Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Hunde von großer Wut gepackt, bellend und geifernd stürzten sie sich auf den Ankömmling. Doch kurz bevor sie ihn erreicht hatten, zogen sie den Schwänze ein und schl i chen winselnd davon. Geirröd erschrak, jedoch b e herrschte er sich und bat den Ankömmling sich zu se t zen und einen B e cher Met anzunehmen. Als der Fre m de sich e r frischt hatte, bat Geirröd ihn seinen Namen und sein Begehr zu nennen. Sein Name sei Grimnir. Mehr jedoch verriet er dem König nicht. Da wurde dieser zornig: wenn er nicht freiwillig sprechen wo l le, so würde man ihn schon zum Reden bringen. Er rief seine Krieger herbei, die den Fremden gefangen na h men und fesselten. Dann befahl Geirröd ihnen, zwei große Feuer auf dem Hof zu entfachen und den Pilger dazwischen festzubinden. Tag und Nacht sollten die Feuer lodern, dann würde sich die Zunge des Wide r spenstigen schon lösen.
Acht Tage und acht Nächte saß Odin als Pilger Gri m nir verkleidet zwischen den lodernden Fla m men, und die Angst aller Menschen am Hofe nahm stündlich zu, denn kein sterblicher Mensch hätte die Hitze übersta n den. Als die Flammen so weit an den Fremden hera n geko m men waren, dass sie an seinem Mantel zu lecken begannen, trat der Knabe Agnar zu ihm, reichte ihm einen Becher Wasser und sagte:
‚Der König tut Unrecht, euch schuldlos zu pein i gen.’
Als Odin getrunken hatte, antwortete er:
‚Acht Nächte saß ich zwischen den Feuern und ni e mand bot mir Nahrung außer Agnar allein. So mag er auch allein herrschen über dieses Land. E i nen besseren Lohn für einen Becher Wasser hat wohl noch nie j e mand erhalten.’ Dann warf er die Fesseln von sich, als wären es Strohhalme, richtete sich auf und alle, die die Feuer umstanden, erkan n ten, dass Odin selbst unter sie getreten war.
Wie ein Brand verbreitete sich die Nachricht durch das Dorf und bis in die Halle. Dort saß der König und hielt sein Schwert halb aus der Scheide gez o gen auf seinen Knien. Als er hörte, dass Odin der seltsame Fremde war, sprang er auf um zu ihm zu eilen. Da strauchelte er, das Schwert glitt mit dem Heft zu Boden und die Klinge durchbohrte Gei r röd. Agnar jedoch wurde zum König gekrönt. Er regierte das Land lange Jahre als mächtiger und gerechter Herrscher, und seine Nac h fahren folgen ihm darin seit dieser Zeit.
So glücklich und fruchtbar ist das Herrscherhaus, dass seit zweiundvierzig Generationen nicht nur ein Sohn die Thronfolge antreten konnte, sondern i m mer auch ein zweiter Knabe erwac h sen wurde um als Druide die Verbindung zu Odin aufrecht zu erhalten. So ist seit ewigen Ze i ten das Glück des ganzen Landes durch die ehrenvolle Tat des Ah n herrn begründet und durch den König und den Priester seines Blutes gesichert.“
Marcus rechnete kurz nach. Wenn diese Barbaren ihr Herrscherhaus zweiundvierzig Generationen zurüc k verfolgten, so wäre es älter als die Stadt Rom. Er wisc h te diesen unwahrscheinl i chen G e danken beiseite.
„Wenn Bojord ein Nachfahre Agnars ist, dann sind die beiden Weißgekleideten, die ich am ersten Abend ges e hen habe, wohl jene...“, Marcus kam das seltsame Wort nicht von den Li p pen.
„Driuden,“ half ihm Hirst, „sie sind die Priester Odins. Der Ältere ist Bojors Onkel Fjörm, der jü n gere sein Bruder Wid . Die Weisungen, die sie in ihren Träumen und Visionen erhalten, kommen direkt von Odin, de s halb gehorcht das ganze Volk ihrem Rat, sogar der König würde sich nicht dag e gen auflehnen.“
Über die lange Erzählung war es spät geworden, müde bereiteten sie in der Nähe des Feuers ihr L a ger. Doch wieder hatte Marcus eine unruhige Nacht. Er bekam keine Luft durch die Nase und wachte gegen Morgen von einem starken Huste n reiz auf. Sein Mund war wie ausgedörrt während in seinem Kopf noch Fetzen der Albträume spukten, die ihn die letzten Stunden g e plagt hatten.
Odin hatte auf ihm gesessen in einem weiten blauen Mantel, sein tonnenschweres Gewicht hatte ihn bein a he erdrückt., doch der Knabe Agnar und ein geifernder Hund waren herbeigeeilt und hatten den riesigen Gott von ihm herabgezerrt.
Mit schwerem Kopf stand Marcus auf und trank aus einer Kanne, die am Rande der Feuerste l le stand. Er versuchte seine Nase frei zu schnauben dann legte er sich wieder hin. Noch lange lag er wach sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzend, bis er endlich doch wieder eindösen kon n te.
Einige Tage später kehrte die Jagdgesellschaft en d lich zurück und übergab die Beute
Weitere Kostenlose Bücher