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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dersch
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sich schon irgendwie rausreden.
    Roger las die Adresse auf der Karte und lenkte seinen Wagen durch den zähen Morgenverkehr von Rockwell. Drei Querstraßen weiter bog er nach Norden ein und parkte direkt vor einem alten Haus, das ein Schild als die „Wilcox Klempnerei“ auswies, „gegründet 1912“.
    Roger stieg aus und ging zur Eingangstür, an der ein weißes Blatt angebracht war, auf dem in einer zittrigen Handschrift geschrieben stand: „Einganz um die Ecke.“ Darunter hatte jemand mit einem roten Filsstift einen Pfeil gezeichnet, in dessen Mitte in Knick um die Ecke führte. Roger folge diesem Pfeil und betrat wenig später einen kleinen Innenhof, in dem einige Mülleimer und ein aufgebockter Ford Mustang standen. Es stank nach Urin und überall lagen alte Zeitungen verstreut. Roger sah nur eine einzige Tür, die jedoch war zu. Er trat an die Türe und klopfte mit den Fingerknöcheln daran. Dann blieb er neben der geschlossenen Türe stehen und lauschte ins Innere der Klempnerei, in der ein eigenartiges Geräusch erklang: Tock-Tock-Tack, Tock-Tock-Tack. Es klang ungefähr so wie die ersten Gehversuche eines untalentierten Schlagzeugers.
    Das Geräusch kam langsam näher, bis es schließlich direkt hinter der Türe erstarb und Roger hören konnte, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Das alles geschah nur sehr langsam und in Rogers Vorstellung zog sich die Zeit in die Länge wie ein Kaugummi auf heißem Asphalt. Nach einigen endlosen Sekunden öffnete sich die Tür einen spaltbreit und Roger blickte in das älteste Gesicht, das er je gesehen hatte.
    „ Kann ich Ihnen helfen junger Mann?“, fragte eine Stimme, die weder männlich noch weiblich zu sein schien. Es war ein hoher Laut, wie der einer verstimmten Geige und Roger konnte nur anhand des der Kleidung erkennen, dass es sich bei der mageren Gestalt um eine Frau handeln musste. Mit einer Hand hielt sie immer noch die Türklinke, während die andere um einen Gehstock gekrallt war. Sie musste schon alte gewesen sein, als ich geboren wurde, dachte Roger und stellte sich vor:
    „ Ja, ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Mein Name ist Roger Bonfield und ich wohne in dem Haus am Chestnut Peak. Ich…“
    „ Sie kommen wegen des Werkzeugs, stimmts?“, fragte die alte Frau und ihre Lippen, die so dünn und spröde waren wie Wachspapier, spannten sich zu einem Lächeln.
    „ Richtig, ich wollte es heute zurückbringen“, sagte Roger.
    „ Brian hat es mir erzählt. Ich habe auf Sie gewartet“, sagte sie, „mein Name ist Doris Pearsons – ich bin die Großtante von Brian. Seit dem Tod von Steve bin ich hier aber auch als Aushilfe tätig, weil Brian jetzt alles alleine erledigen muss und deswegen tagsüber niemand im Laden ist.“
    „ Freut mich, dass Sie da sind und es tut mir leid, was ihrem Neffen zugestoßen ist“, sagte Roger und überlegte, ob er der Frau die Hand reichen sollte. Er entschloss sich jedoch wegen des Gehstocks dagegen. Er wollte nicht, dass sie das Gleichgewicht verlor.
    „ Das braucht Ihnen nicht Leid zu tun, Mr. Bonfield – nicht alle Schäfchen kehren heil zurück zur Herde.“
    Roger musterte sie genau, während sie sprach - konnte aber keinerlei Gefühlsregung hinter dem Geflecht aus Runzeln und Falten erkennen. Was immer sie auch fühlte, dachte Roger, es muss tief darin verschlossen sein, wie in einem Banktresor.
    „ Nun“, sagte Doris schließlich, „Sie wollten das Werkzeug bringen. Wo ist es denn?“
    Sie spähte ein kurz aus dem Türspalt heraus, so als würde sie sich nach dem Werkzeug umsehen. Dann zog sie ihren Kopf wieder zurück ins dunkle Innere des Hauses, so wie eine Schildkröte, die ihren Kopf zurück in den Panzer zieht.
    „ Das Werkzeug ist immer noch bei mir zuhause, Mrs. Pearsons“, sagte Roger, „ich habe gedacht, dass es wohl besser wäre wenn Brian es selbst bei mir abholt. Ich möchte, dass er sich die Arbeit seines Bruders ansieht und mir sagt was noch zu machen ist. Ich will, dass die Sache ein für allemal erledigt wird.“
    „ Ich verstehe“, sagte Doris und lächelte wieder, „ich werde Brian natürlich ausrichten, dass er mal bei Ihnen vorbei schaut. Er hat so furchtbar viel zu tun, er ist ein so guter Junge.“
    „ Dafür wäre ich Ihnen sehr Dankbar, Mrs. Pearsons.“
    „ Aber das ist doch selbstverständlich, Mr. Bonfield.“
    Sie schenkte ihm wieder ein bezauberndes Lächeln, so wie es nur alte Menschen können, die wissen, dass es einen ganz besonderen Wert hat, auch

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