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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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schien ihnen, als kön n ten sie Rauch sehen, der zwischen den Halmen des dünnen Schilfdaches he r vordrang. Ängstlich fassten sie sich bei den Händen, doch da sie nichts zu ve r lieren hatten, gingen sie näher heran und öffneten die Tür, die nur lose in den lede r nen Angeln hing. Wer beschreibt ihre Überraschung, als sie in das Innere der kleinen Hütte blickten. Was von außen gewirkt hatte, als könne ein Kind nicht au f recht darin stehen, zeigte sich nun als eine Halle, die so hoch und mächtig war, dass das Haus ihres Vaters wohl zweimal darin Platz g e habt hätte. Sie wollten die Tür zuschlagen und zu ihrem Boot zurückeilen, doch als sie sich umdrehten, standen hinter ihnen ein alter gebeu g ter Fischer und seine Frau. Ihre Haut war vom Wetter gegerbt und gebräunt, ihre dünnen weißen Haarsträ h nen flatterten im Se e wind. Ihr durchdringender Blick ließ die beiden Knaben erstarren. Der Mann sprach:
    ‚Liebe Knaben, ihr sollt nicht gehen ohne unsere Gas t freundschaft genossen zu haben.’
    Die Alte ergänzte:
    ‚Tretet ein, ich will euch ein gutes Mahl kochen, Hering und Haferbrei, die beste Kost der Welt.’
    Und sie schoben die beiden Kinder in die Halle. Kaum waren sie eingetreten und hatten die Tür hinter sich geschlossen, schien eine Verwandlung mit den beiden Alten vorzugehen, ihre Gestalten reckten sich, das Greise n hafte fiel von ihnen ab und ihre scharfen Augen blickten nun mi l der auf die Geschwister. Sie führten sie zu einem riesigen Tisch, wo die Alte ihnen einen Trunk Wasser und das versprochenen Mahl brachte. Als die Knaben gegessen hatten, bedankten sie sich und wol l ten sich verabschieden. Sie öffneten die Tür der Kate, doch voll Entsetzen sahen sie, dass in der kurzen Zeit, die sie sich in der Hütte aufgehalten ha t ten, der Winter hereing e brochen war, der mit Schnee und Eis die Hütte von der Welt abgeschnitten hatte. So wendeten sie sich um und baten ihre Gastgeber um Unterschlupf für den Winter. Dies wurde ihnen g e währt. Als sie ihr Lager zugewiesen bekommen hatten, fielen sie in traumlosen Schlaf.
    Die beiden Alten traten herzu und betrachteten die Schlafenden. Es handelte sich natürlich um Odin und Frigg, die den Weg der Kinder zu dieser Insel geführt hatten, um sie für den Winter als Gesel l schaft zu b e kommen. Da sagte Frigg:
    ‚Die Knaben sind wirklich so schön und anmutig wie uns berichtet wurde, doch scheint mir der ältere Knabe Agnar noch angenehmer als sein Bruder.’
    Odin antwortete:
    ‚Wie gut sich das fügt, Weib, denn mir gefällt der junge Geirröd noch um vieles besser. Es soll jeder von uns seinen Knaben leiten und lehren, und ein Wettstreit soll zwischen uns sein, we l cher von be i den letztlich von dem Gelernten höheren Gewinn im Leben hat.’
    Frigg stimmte zu, und am nächsten Tag begannen sie ihre Schützlingen zu lehren, was nach ihrer A n sicht das Wichtigste für ihr Fortkommen im Leben sei. Frigg lehrte Agnar den Zeitpunkt für die Saat erkennen und die richtigen Tiere für die Zucht au s zuwählen, damit sein Volk Na h rung hätte, um stark und zahlreich zu sein. Sie lehrte ihn die Zeichen der Natur, den Zug der Lachse zu beobachten und aus dem Flug der Vögel die Zukunft vorhersagen. Bannsprüche und Fruchtba r keitszauber sprach sie ihm vor und ermahnte ihn all e zeit ein gerechter König zu sein, damit sich die Völker ihm freiwillig und aus Ehrfurcht mehr denn aus Furcht anschlö s sen.
    Odin lehrte Geirröd im Kampf zu bestehen und die Kunst eine Schlacht für sich zu entsche i den. Er lehrte ihn, wie man Krieger um sich schart und sich ihrer Treue versichert. Er zeigte ihm, wie man das Eisen im Feuer zu Lanzen schmiedet und sprach Zaubersprüche, die einen Gefangenen aus der Hand des Feindes befre i en. Er verriet ihm auch, wie man einen au s sichtslosen Kampf durch List und Tücke für sich wendet.
    So ging der Winter vorüber. Während sich die Ze i chen für das Nahen des Frühlings mehrten, nahm Odin Geirröd beiseite und gab ihm noch einen let z ten g e heimen Rat. Als die See dann wieder schiffbar war, machten die Knaben ihr Boot zurecht dann wiesen die beiden Alten ihnen den Weg zu ihrem heimatlichen Königreich.
    Wunderbar war es geradezu, wie schnell sie die Heimat am Horizont auftauchen sahen. Sie konnten sich nicht genug verwundern, dass es ihnen im Herbst nicht g e lungen war, die Küste zu erkennen. Agnar malte sich das Gesicht ihres Vaters aus, wenn er sie wieder sehen würde und die Freude, die

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