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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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Nachricht ist an Sie adressiert.“
    „ Ich kannte Ihren Bruder doch gar nicht, verdammt!“, schrie Roger und schmiss das gefaltete Papier gegen die Windschutzscheibe. Er schnaufte wie ein aufgebrachter Stier. Seine Angst war gerade dabei in Wut umzuschlagen, so wie manchmal aus einem guten Wein Essig wird. Still und unbemerkt.
    „ Mann, beruhigen Sie sich“, sagte Wilcox. Roger erwiderte nichts.
    „ Was wollen Sie jetzt tun?“, fragte Wilcox nach einer kurzen Pause.
    „ Das weiß ich nicht so genau“, sagte Roger, „aber immerhin weiß ich was Sie jetzt tun werden.“
    „ Ich?“
    „ Ja Sie“, sagte Roger, „Sie werden jetzt mit mir da rauf fahren und den verdammten Wagen Ihres Bruders holen. Meine Frau ist schwanger und ich will nicht, dass sie sich unnötig aufregt. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Haben Sie mich verstanden?“
    „ Ja“, sagte Wilcox.
    „ Den Rest des Werkzeuges bringe ich Ihnen morgen vorbei! Einverstanden?“
    „ Na gut“, sagte Wilcox, „aber seien Sie bitte ehrlich. Wissen Sie was es mit diesem Schreiben auf sich hat?“
    „ Ich weiß es nicht“, sagte Roger, „kann es sein, dass Ihr Bruder irgendwelche psychischen Probleme hatte, von denen Sie nichts wussten? Zu viel Stress? Ist ihm der Alltag über den Kopf gewachsen? Sie verstehen schon – hatte er Probleme mit seinen Nerven oder so etwas in die Richtung?“
    „ Ja, ich verstehe was Sie meinen“, sagte Wilcox, „aber ich will Ihnen etwas über meinen Bruder Steve sagen, Sir. Steve war fünf Jahre bei den Marines. Bei der Operation Desert Storm hat er fünf verwundeten Kameraden das Leben gerettet, indem er eine halbe Stunde lang alleine eine Stellung gehalten hat, bis die Verstärkung kam. Er hat diesen irakischen Bastarden ordentlich eingeheizt, das können Sie mir glauben.“
    Wilcox hielt einen Augenblick lang inne und Roger schien es als würde der Mann nach den richtigen Worten suchen. Dann fuhr er fort:
    „ Kann sein, dass Steve einige Probleme hatte – mit seiner Frau Nancy, mit der Steuer und vielleicht auch damit jeden verfluchten Tag aufs Neue verstopfte Scheißhäuser und Abflüsse zu richten. Aber mit seinen Nerven – nein Sir, - mit seinen Nerven war alles in Ordnung. Alles in bester Ordnung.“
    Roger schaute ihn an und legte dabei jedes einzelne Wort des Unbekannten auf die goldene Waage seines Verstandes. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Wilcox die Wahrheit sagte, legte er wieder den Gang ein und fuhr weiter. Auf der Anhöhe vor ihm wurde das Haus immer größer und mit ihm auch Rogers Unruhe.
    „ Vergessen Sie nicht was ich Ihnen gesagt habe“, sagte Roger ohne sich zu Wilcox umzudrehen, „nehmen Sie den Wagen und verschwinden Sie von hier.“
    „ Ich habe schon verstanden“, sagte Wilcox und kramte in seiner Jackentasche. Als Roger hielt reichte Wilcox ihm eine Visitenkarte und sagte:
    „ Der Laden meines Bruders ist direkt neben der Buchhandlung beim Rathaus. Die genaue Adresse steht auf der Karte. Sollte niemand aufmachen, dann legen Sie das Werkzeug einfach neben die Türe im Innenhof.“
    „ Gut“, sagte Roger und steckte die Karte ein. Danach stiegen beide Männer aus. Noch ehe Roger die wenigen Stufen bis zur Veranda gestiegen war, erklang der Motor des Lieferwagens.
    Wilcox setzte erst in einem Halbkreis zurück, bevor er das Gaspedal durchtrat und Richtung Stadt verschwand. Eine dicke Staubwolke stob hinter ihm auf. Roger schaute ihm einen Augenblick lang nach, während er überlegte wie er seiner Frau Linda die Situation erklären sollte, ohne sie dabei unnötig aufzuregen.

12.

    „ Dass die Ratten so ein Problem darstellen würden hätte ich nicht gedacht“, sagte Linda und nahm am auf der Couch Platz. Roger saß neben ihr und musterte aufmerksam jede ihrer Regungen, wie ein Schlangenbändiger bei einem gefährlichen Auftritt. Er glaubte, dass sie die Geschichte geschluckt hatte, war sich aber noch nicht hundertprozentig sicher. Also legte er nach:
    „ Ja, das hat Wilcox gesagt als ich ihn heute angerufen habe“, sagte er mit gespielter Aufgebrachtheit, „dass das Loch erst zugemauert werden kann, wenn die Ratten erledigt sind.“
    „ Wegen des Mörtels?“, fragte Linda und legte ihren Kopf zur Seite und legte die Stirn in Falten. In diesem Augenblick erinnerte sie Roger einmal mehr an das schüchterne Mädchen, das er vor vielen Jahren in einer Eisdiele kennen gelernt hatte. Das Mädchen, das bei ihrem ersten Date im Kino eingeschlafen war. Es

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