Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
e schehnisse verfolgt und in Gesellschaft lebhaft di s k u tiert. Als der Name des neuen Oberbefehlshabers b e kannt gegeben wurde, erschien es Lucius wie ein Wink des Schicksals. Er kramte seine unauffälligste Tunika hervor, legte eine Toga aus einfacher Wolle um und machte sich auf den Weg zu Metellus.
In der Villa führte ihn ein Sklave durch das Atrium und in einen zum Garten gelegenen Raum. Der Hausherr stand mit einem Offizier an einem großen Zedernhol z tisch. Einige Schriftrollen waren achtlos an die Seite geschoben, so dass Platz für einen Ha u fen Sand sowie für viele, offensichtlich sorgfältig angeordnete Stei n chen geschaffen war. Als Lucius den Raum betrat, hie l ten die beiden in ihrem G e spräch inne. Metellus blickte kurz auf und lud ihn mit einem knappen Wink ein, auf einem Schemel Platz zu nehmen. Lucius dankte mit einem Nicken und stellte sich neben den angewiesenen Platz, ohne sich jedoch zu setzen. Der Offizier runzelte die Stirn. Die beiden Männer wechselten noch einige Sätze bezüglich des kommenden Einsatzes in N u m i dien, bevor Metellus sich seinem zivilen Besucher z u wandte.
„Sulla, sei mir willkommen! Obwohl ich dir zürnen müsste, denn seit dem Tod deines Vaters hast du nie den Weg in mein Haus gefunden. Aber natürlich sehe ich ein, dass wir dir hier nichts von dem Luxus und der Abwechslung bieten können, die du g e wohnt bist.“
Sein freundliches, offenes Lächeln minderte die Spitze seiner Anspielung, und Lucius wusste, dass er nicht den Empfindlichen spielen durfte.
„Ich danke dir für die freundliche Aufnahme, die du mir trotz meiner Untreue gewährst.“
Metellus’ Besucher schien über die Störung wen i ger erfreut. Er war ein hagerer Mann von ann ä hernd fün f zig Jahren, gegerbt, trainiert und ganz offensichtlich von eiserner Willensstärke. Das dunkle Haar war milit ä risch kurz geschnitten und schon stark mit grauen Strähnen durc h setzt. Sein Gesicht zeigte den Ausdruck völliger Beher r schung, nur ein Muskel an seiner rec h ten Wange arbeitete rhythmisch, so als würde der Mann mit den Zähnen knirschen.
„Sulla, das hier ist Gaius Marius, der fähigste Off i zier, den Rom je hervorgebracht hat.“
Lucius war an den Tisch getreten und begrüßte den Mann betont höflich, obwohl dieser als einfacher Ritter keinen Anspruch auf übertriebene Förmlic h keiten ha t te. Der Name des Emporkömmlings war in Rom al l gemein bekannt, ebenso seine steile Ka r riere, die in einem winzigen Kaff namens Arpium begonnen und ihn bis fast an die Spitze des röm i schen Staates geführt hatte. Lucius ließ seinen Blick über die Anordnungen auf dem Tisch schweifen, er hatte keine Ahnung von strategischen Überlegu n gen und bewunderte erstaunt die komplizierten Aufste l lungen auf dem Sand. Er wandte sich an Metellus.
„Das wird alles wenig nützen, solange die Schlange noch einen Kopf hat. Solange Jugurtha am Leben ist wird er immer wieder einen Weg finden neue Truppen auszuheben und neue Kriegsschauplätze zu eröffnen. Rom wird immer einen Schritt hinte r her hinken, bis man J u gurtha selbst gefasst hat.“
Bevor Metellus ein Wort sagen konnte, war Marius in ein verächtliches Lachen ausgebrochen.
„Wir danken dir für deine Einschätzung der Lage und versprechen, uns danach zu richten.“
Er griff nach seinem Mantel, der über einem Stuhl lag, verabschiedete sich von Metellus und ging. Seine Sa n dalen knallten hart auf den glatten Stei n boden.
Metellus blickte ihm nach.
„Sein steiniger Weg hat ihn empfindlich gemacht. Als Aufsteiger aus dem Nichts hat er sich viel anh ö ren müssen, und jetzt pocht er auf seine Stellung. Trot z dem bin ich der Meinung, dass Rom in dieser Bedr o hung nicht auf ihn verzichten kann, auch wenn er es immer wieder schafft, sich Feinde zu machen.“
Er seufzte und sah seinen Besucher scharf an.
„Doch nun zu dir. Was ist denn nun der Anlass deines Besuches?“
Lucius atmete tief durch und begann.
„Ich erzähle dir keine Neuigkeiten, wenn ich dir gest e he, dass ich die vergangenen Jahre in erster Linie darauf verwendet habe, den Namen meiner Vorväter durch die Tavernen zu tragen und meinen Ruf zu ruinieren. Der frühe Tod meines Vaters l a stet schwer auf mir, und ich kann mich nicht von meiner Schuld daran fre i sprechen. Das Leben, das ich führe, widert mich an, deshalb bitte ich dich: gib mir eine Chance. Verschaff mir eine Position in de i nen Truppen und gib mir Gel e genheit zu zeigen, dass mehr in
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