Der Keller
Dinge vor sich gingen, dass Geräusche hinter den Wänden zu hören waren und dass der alte Roberts ihn nie hinunter in den feuchten Keller begleitet, sondern immer am oberen Ende der Treppe gewartet hatte – mit weit aufgerissenen Augen und schlotternden Knien. Einmal, er sei gerade dabei gewesen wieder die Kellertreppe hoch zu steigen, wäre aus der Dunkelheit ein gedämpftes Lachen erklungen und es hätte ganz plötzlich angefangen nach Schwefel zu riechen. Ich bin mir sicher, Mr. Bonfield, dass es sich bei dem Schwefelgeruch aus seiner Erzählung um reinen Seemannsgarn gehandelt haben musste – aber das mit dem Lachen, das hat mich nicht mehr losgelassen, seitdem ich zum ersten Mal davon gehört habe. Und wissen Sie warum? Weil ich mir sicher bin, dass Jim Davis, ein Säufer vor dem Herrn und noch ein schlimmer Hurenbock dazu, der keine zehn Jahre später von der Syphilis dahin gerafft worden ist, an jenem Tag wirklich ein Lachen in diesem verdammten Keller gehört hat und dass es Walter gewesen ist, der gelacht hat.“
Doris hielt inne, ohne den Blick von Roger zu nehmen. In diesem Moment kam es ihm so vor, als würden ihre blauen Augen funkeln.. Der Anblick ließ ihn frösteln und gleichzeitig wusste er, dass die alte Frau bald am Ende ihrer Geschichte anlagen würde. In diesem Augenblick jedoch war er sich nicht mehr sicher, ob er das Ende überhaupt hören wollte. Nein, eigentlich bereute er es jemals an diese verfluchte Türe geklopft zu haben. Doch wieder einmal war es Doris, die ihn aus seinen Gedanken riss, wie aus trüben Wassern.
„ Obwohl es natürlich nur eine Vermutung ist, Mr. Bonfield, so denke ich, dass die Ereignisse, die noch folgen sollten darauf beruhten, dass es tatsächlich Walter gewesen war, der dort unten im Keller gelacht hat.
Joseph Roberts musste etwas geahnt haben – irgendetwas muss ihn im Laufe der Zeit dazu veranlasst haben, zu glauben, dass eine Verbindung zwischen den Kindsmorden und seinem Sohn bestand. Die Gerüchte in der Stadt, die zu dieser Zeit die Runde machten, mussten ihm zu Ohren gekommen sein und ihn nach diesem Vorfall ins Grübeln gebracht haben. Ich bin mir sicher, dass es vielleicht nur eine Kleinigkeit war, die ihm die Augen geöffnet hat. Vielleicht ein Kinderschuh auf dem Dachboden der Scheune, eine Haarspange unter Walters Kopfkissen, ein Kinderhöschen im Schirmständer – irgendetwas, das so eindeutig war, dass Roberts nicht die Augen davor verschließen konnte. Doch was auch immer es war, Mr. Bonfield, - die Erkenntnis musste den einstmals stolzen und erhabenen Joseph Roberts mit einer solche Wucht getroffen haben, dass er sich am liebsten gewünscht hätte auf der Stelle im Erdboden zu versinken. Doch statt selbst darin zu versinken und seiner Scham und seinem Elend mit dem Revolver seines Vaters ein Ende zu setzen, sorgte er dafür, dass die Taten seines Sohnes nicht ungesühnt blieben.
Bis hierhin waren das alles nur Vermutungen mein Lieber, vorgetragen wie Sie vielleicht meinen, von einer alten Närrin, deren Verstand hier und da ein Loch hat, wie ein altes Paar Schuhe, das zu viele Male auf dem Feld getragen worden ist. Doch als sich das alles zutrug war ich eine Frau in den besten Jahren, wie man so sagt und auch wenn ich heutzutage manchmal den Schlüssel verlege oder mich auf dem Weg zur Bank verlaufe, so sehe ich die Erinnerung aus diesen Tagen so klar und deutlich vor meinem geistigen Auge, wie eine Neonreklame in einer pechschwarzen Nacht. Und obwohl es alles nur Vermutungen sind, so könnte ich auf das Grab meines verstorbenen Mannes schwören, dass dennoch ein Funken Wahrheit darin begraben liegt.
Roberts war Walter auf die Schliche gekommen, soviel ist klar, und im Hinterstübchen seines Verstandes musste er geahnt haben, dass das Blut all dieser Kinder auch an seinen Fingern klebte. Auch wenn er nichts von den Taten seines Sohnes gewusst hatte, so war es dennoch er gewesen, der damals mit Dr. Harris versucht hatte, das zu richten, was der liebe Gott seiner Ansicht nach verpfuscht hatte. Erinnern sie sich noch, dass dieses Wesen, das damals aus dem Schoß seiner Frau gekrochen war, weder Sohn noch Tochter gewesen war? Und erinnern Sie sich auch noch daran, dass erst Dr. Harris, möge er dafür in der Hölle schmoren, damals dafür gesorgt hatte, dass Roberts einen rechtmäßigen Erben und einen männlichen Nachfolger bekommen hat? Die beiden hatten versucht Gott zu spielen, Mr. Bonfield und ich denke, dass das die größte Frevelei
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