Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
leuchteten. Sklaven trugen bronzene Kessel, aus denen Schwaden eines schweren, unbekannten Rä u cherwerks zogen, die die Zuschauer noch lange in ihren verharrenden Duft einhüllten. Nach we i tern siegreichen Soldaten folgte eine Gruppe von gefangenen Weibern, Kindern und feindlichen Kriegern zu Fuß. Sie gingen unter schweren Bew a chung und gesen k ten Hauptes, gekleidet in die Tracht ihres Landes. Man bewunderte die maler i schen U m hänge und die reichen Stickereien an den Gewändern der Frauen. Die kleineren der Kinder strauche l ten auf dem langen, staubigen Weg, doch ihre Mütter zogen sie ängstlich an den Armen, um sie zum Weitergehen zu bewegen. Der nächste Zug von Soldaten schien kein Ende nehmen zu wollen, und die aufgeregten Berichte über das nun folgende Schauspiel erreichten die Z u schauer lange bevor auch nur die Vorhut zu erwarten war. Fanfarenbl ä ser zu Pferd kü n digten schließlich den Höhepunkt des Spektakels an. Nachdem eine große Lücke im Zug eingehalten worden war, schritten Sta n darte n träger durch die Gasse zwischen den Zuscha u ern. Schon weit zuvor kündigte das Aufbranden des Beifalls und der Hochrufe ihr Kommen an. Dann e r schien endlich die lang ersehnte Quadriga mit dem sie g reichen Feldherrn. Marius stand hoch au f gerichtet in dem Wagen. Er trug einen prachtvollen Brustha r nisch, von seinem Rücken wal l te der pu r purne Mantel des obersten Befehlshabers. Ein Skl a ve, der hinter ihm auf dem Wagen stand, hielt den go l denen Lorbeerkranz über sein Haupt. Nach den Rufen der Begeisterung und der Verehrung brandeten Hoh n rufe und Spott auf, die dem Mann galten, der zu Fuß hinter dem Triumphw a gen an vier Fesseln von Soldaten geführt wurde. J u gurtha, der langjä h rige Dorn im Fleische Roms, wurde hier staubbedeckt hinter seinem Überwinder durch die Straßen geschleppt. Man bewarf ihn mit Steinen und Unrat. Doch die Stimmung schlug schnell wi e der um, als die Offiziere des Feldzuges zu Pferde auftauchten. Nach ihrer Rangordnung und ihrer Bedeutung ritten sie hinter ihrem Feldherrn. Die roten Mäntel fielen von ihren Schultern auf den Rücken der Pferde, und in i h ren glänzenden He l men und Brustha r nischen sahen sie aus wie lebe n dige Standbilder der Größe Roms. Das Geschrei war ohrenbetäubend, und das Gedränge an den Absperrungen wirkte bedrohlich. Die Mädchen streckten die Hände zum Gruß in der Hoffnung von einem der Männer bemerkt zu werden. Hal b wüchsige Jungen kle t terten auf die Vorsprünge der Fassaden um besser sehen zu können, und wer B e denken ha t te, dass seine Stimme versagen könnte, der hatte sich Rasseln und Schellen besorgt und trug so das seinige zum al l gemeinen Tumult bei. Langsam bewegte sich der Zug in Richtung auf das Forum. Die Soldaten marschierten weiter in Ric h tung auf das Marsfeld, wo Zelte und E r frischungen für sie bereitgehalten waren. Der Wagen des Tr i umphators jedoch hielt in der Mitte des großen Platzes.
Ringsum waren hölzerne Tribünen errichtet, auf denen die Elite der römischen Gesellschaft den Zug erwartete. Auf der Tribüne an der Stirnseite hatte sich der Senat versammelt, zur Li n ken und Rechten drängten sich die Patrizier und etwas weiter zum Rand hin die Ritter mit ihren Gattinnen, die sich das Schauspiel um keinen Preis entgehen lassen konnten. Der Jubel hier war deu t lich gemessener und ließ Rückschlüsse zu, ob hier O p timaten oder Popularen saßen. Natürlich waren alle froh, dass der leidige Jugurtha in Fesseln vor ihnen stand, aber den Patr i ziern war klar, dass die Ritter das als einen Erfolg ihres Lagers verbuchen und in den nächsten Wochen versuchen würden, in innenpol i t i scher Hinsicht Kapital daraus zu schlagen. Auf der Tribüne der Senatoren hatte man deshalb wenig Mühe, die Begeisterung im Zaum zu halten und grüßte den siegreichen Feldherrn mit leicht ve r krampftem Lächeln. Ein alter Senator verlas eine weitschweifige Ansprache, in der viel von Ruhm und Tapferkeit der Soldaten und von der Stärke des römischen Volkes die Rede war. Während die üblichen Floskeln über die Köpfe dahin rauschten, hatten die Zuschauer Zeit den Blick über die auf dem Platz versammelten Menschen schweifen zu lassen. Marius, der mit steinernem, männlich b e herrschten Gesicht die Huldigungen entgegennahm, Jugurtha, der am Ende seiner Kräfte schien, aber den Kopf trotzig erhoben hatte - welch ein Unte r schied zu dem Mann, der vor wenigen Jahren die Senatoren g e nauso wie
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