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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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ein Knirschen unter dem Absatz seines rechten Schuhs. Es hörte sich ungefähr so an als würde man einen gefrorenen Frosch zertreten. Roger drehte sich um und bemerkte, dass er versehentlich eine der Christbaumkugeln zertreten hatte. Eine von den blassvioletten, die Linda über alles liebte.
    „ Scheiße“, zischte er und machte sich wieder daran nach einem Spachtel zu suchen. Er durchstöberte alle Winkel des Kellers ohne jedoch ein geeignetes Werkzeug zu finden. Er hätte natürlich auch in die Garage gehen können, um dort einen zu suchen. In der Garage war ein Haufen Werkzeug und natürlich war dort wahrscheinlich auch irgendwo ein Spachtel, dachte er während er sich seinen Weg durch die modrige Kellerluft bahnte. Doch nach einem anstrengenden Arbeitstag und einer etwas wunderlichen Unterhaltung auf dem Nachhauseweg war es schlicht und ergreifend die Bequemlichkeit, die Roger dazu zwang im Keller zu bleiben und nach geeigneten Alternativen zu suchen. Schließlich musste er sich mit einem alten Schuhlöffel zufrieden geben, der aus einem der Umzugskartons ragte wie ein knallroter Miniaturgrabstein.
    „ Bingo“, sagte er als er den Schuhlöffel in das zähflüssige Gift tauchte. Ein großer Klumpen des Giftes blieb wie Nougatcreme an dessen Spitze kleben. Roger ging in die Hocke und verteilte den ersten Klumpen der zähflüssigen Masse am unteren Rand des Loches. Das Gift ließ sich leicht verstreichen und wenn man der Gebrauchsanweisung folgte, dann bildete es am Ende eine nahezu durchsichtige Schicht, die man auf den ersten Blick gar nicht wahrnahm. Immer wieder tauchte Roger den Schuhlöffel in das Gift und verschmierte einen Klumpen nach dem an den Ecken der heraus gebrochenen Ziegel.
    Es war eine eintönige Arbeit und wie immer wenn der Körper pausenlos ein und dieselbe Bewegung wiederholte, nahmen die Gedanken des arbeitenden Menschen Reißaus. Anfangs kreisten Rogers Gedanken noch um die Ratten und das Gift. Erst stellte er sich vor wie die Drecksviecher in irgendeinem Winkel langsam krepierten, während das Gift wie ein böses Fieber durch ihre Körper schoss und sie zum Zittern brachte. Er stellte sich vor wie sie die Augen verdrehten und ihnen dicker Schaum aus den Mäulern quoll. Doch gleich darauf dachte er daran was sein würde wenn die Ratten anfingen im Haus zu sterben. Der Keller war dabei das kleinste Problem. Man konnte die Kadaver immerhin problemlos mithilfe einer Schaufel und eines Plastikmülleimers entsorgen. Es würde aber ein viel größeres Problem darstellen wenn die verdammten Mistviecher irgendwo zwischen den Wänden oder unter dem Boden starben. Dann nämlich wäre das ganze Haus wochenlang vom Modergeruch verwesender Tiere erfüllt. Roger, der als Kind unweit einer Tierkadaververwertungsanlage gewohnt hatte, wusste dass es sich dabei um einen der ekelhaftesten Gerüche handelte, den man sich überhaupt vorstellen konnte. Es war ein süßlicher Gestank – das Eau de Toilette des Todes, dachte er.
    Sein Magen zog sich beim Gedanken an ein solches Szenario zusammen wie eine große Qualle, wenn man sie grob berührte. Er verdrängte die Gedanken an sterbende Ratten. Doch wie alle intelligenten Menschen, blieb auch er nicht sehr lange im angenehmen Bereich des geistigen Leerlaufes. Sein Verstand lenkte seine Gedanken sofort auf ein anderes Gleis, wie einen schweren Güterzug der nachts ziellos durchs Land fuhr.
    Er musste an Steve Wilcox denken und das flaue Gefühl im Magen glich dem das man hatte wenn ein Flugzeug in ein Luftloch flog. Er konnte immer noch nicht fassen, dass der Mann mit dem er gestern geredet hatte inzwischen im Leichenhaus lag. So wie sich die Geschichte für ihn angehört hatte, würde es bei der Trauerfeier keinen offenen Sarg geben. Vor seinem geistigen Auge malte er sich das Szenario aus, dass sich in der Garage von Wilcox abgespielt haben musste.
    Er konnte Wilcox aus der Vogelperspektive sehen, während die letzten Zuckungen durch seinen Körper gingen. Ein letztes animalisches Aufbäumen gegen das Unvermeidliche. Blut spritzte quer durch die Garage und der Glanz auf den blauen Augen erstarb, bis sie so matt waren wie Steine in einer Pfütze.
    Roger konnte sich nicht vorstellen was einen Mann dazu treiben konnte sich so etwas anzutun. Er ahnte jedoch, dass es wahrscheinlich weit mehr damit auf sich hatte, als sein Bruder Brian zugeben wollte. Gleichzeitig wusste Roger aber auch, dass er nicht darüber urteilen konnte, was mit Wilcox passiert war. Er hatte

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