkt vor ihm führte eine Treppe zum ersten Stock. Zu seiner Rechten befand sich eine geschlossene Tür, zur Linken ein Raum, den er betrat. Er schaltet auch dort das Licht an und eine weitere blaue Glühbirne leuchtete auf.
    Der Boden war mit dunklem Teppich ausgelegt, auf dem Kissen und Polster verstreut lagen. Bis auf eine weitere Lampe in einer Ecke waren keine Möbel zu erkennen.
    Jud ging zur Fliegengittertür am Eingang zurück und sah hinüber zur Ticketbude. Von Wiek Hapson keine Spur. Er öffnete die Tür einen Spalt und winkte Larry zu.
    Als Larry die Tür erreicht hatte, presste Jud den Zeigefinger an die Lippen. Larry nickte.
    Jud zeigte ihm den Raum mit den Kissen, dann ging er zur geschlossenen Tür rechts vom Eingang. Er öffnete sie und betätigte den Lichtschalter. Der Kronleuchter über dem Esstisch war ebenfalls mit blauen Glühbirnen bestückt.
    Bis auf die seltsame Beleuchtung konnte Jud nichts Ungewöhnliches entdecken. Eine Vitrine mit Porzellan stand in einer Ecke, und über einem Büffet hing ein großer Spiegel. Um den Tisch standen sechs Stühle, zwei weitere neben einer Aufsatzkommode.
    Hinter dem Tisch befand sich eine weitere Tür. Jud öffnete sie -die Küche. Er schlich leise über den Linoleumboden und warf einen Blick in den Kühlschrank, dessen Innenbeleuchtung ebenfalls blau war. Er deutete auf das unterste Fach und grinste Larry an. Dort standen mindestens zwei Dutzend Bierdosen.
    Neben dem Kühlschrank war eine weitere Tür. Als Jud sie öffnete, schien ihm blaues Licht entgegen. Eine steile Treppe führte zum Keller hinunter.
    Leise schloss er die Tür wieder, holte einen der Stühle und klemmte ihn mit der Lehne unter den Türknauf.
    Mit Larry im Schlepptau durchquerte er das Esszimmer und ging die Treppe zum ersten Stock hinauf. Sie durchquerten den Flur und betraten ein Schlafzimmer. Jud schaltete das blaue Licht ein. Larry zuckte zusammen und umklammerte den Griff der Machete. Dann lachte er leise und nervös. »Sehr extravagant«, flüsterte er.
    Alle Wände und die Decke waren mit Spiegeln verkleidet. Auf dem Bett lag nichts außer einigen blauen Satinlaken.
    Larry kniete sich hin, um unter dem Bett nachzusehen, während Jud sich den Kleiderschrank vornahm. An den Kleiderbügeln hingen nur Morgenmäntel und über ein Dutzend Nachthemden. Als er eines herauszog, blähte es sich im Luftzug auf, als wäre es schwerelos. Zierliche rosa Schleifchen an den Schultern und Hüften waren das Einzige, was Vorder- und Rückseite des Nachthemds miteinander verband. Durch den dünnen Stoff konnte Jud Larry erkennen, der

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