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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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den Mann kaum gekannt und es war dieser Gedanke, mit dessen Hilfe er ein bisschen Abstand zu seinen Zweifeln gewann.
    Roger hielt einen Augenblick lang inne und atmete tief durch. Dann machte er sich weiter an die Arbeit. Die Kellertüre ging auf und Linda erschien im Türspalt.
    „ Hey du Heimwerker“, sagte sie mit verschlafener Stimme, „ich habe Sam gerade ins Bett gebracht, er ist vor dem Fernseher eingeschlafen. Kommst du auch bald?“
    „ Ich muss das hier noch fertig machen, Schatz.“
    „ Kannst du das nicht morgen erledigen?“
    „ Nein“, sagte Roger und nahm sich noch ein Bier aus der Kiste, „ich will das hier ein für allemal erledigen. Schläft Sam bei uns?“
    „ Ja. Ich mache sonst die ganze Nacht kein Auge zu wenn ich daran denke dass irgendwelche Ratten durchs Haus schleichen.“
    „ Ja“, sagte Roger und verkniff sich einen Rülpser, „mir ist es auch lieber. Außerdem ist es gemütlich – wie beim Zelten.“
    „ Ja---haa“, gähnte Linda, „bitte beeil dich.“
    „ Ich mach so schnell ich kann, Schatz. Versprochen.“
    „ Gut, dann bis gleich“, sagte Linda und verschwand wieder aus dem Türspalt. Roger konnte ihre gedämpften Schritte auf der Treppe hören und eine Minute später war völlig still im Haus. Er war heilfroh, dass Linda die Scherben von der zertretenen Christbaumkugel nicht bemerkt hatte. Während er in die Stille des Hauses lauschte, ermahnte er sich dazu die Scherben wegzufegen bevor Linda überhaupt davon Wind bekam.
    „ Mit dieser kleinen Notlüge kann ich leben“, sagte er leise zu sich selbst. Dann machte er sich wieder daran das Gift zu verteilen.
    Es dauerte noch eine halbe Stunde bis alle Ränder des Loches damit eingeschmiert waren. Als er fertig war, stand er auf und steckte sich. Seine Hüfte gab ein leises Knacken von sich, so als würde man einen trockenen Zweig übers Knie brechen. Er sah sich um und begann nach neuen möglichen Schlupfwinkeln zu suchen, durch welche die Ratten ins Hausinnere schlüpfen könnten.
    Sofort fielen ihm die einzelnen kleinen Spalten auf, die sich dort durch den Kellerboden zogen, wo dieser mit dem Mauerwerk anschloss. Sie waren jedoch allesamt so klein, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass eine Ratte durch sie ins Haus gelangen konnte. Als er diese Möglichkeit ausgeschlossen hatte, machte er sich daran den Keller nach weiteren potenziellen Verstecken der Ratten zu untersuchen. Dabei achtete er sorgfältig auf jeden seiner Schritte, um nicht wieder eine der Christbaumkugeln zu zertreten. Er kam sich dabei so vor wie ein Soldat, der durch ein feindliches Minenfeld marschierte und wusste, dass jeder Schritt sein letzter sein konnte. Alle paar Schritte blieb er stehen, schaute sich um und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Obwohl er erst bei seinem zweiten Bier angelangt war, so spürte er dennoch einen leichten Grad der Entspannung in seinen Gliedern. Gleichzeitig legte sich ihm eine leichte Müdigkeit auf die Sinne, wie ein halbdurchsichtiger Schleier. Am liebsten hätte er den Keller hinter sich gelassen und sich schlafen gelegt. Trotzdem zwang er sich dazu einige der Kisten zu verschieben, um nach weiteren Ritzen und Spalten im Mauerwerk zu suchen. Sobald er einen Spalt fand fuhr er mit dem Spachtel rein, um sich von dessen Tiefe zu überzeugen. Doch kaum eine der Fugen war breiter als ein Finger und meistens handelte es sich dabei um Risse, die entstanden waren weil das Erdreich ausgetrocknet war. Sie waren weder breit noch tief und Roger konnte sich nicht vorstellen, dass sie irgendein anderes Tier als ein Maulwurf dazu verwenden könnte, um ins Haus zu kommen. Deshalb verzichtete er darauf die Fugen mit Gift zu beschmieren. Er war gerade dabei eine der Kisten zurück an ihren Platz zu schieben, als er hinter sich ein Geräusch vernahm. Es war ein lang gezogener schlurfender Laut, bei dem sich Roger jedes einzelne Nackenhaar aufstellte. Es kam aus dem Loch in der Wand und Roger ahnte, dass seine nächtlichen Besucher wieder den Weg ins Haus gefunden hatten.
    Er blieb einen Augenblick lang stehen und drehte sich leise um. Dann erklang das Geräusch ein weiteres Mal. Diesmal schien es näher zu sein, dachte Roger und sah sich nach einer geeigneten Waffe um. Er erblickte eine Spaltaxt, die zu seiner Linken an der Wand lehnte. Er ergriff das schwere Werkzeug am Holzstiel und zog es leise zu sich. Anschließend schlich er langsam in Richtung des Loches. Er hatte vor jede einzelne Ratte zu erschlagen, die aus

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