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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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er danach keine Zeit mehr vergeudet, sondern sich geradewegs zu seiner Arbeit auf den Weiden westlich der Stadt begeben hätte. Und das konnte durchaus zutreffen, obwohl er keinen Bekannten angeben konnte, der ihn unterwegs getroffen und mit ihm gesprochen hatte. Aber es bestand immer noch die Möglichkeit, daß er Aldwin noch weiter gefolgt war und einen weiteren, verhängnisvollen Versuch unternommen hatte, einen Mann zu beeinflussen, der sich normalerweise nur allzu leicht von irgendwelchen Vorhaben abbringen ließ. Genug und mehr als genug für einen Tag. Hugh war in sein eigenes Haus zurückgekehrt, zu seiner Frau und seinem Sohn und seinem Abendessen, und nun saß er auf den sauberen Binsen auf dem Dielenfußboden, an dem milden Abend nur mit Hemd und Hose bekleidet, und half dem dreijährigen Giles, eine Burg zu bauen, als Cadfael vergnügt an die offene Tür klopfte und mit strahlendem Gesicht hereinmarschierte, einen unbekannten und offensichtlich verblüfften jungen Mann in priesterlichem Gewand am Ärmel hinter sich herziehend.
    Hugh ließ seinen Turm aus Bauklötzen unvollendet und stand rasch auf. »Ihr kommt schon wieder Euren Pflichten nicht nach, nicht wahr? Ich war vor ungefähr einer Stunde in Eurem Kräutergarten und habe nach Euch gesucht. Wo seid Ihr diesmal gewesen? Und wen habt Ihr mir da mitgebracht?«
    »Ich war nur in Attingham«, sagte Cadfael, »um Vater Eadmer zu besuchen. Und hier ist sein Neffe, gleichfalls Vater Eadmer, vor einem Monat ordiniert. Dieser junge Mann hat zum Fest der heiligen Winifred seinen Freund Vater Boniface vom Holy Cross besucht. Ihr wißt, daß Vater Elias sich sehr sorgte, ob Aldwin in einer Verfassung gestorben war, in der ihm alle Sakramente der Kirche gewährt werden können, zumal er in seiner eigenen Kirche nur höchst selten zur Messe erschienen war. Elias erkundigte sich bei sämtlichen Priestern, die er kannte, innerhalb und außerhalb der Stadt, ob jemand für den armen Kerl bürgen könnte. Boniface erzählte mir von einem weiteren Priester, der nur anderthalb Tage hier war, so unwahrscheinlich es auch war, daß ein Einheimischer während einer so kurzen Zeit seinen Weg zu ihm finden würde. Aber hier ist er, und er hat Euch eine Geschichte zu erzählen.«
    Der junge Eadmer erzählte sie bereitwillig, obwohl er nicht begriff, welche Bedeutung sie haben möchte, abgesehen von der, die ihm bereits bekannt war. »Und ich kehrte mit Bruder Cadfael hierher zurück, um den Mann selbst in Augenschein zu nehmen, um zu sehen, ob es tatsächlich derjenige war, der zu mir kam. Und er war es «, beendete er seinen Bericht. »Aber was Bruder Cadfael außerdem noch herausgehört hat und was so wichtig ist, daß ich Euch sofort aufsuchen sollte, Mylord, das ist etwas, das er Euch selbst erzählen muß, denn davon habe ich keine Ahnung.«
    »Aber Ihr habt nicht erwähnt«, sagte Cadfael, »um welche Zeit dieser Mann kam, um bei Euch zu beichten.«
    »Es war, als gerade die Glocke zur Vesper geläutet hatte«, wiederholte Eadmer bereitwillig, aber immer noch verblüfft.
    »Seinetwegen kam ich zu spät zum Gottesdienst.«
    »Zur Vesper?« Hugh fuhr hoch und wendete ihnen ein Gesicht zu, aus dem plötzliches Begreifen herausleuchtete. »Ihr seid ganz sicher? An dem Tag?«
    »An dem Tag!« bestätigte Cadfael triumphierend. »Und genau während des Läutens der Vesperglocke kam Elave, wie niemand besser weiß als ich, auf den großen Hof gewandert und wurde von Gerberts Leuten überfallen und zu Boden geschlagen, und seither sitzt er als Gefangener in der Abtei. In diesem Augenblick war Aldwin noch am Leben und wohlauf und wollte beichten. Wer immer ihn ermordet hat – Elave war es nicht!«

10. Kapitel
    Das Kapitel am folgenden Morgen war fast beendet, als Girard von Lythwood am Torhaus erschien und darum bat, vom Ehrwürdigen Abt angehört zu werden. Als angesehener Bürger der Stadt und – wie sein verstorbener Onkel – großzügiger Stifter der Abtei war er sich seiner Stellung und seiner Verdienste bewußt. Er hatte seine Ziehtochter Fortunata mitgebracht, und beide waren gut gewappnet und gerüstet, wenn schon nicht zu einer Schlacht, so doch zu einer möglichen Auseinandersetzung, die sie höflich, aber entschlossen zu bestehen gedachten.
    »Natürlich, laßt sie hereinkommen«, sagte Radulfus. »Ich freue mich, daß Girard wieder zu Hause ist. Sein Haushalt hat viel auszustehen gehabt und braucht sein Oberhaupt.«
    Cadfael beobachtete ihr Eintreten in den

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