Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
zusammen eine Reihe milit ä rische Erfolge. Doch ein Sieg kam trotzdem nicht in Sicht. Jugurtha schaffte sich Verbündtete, eröffnete die Gefechte an völlig unerwa r teten Stellen und schien mit seinen Truppen überall zugleich zu sein.
Trotzdem lief nun alles deutlich besser als unter den bisherigen Feldherrn. Für Marius war nun der ric h tige Zeitpunkt gekommen seine schleppende polit i sche Karriere anzustoßen. Er wurde langsam ein wenig zu alt für Politik, und eine Gelegenheit wie diese würde so schnell nicht wieder kommen. De s halb begann er einen regen Briefwechsel mit Freunden in Rom, als er die nötigen Formalitäten erledigt hatte, eröffnete er Mete l lus, dass dieser nun erst mal allein weiter die Stellung halten könne. Er, Marius, würde in die Hauptstadt z u rückkehren und sich der Wahl zum Konsul stellen. Metellus tobte vor Wut, doch Marius ließ sich nicht aufhalten.
Zurück in Rom baute Marius seinen Wahlkampf auf der einzigen Sache auf, von der etwas verstand: auf Kriegsführung. Er bezichtigte Metellus der U n fähigkeit und des Versagens als Oberbefehlshaber der Truppen, womit es ihm gelang, die Kaufleute und Steuereintre i ber um sich zu scharen. Diese wollten schon lange wi e der in die einträgliche n u midische Provinz zurückke h ren, um ungestört ihren Geschäften nachgehen zu können, wobei Marius ihnen genau der richtige Mann zu sein schien das zu ermöglichen. Sie unterstützen seinen Wahlkampf mit reichlichen Geldern, und heute, an dem Tag, der die Entscheidung bringen sollte, uml a gerten sie seine Ecke auf dem Marsfeld und zitterten mit ihm dem Ausgang der Wahl entgegen.
In der Mitte des Gedränges auf dem Platz entstand eine Bewegung. die Menschen traten sich gegense i tig auf die Füße um einem Kandidaten, der erst spät erschienen war, die Hand schü t teln zu können oder zumindest sein Gewand zu berühren. Er schien von einem Magnetfeld umgeben, das die Neugierde und die Sympathien seiner Umgebung anzog. Auch in den Logen der Senatoren war man jetzt auf ihn aufmerksam geworden. Als er vor einigen Monaten ve r kündet hatte, dass er sich der Wahl zum Qu ä stor stellen wollte, war ein ungläubiges Lachen durch die Reihen der Aristokraten gegangen. Man fand sein Ansinnen impertinent, hatte aber leider keine Handhabe gefunden ihm sein Vorhaben zu vereiteln, denn er hatte alle Bedingungen erfüllt. Er war aus be s ter Familie, er hatte das nötige Mindes t alter und er war reich. Kopfschüttelnd hatte man seinem Antrag stat t gegeben und sich damit getr ö stet, dass die Farce wohl bald vorbei sein würde. Wer würde schon einen stad t bekannten Lebemann und Nichtstuer in ein öffentl i ches Amt wählen, e i nen Mann, der vor Jahren sogar sein Bürgerrecht aufs Spiel gesetzt hatte und nur dank der Interve n tion seines bemitleidenswerten, vor Gram ve r sto r benen Vaters nicht verurteilt worden war.
Doch die Aristokraten sollten sich getäuscht haben. Lucius Cornelius Sulla kannte die Bürger der Stadt sehr gut, er spielte mit ihnen. Er dachte nicht daran, mit irgendeinem politischen Konzept eine Intere s seng e meinschaft um sich zu scharen, stattdessen befriedigte er die Ne u gierde und den Vergn ü gungshunger aller. Sein Wahlkampf verschlang Unsummen. Er inve s tierte in öffentliche Gelage, in denen jeder, der sich einen Platz erkämpfen konnte, sich mit Wein und Delikate s sen voll stopfen konnte. Der Andrang wurde von mal zu mal größer, und bei seiner letzten Veranstaltung hatte es im G e dränge mehrere Tote gegeben, weshalb der Mag i strat eingeschritten war um ein Verbot ausz u spr e chen. Doch Lucius hatte noch viele I deen. Mit Hilfe seiner Freunde aus der Jugendzeit organisierte er spektakuläre Theatervorste l lungen mit den besten Schauspielern der Stadt. Lucius wäre nicht Lucius g e wesen, wenn er kleinlicherweise Geld für die Ei n tritt s karten genommen hätte. Die Karten wurden von prächtig ausstaffierten Reitern in den Straßen von Rom in die Menge geworfen, wo der Plebs sich darum pr ü gelte. Die Schauspieler sahen sich in der Vorstellung einem entsprechend buntgemischten Publikum gege n über und murrten nicht wenig über den Mangel an R u he und Aufmerksamkeit. Eine Sondergratifikation trö s tete sie darüber hinweg. Lucius liebte es, als Letzter kurz vor Beginn der Aufführung durch die vollbeset z ten Reihen zu schreiten, schlicht, aber el e gant gekleidet, und den Jubel der Menge entgegenzunehmen. Er am ü sierte sich königlich
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