Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
eine A n zahl Kinder losgeschickt, die unter der Bew a chung zweier Krieger am Strand nach Bernstein suchen mussten. Die Ausbeute war nicht groß, doch im Verlauf einiger W o chen kam eine schöne Menge zustande. Marcus hätte am liebsten mitgeholfen, doch hätte sich das schlecht mit seiner Würde als Botschafter und Überbringer klo t ziger Kessel ve r tragen, so dass er sich lieber zu den Kriegern gesel l te, um deren Tagesablauf mehr zu be o bachten als zu teilen.
Die Tage vergingen , nach und nach füllte sich ein schönes Säckchen mit Bernstein. Eigentlich hätte er zufrieden sein und die Heimreise antreten können, aber die Gier hielt ihn einfach noch zurück. Ein zweites Säckchen war bereits halb gefüllt, als Hirst ihn eines Abends beiseite nahm:
„Morgen wird die Feier zum Beginn des Winters a b gehalten. Alle Mitglieder des königlichen Hau s haltes haben daran teilzunehmen, da diese Zerem o nie zu E h ren Odins stattfindet. Die Druiden haben bestimmt, dass du ebenfalls dabei sein sollst. Ich werde dir mo r gen alles No t wendige erklären, aber wenn wir den Hain betreten haben, gilt absolutes Schweigen. Jedes Wort ist dann gefährlich. Leg dich früh schlafen, wir brechen noch in dieser Nacht auf.“
Marcus war von der Idee ganz angenehm übe r rascht, eine religiöse Zeremonie würde sicher inte r essant we r den und seine Erzählungen zuhause in Rom noch fa r biger machen. Er war ziemlich g e spannt, schlief aber erstaunlich gut, so dass er einen Moment brauchte um sich zu orientieren als Hirst ihn wenige Stunden später aufweckte.
Draußen schien blasses Mondlicht über stille Gruppen von Kriegern. König Bojord stand a b seits, nur von seiner Leibwache umgeben. Marcus und Hirst gesellten sich zu einer Gruppe. Marcus fiel auf, dass alle Krieger unbewaffnet waren. Ein U m stand, der umso beme r kenswerter war, da sie sich sonst bei kaum einer Gel e genheit von ihren Lanzen und Schwertern tren n ten. Schließlich öffnete sich die Tür zum Langbau der Prie s ter. Fjörm und Wid, Onkel und Bruder des Königs, kamen z u erst auf den Platz. Ihnen folgten zwei Krieger. Zwischen sich schleppten sie einen Mann zu einem Karren, der sich offensichtlich nicht alleine au f recht halten konnte. Sie stießen ihn auf den Wagen, wo sein schlaffer Körper ohne Gegenwehr auf die Bretter fiel, so dass das dumpfe Geräusch des Aufpralls erschr e ckend laut durch die stille Dämm e rung klang. Sogleich schwangen die Priester sich auf ihre Pferde und win k ten dem Kutscher ihnen zu folgen. Das war das Ze i chen für die Übrigen ebe n falls ihre Pferde zu besteigen, um den Priestern und dem holperig anfahrenden G e fährt mit seiner selts a men Ladung zu folgen.
Der Weg führte sie weit ins Landesinnere. Der B o den wurde immer weicher, der Hufschlag der Pfe r de klang gedämpft. Niemand sprach ein Wort, so dass die Gruppe sich beinahe lautlos voran bewe g te. Die Dä m merung zog herauf, und Marcus fühlte ein wenig E r leichterung, weil es so aussah, als ob es ein wolkenloser, sonniger Herbsttag heraufdä m merte, der die finstere Stimmung dieses Morgens gewiss zerstreuen würde. Doch hier, mitten im Sumpf, zog das steigende Licht des Tages die Feuchtigkeit aus dem schwammigen B o den, und der Dunst, der zunächst nur die Beine der Pferde umwallt hatte, hüllte nach und nach die ganze Gruppe ein. Die Priester schienen sich ihres Weges sehr sicher zu sein, denn sie zogen mit steter G e schwindigkeit voran. Ein weniger Ortskundiger hätte in den dichten Nebeln, die sich nur manchmal unter einer Windböe lichteten, unweigerlich die Orientierung ve r lieren müssen. Ma r cus erschien es bald, als wanderten sie seit Stunden in die Irre, so verschlungen war ihr Weg und so eintönig war die Landschaft, die er in dem dichten Nebel mehr e r ahnen als wirklich s e hen konnte. Der Platz, an dem sie schließlich anhielten, glich allen anderen an d e nen sie vorbei gekommen waren, war aber offenbar ihr Ziel. Die Männer banden ihre Pferde an die Äste der Büsche und stellten sich in einem we i ten Kreis auf. Marcus beeilte sich, neben Hirst zu st e hen zu kommen, es erschien ihm irgendwie sicherer. Schon bei den wenigen Schri t ten, die er von seinem Pferd zu seinem Beschützer zu machen hatte, spü r te er, wie weich der Boden war. Weich und so mit Feuchti g keit gesättigt, dass jede se i ner Fußspuren sich sofort mit einer kleinen Wasserpfütze füllte. Eine unang e nehme feuchte Kälte kroch aus der Erde. Der Nebel war
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