Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
wurden mit angesteckt; Veter a nen fühlten sich entw e der beleidigt oder endlich gerächt. Die Auseinanderse t zung hatte die Straße erreicht. Vor dem Gebäude des Gerichtshofes wu r den Barrikaden errichtet, Wachen zogen auf. Doch trotz allen Aufruhrs schafften es S a turninus und seine Verbündeten, die Verurteilung durchzuse t zen. Das Vermögen der Verlierer wurde eingezogen, die beiden glücklosen Feldherren mus s ten ins Exil.
Die Optimaten erkannten nun die Gefahr, die die Gruppe um Marius für die bestehende Ordnung da r stellte. In einem verzweifelten Vorstoß versuc h ten sie, die Vertrauten von Marius, Fimbria und Memmius wegen Erpressung anzuklagen, doch es war schon zu spät. Zu viele Posten waren bereits mit Marianern b e setzt, das Gesuch wurde abg e lehnt. Der Umgangston auf dem Forum in den ö f fentlichen Debatten wurde langsam aggressiver. Und anstatt die Situation zu ber u higen, nutzte S a turninus jede Möglichkeit, in Opposit i on zum Senat zu gehen und seine Partei als einen For t schritt für die Bürger Roms darzustellen. Um Marius’ Position in der Armee zu stärken war es notwendig, den L e gionären eine Perspektive nach den langen Ja h ren im Feld zu eröffnen. Einhundert Morgen Land set z te Saturninus für jeden einzelnen Veteranen des jugurthinischen Krieges als Belohnung durch. Ein Au f schrei ging durch die Reihen der Senatoren. W o her sollte diese riesige n Fläche n an Land g e nommen we r den? Eine Welle der Enteignung und Vertre i bung musste notwendigerweise folgen. Wer Land besaß, zitterte um seinen Wohlstand, wä h rend die Armen von einer gesicherten Existenz träumten und sich junge Männer zuhauf zum Kriegsdienst verpflichteten. Die Truppen füllten sich schnell. Metellus, der in diesem Jahr zum Ze n sor gewählt worden war, versuchte die beiden U n ruhestifter aus dem Senat zu entfernen, doch die Massen ließen sich ihre Wohltäter nicht nehmen und drohten mit einem Aufstand. Saturninus und Serv i lius blieben im Amt.
Wie gut die Verbündeten es allerdings verstanden ha t ten, sich darzustellen und wie gut sie den Scha t ten einer übermächtigen Bedrohung beschworen hatten, zeigte sich jedoch vor allem darin, dass es gelungen war, M a rius erneut zum Konsul durchz u setzen. Noch ganz im Sinne der Verfassung war dieser nach seinem Triump h zug ein zweites Mal zum Konsul gewählt wo r den. Das sollte eigentlich das letzte Mal gewesen sein, denn das Gesetz sah vor, dass jeder Römer, egal ob Aristokrat oder ei n facher Ritter, jedes Amt nur zweimal in seinem L e ben b e kleiden durfte, und das auch nur mit einem zeitlichen Abstand von mindestens einem Jahr. Doch die Angst der Römer vor den Barbaren saß tief, und Marius schien der einzige, der Rom retten konnte. Mi t hilfe seiner Anhänger setzte er seine Bedingungen durch: er wurde wieder Konsul. Er wurde zum dritten Mal Konsul, die Verfassung wurde unterwandert, um dem Ritter aus dem kle i nen Kaff Arpium die Möglic h keit zu geben, aus dem vollkommenen Machta n spruch und mit der absoluten Entscheidungsfreiheit dieses Amtes Rom aus der Krise zu fü h ren, einen Weg zu finden, die Barbaren zu vernichten. Der Plan der Ve r bünd e ten, die Machtverhältnisse in Rom neu zu gesta l ten war aufgegangen, noch bevor Marius ein einziges Mal in die Schlacht gezogen war. Was er erreicht hatte, hatte in der Geschichte der römischen Rep u blik noch nie jemand vor ihm erreicht, und deshalb konnte er sich eine kleine Geste der Eite l keit nicht verkneifen. Er ließ sich den Ring seiner ritterlichen Würde in Gold arbeiten. Das war eine absolute Neuheit , denn Ringe wurden in Rom nur von Ar i stokraten und Rittern g e tragen, und zwar immer nur ein einfacher eiserner Ring an der linken Hand. Sogar die Feldherrn trugen im Tr i umphzug einen eisernen Ring. N ur die Botschafter, die der S e nat ausschickte, wurden mit einem goldenen ausgesta t tet. Doch nicht zu ihrer persönlichen Schmuck, sondern als Zeichen, dass die glanzvolle R e publik Rom sie gesandt hatte. Und nun brach gerade der nüchterne, humorlose Marius diese altehrwürdige Tradition und schmückte seine linke Hand mit Gold. Hinter der trockenen Fassade schienen u n bekannte Leidenschaften zu toben, und man fragte sich etwas bang, ob man den Ehrgeiz dieses Ma n nes nicht unte r schätzt hatte.
Aber Marius beließ es ni cht bei den Gesten. Er überließ die Tatkraft auch nicht seinen Ve r bünd e ten. Er nutzte die Zeit, sich um jedes Detail zu kümmern,
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