Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
wurden meine Gedanken durch einen jungen Mann namens Gus gestört, der mir seine Arbeitskraft im Tausch gegen ein warmes Mahl anbot. Ich übertrug ihm die Aufgabe, Feuerholz zu hacken. Das Klopfen der Axt war den ganzen Nachmittag über zu hören, während ich weiter über meinen Plänen brütete.
    Während ich diese Zeilen niederschreibe, ist es Abend geworden. Gus nahm mit uns das Nachtmahl ein, dann verabschiedete er sich. Die Kinder schlafen. Ethel ist noch nicht zu Bett gegangen, doch egal - Xanadu wartet. Bald werde ich ihn aus dem Keller befreien, und das Haus wird wieder unser sein‹.«
    »Das ist alles?«, fragte Jud.
    Donna nickte.

Kapitel einundzwanzig
    Jeden Moment konnte es so weit sein.
    Roy zog sich im trüben Licht, das durch das Bungalowfenster fiel, an. Er warf einen Blick auf die Mädchen. Ihre Körper zeichneten sich dunkel von den weißen Laken ab.
    Er hätte zu gern ein Feuer gelegt, um die Mädchen und alle Beweise verschwinden zu lassen. Das wäre perfekt gewesen - aber nur mit einer gewissen Vorlaufzeit.
    Kerzen hatte er nicht.
    Auch eine Zigarre oder Zigarette konnte als improvisierte Zündschnur dienen, doch er hatte beides nicht zur Hand.
    Vielleicht hatte das Mädchen Zigaretten.
    Er beugte sich über ihre Klamotten, hob das T-Shirt hoch und durchsuchte die Taschen ihrer abgeschnittenen Jeans. Nichts.
    Verdammt!
    Sofort Feuer zu legen kam nicht in Frage. Er musste sich Zeit verschaffen, um sich die Bewohner von Nr. 9 und Nr. 12 vorzuknöpfen und sich dann mit Donnas Auto einen gewissen Vorsprung herauszufahren.
    Moment.
    Nr. 9 und Nr. 12 würde er ebenfalls anzünden müssen.
    Das konnte er vergessen.
    Den ganzen Plan konnte er vergessen.
    Stattdessen würde er einfach seine Fingerabdrücke entfernen.
    Mit dem T-Shirt des Mädchens durchquerte er den Raum und wischte alle Oberflächen, die er berührt hatte, sorgfältig ab. Bald kam es ihm sinnlos vor. Aus irgendeinem Grund hatte er ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache, als wäre irgendetwas mächtig schiefgegangen. Als hätte er etwas sehr Wichtiges vergessen.
    Er kippte den Inhalt des Rucksacks auf den Boden. Zusammen mit der Plastikfolie und den Schlafsäcken rollten vier Dosen mit Chili und Spaghetti daraus hervor.
    Er hatte seit längerem nichts gegessen. Daher das mulmige Gefühl.
    Nein, daran lag es auch nicht. Während er die Dosen abwischte, fiel es ihm ein.
    Verflucht!
    Karens und Bobs Haus! Er hatte noch nicht mit Sicherheit herausgefunden, ob es wirklich niedergebrannt war oder nicht.
    Heute Morgen war in den Nachrichten nur von einem Feuer die Rede gewesen. Und wenn Karens Haus nicht abgebrannt war, hatten die Cops inzwischen alle Beweise, die sie brauchten.
    Vielleicht war die Meldung mittlerweile auch über den Sender gegangen und er hatte sie bloß noch nicht gehört. Trotzdem musste er auf der Hut sein.
    Keine Beweise.
    Keine Zeugen.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und fragte sich, ob er etwas vergessen hatte. Schließlich ging er ins Badezimmer, um zu pinkeln. Dann zog er das Messer aus der Scheide um sein Schienbein.
    Ein schneller, gerader Schnitt durch die Kehle würde reichen. Er musste sich nur vor dem spritzenden Blut in Acht nehmen.
    Als er auf Jonis Bett zuging, sah er, dass das Mädchen verschwunden war.
    Unmöglich!
    Er fuhr mit den Händen über das Laken, doch seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. Das Bett war leer. Irgendwie war es ihr gelungen, sich zu befreien.
    Er warf einen Blick unter das Bett. Von Joni keine Spur.
    Da hörte er das Geräusch des Türschlosses. Roy sah, wie das kleine Mädchen die Tür aufriss und hinter sich wieder zuschlug.
    »Ach du Scheiße«, fluchte Roy.
    Er folgte ihr und schloss leise die Tür hinter sich. Nur hinter wenigen Bungalowfenstern brannte Licht, und der Parkplatz war völlig verlassen. Roy hätte gedacht, dass sie schnurstracks zur Rezeption rennen würde, aber sie war nirgends zu entdecken. Vielleicht war sie hinter dem Haus.
    »Also gut«, flüsterte er. »Also gut.«
    Erst musste er sich um das andere Mädchen kümmern.
    Der Türgriff ließ sich nicht herunterdrücken.
    Er hatte sich ausgesperrt.
    Roy holte tief Luft, wischte seine schweißnassen Hände an der Hose ab und rannte um den Bungalow herum. Nichts außer Dunkelheit, Bäumen und dem Zirpen der Zikaden.
    Er brauchte eine Taschenlampe, aber die lag im Bungalow.
    Vorsichtig schlich er in die Finsternis, um Joni zu suchen.
    Die kleine Schlampe!
    Seine Hand schmerzte. Er hatte sie um

Weitere Kostenlose Bücher