Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
die Volkstribunen nach se i ner Pfeife hatte tanzen lassen. Flüsternd mac h ten sich Damen auf die interessantesten und vielve r sprechendsten der Offizi e re aufmerksam und zäh l ten die Reihen durch, um das genannte Gesicht aus der Menge herauszufinden. Nachdem alles verlesen war, was man vorbereitet hatte, wurden Fanfaren geblasen, dann erteilte man dem sie g reichen Fel d herrn das Wort.
Marius bedankte sich für den Empfang, gab seiner ti e fen Bewegung Ausdruck und stieg dann vom Wagen, um Jugurtha mit dessen eigenem Prun k schwert den Kopf vom Rumpf zu trennen. Au f brandender Jubel belohnte diesen krönenden H ö hepunkt der Veransta l tung, wonach sich schließlich das erlauchte Publikum erschöpft von der ganzen Warterei aufmachte, um den sichern Schatten der Villa publica zu erreichen und sich an den dargeb o tenen Erfrischungen zu stärken. Die Elite der röm i schen Gesllschaft plauderte in kleinen Grüppchen, stets bemüht nur Lobendes und Positives zum B e sten zu geben. Die Sieger mischten sich unter die Senatoren, und alle versuchten, die Stunde zu nu t zen um in der gelösten Stimmung der Feier neue Ko n takte zu knüpfen und alte Bekanntschaften zu verti e fen. Außer einigen Damen fiel niema n dem auf, dass ein besonders attraktiver Offizier nicht teilnahm, sondern sich wohl vorzeitig verabschiedet hatte. Als sie sich nach seinem Verbleib erkundi g ten, hieß es, dass er s i cher gleich wieder käme, man hätte ihn eben noch an der anderen Seite der Halle gesehen.
Doch Lucius würde nicht wieder auf der Feier e r sche i nen, er war auch nicht an der anderen Seite des Raumes gewesen. Er war nach Hause zurüc k gegangen um ein Gefühl auszukosten, das er so bi s her noch nicht g e kannt hatte. Er wollte es nicht in oberflächlicher G e sellschaft verwässern, sondern es so frisch und so klar erleben, wie es Gefühle immer nur beim ersten Mal sind. Es war Hass. Tief, rein und alles beherrschend war dieser Hass während der Feier in ihm aufgewallt und hatte ihn übe r schwemmt und erfüllt wie die erste Liebe. Egal, was sein L e ben noch bringen würde, er wusste, dass er noch eine Rechnung offen hatte, bis er Marius di e sen Verrat heimgezahlt hätte. Es war sein, Lucius’ persönlicher Einsatz gewesen, der di e sen Krieg b e endet hatte, er hatte Bocchus eingewickelt und ihn dazu gebracht Jugurtha ausz u liefern, was das Ende des Krieges bedeutet hatte. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, als er die Lügen über Roms Vorhaben erzählt hatte, und wenn er es nicht getan hätte, w ä ren alle Mi t wirkenden dieses ganzen schönen Tr i umphzuges noch an diesem Tage im Sand der W ü ste eingegraben. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst, dass er nicht schlau genug gewesen war, J u gurtha direkt aus Maur e tanien nach Rom zu übe r stellen, sondern dem Drang nachg e geben hatte, diesen Ersatzvater, der Marius für ihn während des Feldzuges geworden war zu beeindr u cken und von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Er selbst war so dumm gewesen Marius die Möglichkeit in die Hand zu spielen, diesen Erfolg für den seinen au s zugeben und ihn selbst in die zweite Reihe zu schieben. Aber Lucius war nicht der Mann, der das tatenlos mit ansehen würde. Er würde nicht den Mund halten und hoffen, dass irgendwann ein Bros a me vom Tisch dieses Aufsteigers für ihn abfallen würde. Er wollte den ga n zen Tisch, und er würde ihn sich h o len. Um jeden Preis.
7. Kapitel
Der Treck
Er erwachte spät. Draußen brachen die Männer das Lager ab, die Geräusche drangen zu ihm herein. Ein klebriges, kühles Gefühl auf seinem Bauch brachte ihm die Erinnerung an die ve r gangene Nacht zurück. Er schreckte auf und sah sich im Zelt um auf der Suche nach Resten des weißen G e stöbers. Nicht der kleinste Flaum war zu sehen. Er rupfte ein Büschel Gras vom Boden und wischte sich damit ab. Noch immer leicht benommen, legte er seinen Mantel um und steckte die Fibel in den schweren Stoff. Er konnte sich nicht klar darüber werden, ob er einem Traum erl e gen oder ob ihm in dieser Nacht wirklich ein Albenwesen erschi e nen war. Wenn sie erst zuhause waren würde er mit Wid darüber sprechen müssen.
Zu dem Gespräch mit Wid kam es nie. Bojord scheute sich, die Begegnung zu erwähnen, denn er fürchtete, dass seine Vereinigung mit einem Fremdwesen als we i teres Zeichen für sein Ze r würfnis mit Odin gelten könnte. Er war unsicher geworden und verbarg seine Ängste hinter mürr i schem
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