Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
überall herrschen würde. Doch Geirröd blieb stumm in trüben Gedanken versunken.
Als sie die heimatliche Küste erreicht hatten, sprang Geirröd zuerst an Land und versetzte dem Boot mit Agnar darin einen so heftigen Stoß, dass es sofort aufs offene Meer trieb wo es von einer starken Strömung erfasst wurde.
Das Boot wurde von dem Strom erst freigegeben, als es die Ufer eines fernen Landes erreicht hatte. Dort wurde es von einer Riesin gefunden, die G e fallen an Agnar fand. Der jedoch war krank gewo r den vor Kummer und Enttäuschung über die U n treue seines Bruders. Sie pflegt ihn gesund und als er erwachsen war, nahm sie ihn in ihr unterird i sches Reich und vermählte sich mit ihm, denn sie hatte ihn lieb gewonnen.
Geirröd aber war zum Haus seines Vaters gewa n dert wo er erfuhr, dass der alte König vor Gram über den Verlust seiner Söhne gestorben war. So wurde Geirröd zum König gekrönt.
Frigg jedoch, aus Zorn über die üble List, die sich Odin für seinen Schützling ausgedacht hatte, en t hielt dem Land ihren Segen, so dass allzeit Hunger und Mangel herrschte. Doch König Geirröd holte sich durch Kampf mit den umliegenden Königre i chen das, was die eigenen Ba u ern nicht schaffen konnten, so dass er und sein Gefolge bald zu den gefürchtetsten Kriegern der nördlichen Reiche zäh l ten.
Wenn Fremde in sein Land kamen und um das Gas t recht nachsuchten, so wurde Geirröd von Angst und Misstrauen gepeinigt, es könnte doch einmal einer d a bei sein, der Kunde von se i nem ält e ren Bruder brächte. Sein Verrat nagte schwer an seinem Herzen und verbi t terte seine Seele. Die Angst, dass seine böse Tat aufg e deckt werden könnte, machte ihn grob und jä h zornig. So speiste er die Gäste mit dem Allerschlechtesten was seine Tafel hergab, verspottete sie und befahl seinen Kriegern, üble Scherze mit ihnen zu treiben. Das Weib, das er gefreit hatte, litt unter seiner Grobheit. Die ei n fachen Bauern stöhnten unter der Last der Abgaben, die er ihnen auferlegte und die er mit größter Härte eintrieb. Liebevoll war er nur zu se i nem kleinen Sohn, den er in Gedenken an seinen Bruder Agnar genannt hatte.
Als der kleine Agnar gerade zehn Winter alt g e worden war, blickten Odin und Frigg nach ihren ehemaligen Schützlingen um zu sehen wie ihre Wette ausgegangen sei. Da sagte Odin mit siegess i cherem Lächeln:
„Sieh nur, dein Agnar wälzt sich mit einer Riesin in unterirdischen Höhlen und zeugt mit ihr Bastarde, während mein Zögling Geirröd das Land als großer und gefürchteter König regiert. Mir scheint doch, ich habe unsere Wette gewonnen.“
Frigg antwortete:
„Dein Zögling ist bekannt für seine Grausamkeit und für seinen Jähzorn. Das Gastrecht tritt er mit Füßen. Wenn er denkt, ein Besucher könne zu la n ge bleiben, so befiehlt er seinen Mannen ihn zu qu ä len und durch ihren Spott zu vertreiben.“ Da fuhr Odin auf, denn das Gastrecht zu verletzen, ist eine Beleidigung der Götter.
„Ich werde mich mit eigenen Augen von dem übe r ze u gen was du da sagst“, schwor er, verkle i dete sich auf der Stelle als ärmlicher Pilger und machte sich auf den Weg zum Hofe König Geirröds. Doch Frigg schickte König Geirröd einen Traum: hüten solle er sich vor einem Pilger, den der schärfste Hund seiner Meute nicht beißen wolle. Von ihm drohe ihm große Gefahr.
Als Odin am Rande der Siedlung vor König Gei r röds Hof ankam, stürzten die Hunde des Do r fes auf ihn zu, doch er schritt unverdrossen seines Weges, und die Köter wichen zurück. Als er sich dem Haus des Königs näherte, kamen die Krieger von der Jagd nach Hause, kaum konnten sie die aufgeregte Hundemeute bänd i gen. Als die Tiere den Pilger entdeckten, rissen sie sich los und umstellten klä f fend den Mann. Dieser jedoch ließ sich davon nicht anfechten und schritt weiter zum Haus, so dass die Hunde winselnd Platz machen mus s ten. Als er die Halle betrat, saß König Geirröd auf se i nem Thron und zechte mit seinen liebsten Kriegern. Zu seinen Füßen lagen zwei große Doggen, die er zu seiner persönlichen Bewachung abgerichtet hatte. Ni e mand durfte sich dem König nähern, ohne Gefahr zu laufen von den beiden wilden Tieren zerfleischt zu werden. Sie waren immer um ihn und schliefen des Nachts auf seinem Lager zu seinen Füßen. Die Tür schwang auf, und mit großen Schritten trat der Pilger ein. Der blaue Mantel des Pilgers bauschte sich, als er auf den Thron zuschritt. Da wurden die beiden
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