Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
ihn ko m men sahen. Er ritt, als legte er es darauf an zu stü r zen oder sich zu verletzen. Alle, die ihn als weichl i chen Parasiten und Lüstling kannten, hätten hier Zeuge se i ner zerstörerischen Energie und der in ihm lodernden Wut werden können. Erst nach e i ner Stunde halsbr e cherischer Sprünge und abru p ter Manöver wurde er ruhiger und übergab den Hengst einem Sklaven, der Mühe hatte das Tier zu beruhigen.
Die Stunden nach diesen Übungen waren die einzig entspannten seines Tages. Die körperl i che Bel a stung tat ihm gut, während die dauernde Anspa n nung, in der er lebte, etwas nachließ. Das Gefühl, von allen überholt zu werden, nagte an ihm, und seine Geldnot machte ihm zu schaffen. Er lebte auf Pump und belieh den Namen seiner Vorväter. Se i nen Hunger stillte er bei den Gastmählern, seinen Vermieter vertröstete er von Woche zu Woche, und das wenige Geld, das er sich ab und zu mit dem Verfassen von Bittschriften und Gnadengesuchen ve r diente, wanderte in die Taschen des Gestütha l ters, in dessen Ställen Ventus unterg e kommen war. Aber in letzter Zeit kamen auch noch Ausgaben für Ärzte und Quacksalber hinzu. In se i nen Ellenbe u gen, den Kniekehlen und an den Schläfen hatte sich ein lästiger Ausschlag g e bildet. Die Haut war rissig und gerötet, und trockene weißliche Schüp p chen lösten sich. Der Juckreiz war an manchen Tagen kaum auszuhalten, und Lucius hatte bereits ein Vermögen für eine ganze Sammlung verschi e dener Salben ausgeg e ben, die zwar aus den unte r schiedlich s ten, manchmal auch ekelerregenden Z u taten gebraut waren, aber eines gemeinsam hatten, nämlich dass sie praktisch nichts nützten.
Während all dies geschah, hatte auch für Rom die Zeit nicht stillgestanden. Die Nachricht vom emp ö renden Verrat des Konsul Calpurinus Bestia war in die Haup t stadt gelangt. Ein Angehöriger der röm i schen Arist o kratie, der Schicht, die in den Augen aller der Garant für die röm i schen, militärischen Tugenden sein sollte, hatte sich bestechen lassen - die Volksseele war erregt und für die Volksve r sammlung war dies ein willko m mener Anlass, die Position der Ari s tokraten vorsichtig zu schwächen. Dazu bestellten die Volkstribunen J u gurtha erneut nach Rom, um aufgrund seiner Aussagen die gra s sierende Korruption im Senat aufzudecken.
Die Senatoren kochten vor Wut, denn die Führung auswärtiger Angelegenheiten war ihre Au f gabe und nicht die der Volksversammlung. Außerdem war der Schaden gar nicht abzusehen, wenn der Num i der wir k lich auspacken würde. Es gab nur wenige, die seine freundlichen Z u wendungen abgelehnt hatten. Doch es kam wieder einmal anders. J u gurtha kam nach Rom und kaufte sich die einflus s reichsten Mitglieder der Volksversammlung genau so, wie er sich zuvor die S e natoren gekauft hatte. Darüber hinaus nutzte er seine Stippvisite in der Hauptstadt der Welt, um einen num i dischen Pri n zen ermorden zu lassen, der in Rom um Asyl geb e ten hatte. Senat und Volksversammlung w a ren kurzfristig einer Meinung, und man erklärte J u gurtha erneut den Krieg.
In innenpolitischer Hinsicht war die ganze Angel e ge n heit jedoch so verlockend, dass der neugewählte Volk s tribun Mamilius Limetanus nicht zögerte, die skandal ö sen Vorgänge zu nutzen und sich mit e i nem Sonderg e richt in das Bewusstsein der Öffen t lichkeit zu bringen. In ihrer unerbittlichen Verfo l gung von Korruption schickten die Richter mehrere aristokratische Senat o ren ins Exil und ließen deren Vermögen konfiszieren. Ü berflüssig zu erwähnen, dass die Ric h ter allesamt nur dem untergeordneten Ritterstand angehörten und d a mit auf der Seite des Volkstribunen waren.
Jugurtha dagegen profitierte weiterhin von der röm i schen Neigung zu persönlichem Ehrgeiz, als der obe r kommandierende Konsul zur Wahl nach Rom zurüc k kehren musste und sein w e niger erfol g reicher Bruder im Alleingang versuchte sich milit ä rische Sporen zu verdienen. Postumius Albinus griff zum falschen Zei t punkt an, scheiterte kläglich und sah sich gezwu n gen, im Namen Roms J u gurtha in seiner Würde als König von Numidien zu bestätigen. Doch der Senat dachte nicht daran, di e sen Friedensschluss mitzutragen. Ve r zweifelt suc h ten sie nach einem fähigen und unbestec h lichen General aus den Reihen der Aristokraten und fa n den ihn in Quintus Cäcilius Metellus, dem Jugen d freund von Lucius’ Vater.
Wie jeder andere in Rom hatte auch Lucius die G
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