Der Keller
rechts wandte, erkannte er eine Bewegung, die um die Ecke huschte und auf der Treppe verschwand.
Es war das verschwommene Bild einer nackten Schönheit, das sich Roger in Sekundenbruchteilen auf die Rückseite der Augenlider brannte. In seinen Gedanken wiederholte sich die Bewegung immer und immer wieder. Sie wurde immer langsamer, bis er schließlich einen Blick auf das Standbild seiner Erinnerung werfen konnte. Und das was er sah gefiel ihm gut. Eine nackte junge Frau mit straffen Brüsten und blasser Haut. Obwohl sie ihr Gesicht abgewandt hatte und er sie nur einen Augenblick lang gesehen hatte, so verspürte Roger in den unteren Regionen seines Körpers eine heftige Erregung.
Du musst sie finden, bellte sein Verstand und Roger setzte seinen Weg durch den Gang fort. Umso weiter er ging, umso bunter wurden die Farben in seinem. Alles wurde klarer und gewann mit jedem Schritt an Kontrast. Es kam ihm beinahe so vor, als würde er ein frisches Polaroidbild betrachten, auf dem das Bild zusehends schärfer und bunter wurde. Roger stieg die Treppe zum Erdgeschoß hinunter und wieder konnte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung erkennen. Es war wieder die junge Frau und diesmal sah er sie von hinten, als sie gerade durch die Kellertüre verschwand, die offen stand wie ein Scheunentor.
Roger sah ihre wohlgeformten Hüften und ihren nackten Hintern, der bei jedem Schritt wallte wie eine überreife Melone. Plötzlich wollte Roger mehr als sie nur finden. Er wollte sie an sich reißen und ihren Körper mit seinen Händen erforschen. Er wollte sie lehren was es heißt nachts in seine Träume zu schleichen. Er wollte den Traum bis zum letzten Tropfen auskosten wie ein kühles Bier an einem heißen Tag. Er sehnte sich regelrecht nach ihr.
Deswegen beschleunigte er seinen Schritt und lief ihr hinterher. Mit jedem Schritt geriet auch seine Erregung mehr in Wallung und ihm war in diesem Augenblick nicht klar wie lange er sich noch halten konnte. Es kam sie vor, wie ein Mann der mit einem übervollen Becher in der Hand versuchte einen Hindernisparcours zu bewältigen, ohne einen Tropfen zu verschütten. Nein es war keine Erregung mehr, es war pure Geilheit die in seinen Lenden pochte und brannte wie eine entzündete Wunde.
Ohne zu überlegen verschwand auch Roger im Keller. Er stürmte die Treppe hinab und schaute sich um. Im Keller roch es nicht mehr nach Moder, sondern nach frischen Frühlingsblumen. Roger überflog den Raum mit seinem Blick und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er daran, dass er seine Traumschönheit verloren hatte. Gleich würde ein fliegendes Pferd durch das Kellerfenster angeflogen kommen und danach die übliche Unterhaltung mit seiner verstorbenen Großmutter, dachte er und wandte sich zum Gehen um. Seine Erregung begann sich bereits zu legen, als die Unbekannte wieder an ihm vorbeihuschte. Sie schien aus dem Nichts zu kommen.
Sie lief so nah und an ihm vorbei, dass er den schwachen Luftzug spüren konnte, den sie beim Gehen verursachte. Er versuchte nach ihr zu greifen, doch wie in den meisten seiner Träume waren seine Bewegungen ungelenk und langsam. Anstatt sie zu fassen, bildeten seine Arme nur einen Bogen, der sich vor seiner Brust um die Kellerluft schloss. Roger blickte erneut auf und das letzte, was er von ihr sah, war ihr Hintern und ihre Unterschenkel, als sie im Loch in der Kellerwand verschwand.
Das Loch folgte jedoch nicht der restlichen Logik von Rogers Traum. Darin herrschte nach wie vor völlige Dunkelheit. Es war ein tiefes Schwarz, von dem ein eigenartiger Glanz ausging wie eine gefährliche Strahlung.
Roger überlegte nicht lange und folgte der Traumgestalt. Er tat gerade einen Schritt, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner linken Ferse verspürte. Er blickte auf seinen Fuß hinab und erkannte die blassvioletten Scherben der Christbaumkugel, auf die er gestanden war. Blut quoll ihm aus der Ferse und tropfte auf den Kellerboden. Der Schmerz ließ nach und mit ihm verflüchtigte sich auch Rogers Benommenheit. Der Traum gewann Klarheit und sein Verstand sträubte sich davor wie ein aufgebrachtes Pferd. Die Situation war zu real, dachte Roger.
Viel zu real! Die Scherben, der Schmerz, DER SCHMERZ!
Roger wollte sich umdrehen und aus dem Keller verschwinden. Doch er kam nicht vom Fleck. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Erst blieben sie reglos stehen, so als hätten sie Wurzeln geschlagen. Roger zerrte und zog, doch seine Beine rührten sich nicht. Schweiß
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