Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
mir steckt, als der Ta u genichts, für den mich alle halten.“
Metellus wandte den Blick ab und ergriff eines der Steinchen, die auf der Tischplatte aufgestellt waren. Halb nachdenklich, halb verlegen drehte er sie zw i schen den Fingern. Er ließ sich Zeit mit seiner An t wort.
„Ich verstehe dein Anliegen und würde dir gerne he l fen, schon um deines verstorbenen Vaters willen. Doch du kommst zu falschen Zeitpunkt. Sie her, Sulla, wie du weißt, ist die Aufnahme in die Armee von einem gewi s sen Mindestvermögen abhängig. Als Offizier, wie es deine A b stammung verlangen würde, müsstest du dich mit einer kompletten Au s rüstung versehen und noch weiteres Barvermögen als Sicherheit vorweisen können. Ich weiß, wie es um die Finanzen meines alten Freu n des bestellt war, und so weiß ich auch, dass dir das nicht mö g lich ist. Natürlich könnte ich dir eine en t sprechende Summe vorzuschießen, denn ich bin übe r zeugt, dass du Fähigkeiten hast, die dich weit bringen können. Ich bin sicher, dass du nach kurzer Zeit i m stande wärst, mir mein Geld mit Zins und Zi n seszins zurückzuzahlen. Und doch darf es nicht sein. In diesem Durcheinander, in das uns jener unselige Jugurtha ve r wickelt hat, wurden schon zu viele persönliche Intere s sen verfolgt. Wenn wir noch eine Chance haben wo l len, dann müssen wir uns auf unsere alten römischen Tugenden der U n bestechlichkeit und B e scheidenheit zurückbesi n nen. Wenn ich dich protegiere, wird schon wieder der Geschmack nach Vetternwirtschaft und Bevo r zugung hervorgebracht, der so zersetzend auf die Moral unserer Truppen wirkt. Doch nur mit einer A r mee, die an die Größe und Stärke Roms glauben kann, werden wir dieser Bedrohung entgegentreten können. Und so muss ich deine Bitte a b lehnen, so Leid es mir tut.“
Lucius verneigte sich.
„Ich danke dir für deine Geduld und bitte dich für die Unterbrechung eures Gespräches um Verze i hung.“
Er hoffte, dass sein Abgang einen ähnlich strammen Eindruck hinterließ wie der von Marius und war froh, dass er sich nicht mehr umdrehen musste. Seine letzte Hoffnung war zerbr o chen.
Auf einer Abendgesellschaft traf er nach langer Zeit Nikopolis wieder. Er hatte sie als eine nicht mehr ganz junge, aber immer bewundernswerte Frau in Erinn e rung und konnte sie sich nur als die gefeier t ste Kurtis a ne Roms denken. Irgendwann war es stiller um sie g e worden, Lucius hatte sie aus den Augen verloren. Zu viel war passiert und zu sehr hatten sich die Umstände seines Lebens verändert, als dass er bis zu diesem Tag einen Gedanken an seine erste G e liebte aufgebracht hätte. Als er sie an diesem Abend nach langer Zeit zum ersten Male wieder sah, erkannte er auch, warum sie aus dem gesellschaftlichen Leben verschwunden war: Nik o polis hatte ihre Schönheit nicht länger konservi e ren können und war alt geworden. Ihre Gestalt, die schon immer auffallend zart gewesen war, war nun hager, die Falten am Hals hatten sich zu Ringen vertieft und das Haar war dünn geworden. Nikop o lis hatte es mit irgendwelchen Tinkturen dunkler gefärbt, jedoch an der Wurzel zeigte sich das verr ä terische Grau. Wie eine vertrocknete, kleine Ei d echse saß sie auf ihrem Sofa und wurde von den anderen Gästen nicht weiter beachtet. Lucius, der ihr gegenüber saß, beobachtete, dass sie dem Wein mehr zusprach, als ihrer schwächl i chen Konstitut i on zuträglich sein konnte, so dass sie sehr bald auch angeheitert war und versuchte ihren Nachbarn, einen unscheinbaren Jüngling, in neckische Spie l chen zu verstricken. Dieser wand sich vor Verl e genheit, da er nicht wusste, wie er sich den Liebä u gele i en und den reichlichen Küsschen seiner ung e betenen Verehrerin entziehen sollte. Nomentan, ein Parasit der schlimmsten Sorte, der immer bereit war die Stimmung bei einem Gelage mit den der b sten Scherzen aufzul o ckern, bemerkte als erster wie unwohl sich der Junge fühlte.
„Catius“, rief er dem blassen Jüngling zu, „Du sol l test dich nicht so zieren, wisst ihr denn nicht wer euch hier Avancen macht?“ Der so Angesprochene zuckte z u sammen und die träge G e sellschaft belebte sich.
„Die vornehmsten Patrizier Roms würden dich b e ne i den, wenn sie wüssten, wessen Interesse du he u te g e weckt hast.“ Nikopolis, deren Gehirn vom Wein schon reichlich benebelt war, k i cherte g e schmeichelt, ohne die Ironie zu fühlen.
„Neben dir sitzt die berühmte Nikopolis, die G e liebte der Dichter und der
Weitere Kostenlose Bücher