Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
nämlich kaum drei Monate später, hatte er die geforderte Anzahl an Pfe r den und Reitern ausgehoben, und mit der letzten abg e henden Galeere schiffte er sich selbst nach Numid i en ein. Das Wetter auf der Überfahrt war ruhig. Dennoch war die Reise in der E n ge des Schiffs eine Tortur, Rudersklaven, Pferde, Matrosen und Sold a ten drängten sich auf dem engen Raum. Die Sonne brannte auf das Deck, und der G e stank nach Schweiß und Pferd war bald kaum noch auszuha l ten. Zwei Tiere krepierten und wurden über Bord geworfen, wo die Kadaver von Haien zerfetzt wu r den. Eine Durchfallerkrankung machte die Runde, und die, die es erwischt hatte, saßen den ganzen Tag auf der Reling und schissen ins Meer.
Ein junger Zenturio empfing sie, als sie nach vier T a gen Überfahrt in einem schäbigen Hafen an der Nor d küste Afrikas anlegten. Er begrüßte Lucius respektvoll und bot ihm an, ihn in ein Bad zu fü h ren. Lucius war dieses rasch erfolgte Angebot ein wenig peinlich, doch gab es nichts, was ihm hätte lieber sein können, und so schwitzte er in der fo l genden Stunde in den Schwaden des kleinen Ha m mam den ganzen Dreck der Galeere aus. Ein schwarzer Gehilfe rieb seine Haut mit Sand und einem Handschuh aus grober Wolle, bis sie einen Ton heller und merklich dünner geworden war und knetete ihn anschließend mit Olivenöl durch. Luc i us wus s te, dass der Zenturio draußen auf ihn wa r tete, doch als man ihn gestützt wie einen Kranken in einen Ruheraum brachte um ihn auf einen Diwan zu betten, schlief er auf der Stelle ein.
Eine Stunde später erwachte er erfrischt, hatte aber Mühe sich zurecht zu finden. Er kleidete sich an und ging zusammen mit dem Zenturio in die Kar a vanserei, die die Römer als ihr Quartier besetzt ha t ten. Hier fa n den sich die Pferde und Reiter der let z ten drei Tran s porte sowie eine kleine Einheit der Haupttruppe unter der Führung seines Begleiters. Im Hof des Gebäudes waren einige Teppiche au s gebreitet, wo sie nach La n dessitte ihr Abendessen serviert bek a men. Gekochte Stücke von Hammel schwammen in einem See aus Öl und Hammelfett, u m geben von einem Ring aus Grütze. Das Ganze war lauwarm, wodurch sich das Fett an den Rä n dern zu weißlichen Schollen verfestigte. Man mus s te sehr hungrig sein, um das Mahl g e nießen zu können. Lucius, an die feinste und eleganteste K ü che Roms gewöhnt, hatte Schwierigkeiten seinen Ekel zu übe r winden. Der Zenturio schien seine Probleme nicht zu bemerken sondern formte kleine Bällchen aus Gries und Fleisch, tauchte sie in Fett und schnippte sie sich in den Mund, wobei es ihm dank seiner Geschicklic h keit gelang, innerhalb kü r zester Zeit eine beachtliche Menge zu verzehren. Währenddessen fand er auch noch Gelegenheit L u cius über die Vorgänge im verga n genen Vierteljahr zu informieren.
„Jugurtha hat natürlich vom Wechsel in der Fü h rung der römischen Truppen erfahren und sich da r aufhin für eine abwartende Haltung entschieden.“
Ein ordentliches Bällchen verschwand im Mund des Zenturio. Kauend fuhr er fort: „Seit wir hier angelangt sind, sind uns die gegnerischen Truppen ausgewichen. Wir haben zwar immer wi e der I n formationen über ihre Verstecke, aber es kam bi s her noch zu keiner Ause i nanderse t zung.“
Luicus drehte nachdenklich eine Kugel aus den Resten der Grütze, hielt zögernd inne und le g te sie dann an den Rand des Tellers.
„Und was plant Marius?“
Der Zenturio griff den Happen und sah Lucius fr a gend an. Der machte eine einladende Han d bew e gung, und der Bissen folgte seinem Vorgänger in den Mund des Zenturio.
„Das weiß im Moment noch niemand so genau. Wir erhalten nur teilweise Einblick in die Lage und in die Pläne. Marius lässt die Truppen am Rande der Wüste zusammenziehen. Dorthin werden wir morgen auch reiten. Soweit ich informiert bin, gibt es dann eine L a gebesprechung. Du als Offizier wirst also aus erster Hand erfahren, wie es weite r gehen soll.“
Noch vor Morgengrauen machten sie sich am näc h sten Tag auf den Weg, um die kühlen Stunden des frühen Morgens zu nutzen. Es war empfindlich kalt, und das Licht des Mondes beleuchtete den Weg, der sie von der Stadt weg in ein ödes Gebiet weiter landeinwärts füh r te. Der Boden war mit Schotter und Geröll bedeckt, so dass die Pferde größte Mühe hatten voran zu kommen. Langsam wurden die Brocken kleiner, doch erst bei Tage s anbruch waren sie in ein Gebiet vorgedrungen, in dem der Boden mit einer
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