Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
mich ist diese Nacht die richtige Gelegenheit einen Irrtum einzugestehen.“
Eine kleine, berechnete Pause folgte diesen Worten, und die erwartete Stille trat ein.
„Dreißig Jahre lang habe ich zu Fortuna gebetet, sie möge mir zu Glück verhelfen und mir die Gel e genheit verschaffen, meinen Wert zu zeigen. Dre i ßig Jahre lang blieb sie unerbittlich. Bis ich erkan n te, dass meine Gö t tin nicht jene wankelmütige P a tronin ist, sondern eine, zu der ich bis heute kaum die Augen zu heben wagte: Venus! Sie selbst hat sich meiner erbarmt und mir den Weg geebnet und deshalb, meine lieben Freunde, ist es nur recht und billig, ihrer heute zu gedenken und ihr ein Opfer zu bringen.“
Mit diesen Worten griff er das Mädchen, das seine Li e ge geteilt hatte, am Arm, zog sie zu sich und küsste sie auf den Mund. Dann trug er sie zu einem Tisch in der Mitte des Atriums. Mit einem Tritt flogen Teller und Platten scheppernd zu Boden und auf dem Tisch, vor den Augen seiner Gäste begann er mit der Kurtisane das zu treiben, wofür sie b e zahlt wurde. Syrus, ein alter Saufkumpan, der ni e mals jemandem einen Auftritt gönnen konnte, b e mächtigte sich eines anderen Mä d chens und tat es ihm nach. Als sie fertig waren tausc h ten sie die Partnerinnen und begannen unter den a n feuernden Rufen der Gäste nochmals von vorne.
In den frühen Morgenstunden war Lucius neben Metrobius auf ein Sofa gesunken. Langsam fielen sogar ihm die Augen zu und wie von weitem hörte er die Stimme seines ehemaligen Liebhabers.
„Nun, Lucius, verrate mir doch mal, wie das ganze Spiel weitergehen soll. Morgen wird das Los en t sche i den, welcher Magistrat dich im nächsten Jahr unter seine Fittiche nehmen soll. We l cher Ädil oder Prätor wird sich wohl über einen Helfer wie dich freuen?“
„Ach Metrobius, ich glaubte heute doch schon deu t lich genug gesagt zu haben, dass Fortuna nicht meine Schutzpatronin ist. Wie sollte ich mich bei meinen we i teren Planungen denn auf ihren Be i stand verlassen? Nein, meine Entscheidung ist g e fallen, und alle no t wendigen Schri t te sind eingele i tet, so dass mich das Los morgen meinem alten Freund Metellus zuweisen wird. Ich werde mein Bündel schnüren und nach Numidien gehen. Hier in Rom würde ich doch niemals eine off e ne Tür finden, und die Witzfigur für den Stadtadel a b zugeben, dafür bin ich mir zu schade. Außerdem braucht Metellus nun jede Unterstützung, nachdem ihn dieser Dreckskerl Marius nicht nur im Stich gelassen hat, sondern auch noch versucht, von Rom aus seinen Ruf zu ruinieren.“
Metrobius nahm einen Schluck Wein.
„Ich glaube, dass du ein wenig zu unbedeutend bist, um hier irgendetwas ändern zu können.“
„Das glaube ich nicht. Wer hätte vor ein paar Ja h ren darauf gewettet, dass ich eines Tages Prätor sein wü r de? Jetzt aber muss ich einen Schritt we i ter gehen. Ich wäre nicht der Erste, der sich in der Schlacht von alten Fehlern reinwäscht und als ein ganz anderer angesehen wird als in seinem alten Leben. Erst wenn alles so läuft, wie ich mir das vo r stelle, werde ich mich den Aufgaben in Rom selbst zuwenden.“
Metrobius schüttelte den Kopf.
„Und was, wenn du verwundet wirst? Du könntest auch sterben.“
„Was wenn...? was wenn...? Dann hoffe ich, dass es schnell geht und dass Venus mich im Jenseits begrüßt.“
In einem anderen Stadthaus viele Straßen weiter war die Atmosphäre bei weitem nicht so en t spannt. Marius konnte sich über seinen Sieg noch lange nicht freuen, denn er befand sich erst auf halber Strecke in der Ve r wirklichung seiner Pläne. Er stand an dem Zedernhol z tisch, den er für seine Schlachtaufstellungen verwend e te, und ringsum standen seine engsten Mitstreiter. O b wohl Becher mit verdünntem Wein herumgereicht wurden, war die Stimmung gedrückt. M a rius lächelte verkniffen.
„Die Position des zweiten Konsuls ist ein schöner Erfolg, und ich möchte mich bei euch allen für eure Unterstützung bedanken. Dennoch wisst ihr gena u so gut wie ich, dass unser eigentl i ches Ziel nicht erreicht wurde. Der Senat hat es abgelehnt Mete l lus den Obe r befehl in Numidien zu entziehen und auf mich zu übe r tragen. Genau das aber erwarten die Männer, die uns zu unserem Sieg verholfen h a ben. Sie haben viel Geld in unsere Sache investiert und rechnen fest damit, dass wir ihnen Numidien als römische Provinz zurückbri n gen, damit sie ihre Verlu s te über Steuereinnahmen und Geschäfte au s gleichen
Weitere Kostenlose Bücher