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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Herr der Lage«, sagte Larry.
    Sandy sah auf ihren Vater herab und drückte fest Donnas Hand. Donna setzte sich neben Jud.
    »Was sollen wir mit diesem Schurken machen?«, fragte Larry und ließ sich auf dem anderen Bett nieder.
    »Das ist nicht nur ein Schurke«, sagte Jud. »Er hat Donnas Schwester und ihren Schwager ermordet. Er hat Sandy sexuell missbraucht und Gott alleine weiß, was er noch mit den beiden angestellt hat. Und wir alle wissen genau, was er hier vorhatte. Meiner Meinung nach ist das kein Schurke. Er ist eine Bestie.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Wir stecken ihn dahin, wo er hingehört.« »Ins Gefängnis?«, fragte Sandy.
    Donna, der sich die Nackenhaare aufgestellt hatten, sagte: »Nein, Schätzchen. Ich glaube nicht, dass Jud ihn ins Gefängnis werfen will.«
    Jetzt war auch bei Larry der Groschen gefallen. »Oh Gott«, flüsterte er und schüttelte den Kopf.

Kapitel dreiundzwanzig
    Donna startete den Motor des Chrysler. Sandy saß neben ihr. Roy, dessen Kopf noch immer im Kissenbezug steckte, war gefesselt zwischen Jud und Larry auf der Rückbank eingezwängt. Jud hielt die .45er auf seine Brust gerichtet, Larry hatte die Machete auf dem Schoß liegen, so dass die Spitze der gebogenen Klinge auf Roy zeigte.
    »Sobald du uns abgesetzt hast, kehrst du schnurstracks zum Hotel zurück«, sagte Jud. »Dort wartest du eine halbe Stunde, dann holst du uns wieder ab. Wenn wir nicht da sind, fährst du weiter und siehst dann im Abstand von fünfzehn Minuten beim Treffpunkt nach. Noch Fragen?«
    »Soll ich nicht einfach in der Nähe anhalten und warten? Schmiere stehen?«
    »Das Auto könnte Aufsehen erregen.«
    »Wollen die beiden wirklich ins Horrorhaus gehen?«, fragte Sandy, als hätten sie einen Witz gemacht, den nur sie nicht kapiert hatte.
    »Ich glaube schon.«
    »Ist ja irre.«
    »Da stimme ich dir ganz und gar zu«, sagte Larry.
    »Sie müssen nicht mitkommen.«
    »Oh doch, das muss ich. Schließlich sind Sie ja dabei, die Welt von Lillys Bestie zu befreien, habe ich recht?«
    »Zumindest ist es so geplant.«
    »Nun, wenn ich schon der Finanzier dieser Operation bin, will ich mich auch mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie korrekt durchgeführt wird. Außerdem kann ich Ihnen ja mit unserem Freund hier zur Hand gehen.« »Nehmt ihr Daddy mit?«
    »Ja«, sagte Jud ohne weitere Erklärung.
    »Warum?«
    »Zur Strafe.«
    »Oh. Werft ihr ihn der Bestie zum Fraß vor?«
    »Genau.«
    »Wow! Kann ich auch mit?«, fragte sie ihre Mutter. »Das will ich sehen.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »Wieso nicht?«
    »Es ist gefährlich.«
    »Aber Jud und Larry gehen doch auch.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Aber ich will mit. Ich will sehen, wie die Bestie Daddy in Stücke reißt.«
    »Sandy!«
    »Ich will mit!«
    »Glaub mir«, sagte Larry. »Auf diesen Anblick kannst du getrost verzichten. Ich weiß das.«
    »Wir sind fast da«, sagte Donna.
    »Okay, fahr daran vorbei und kehr irgendwo um.«
    »Hier?«
    »Nein, erst hinter der Kurve.«
    Donna nahm den Fuß vom Gas.
    »Genau hier.«
    Sie versuchte vergeblich, den großen Wagen in einem Zug zu wenden, setzte zurück und schaffte es im zweiten Versuch.
    »Gut«, sagte Jud. »Jetzt mach die Scheinwerfer aus.«
    Die Straße vor ihnen lag bis auf einige wenige vom Mond beschienene Flächen im Dunkeln, zeichnete sich aber dennoch gegen den finsteren Wald ab. Als Donna langsam durch die Kurve fuhr und der Wald endete, war die Straße vollständig in fahles, milchiges Licht getaucht.
    »Bleib vor der Bude stehen«, flüsterte Jud knapp.
    Donna parkte den Wagen.
    »Jetzt gib mir kurz die Autoschlüssel.«
    Sie schaltete den Motor ab und reichte sie ihm. »Jud?«
    Sein Gesicht war kaum zu erkennen.
    »Sollten wir ihn nicht doch lieber zur Polizei bringen?«
    »Nein.«
    »Oder … ihn vielleicht erschießen oder so?«
    »Das wäre Mord.«
    »Wenn wir ihn der Bestie vorwerfen, ist das auch Mord.«
    »Aber dann ist die Bestie der Täter und nicht wir.«
    »Ich will nicht, dass du noch einmal in dieses Haus gehst. Nicht nachts. Himmel, Jud!«
    »Wird schon nichts passieren«, sagte Jud leise.
    »Und wenn doch? Du könntest getötet werden. Das ist nicht fair. Wir hatten nur zwei Tage für uns.«
    »Wir werden noch viele weitere haben«, sagte er und stieg aus. Dann zerrte er Roy aus dem Wagen, so dass er auf dem Asphalt auf die Knie fiel.
    »Behalten Sie ihn im Auge«, befahl er Larry.
    Donna folgte Jud zum Kofferraum.
    »Steig wieder ein«, sagte er.

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